Die Schafe des Regimes, oder die Mär von den 99%. Weil die Menschheit völlig inhomogen ist, sich von den Eliten auseinanderdividieren lässt und viel zu sehr damit beschäftigt ist, mit dem Überleben zu kämpfen, wirkt diese Phrase fehl am Platz. Eine Revolution wird nicht stattfinden.
sheeple
Kaum ein Slogan hat sich seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 so sehr im kollektiven Gedächtnis festgesetzt wie dieser: „We are the 99%!“ Dieser Spruch bringt kurz und knapp zum Ausdruck, wie dramatisch die Lage auf dem Planeten Erde zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist: Eine gleichermaßen machtgeile wie korrupte „Elite“ von lediglich einem Prozent der Menschheit - nämlich den sogenannten „Superreichen“ - beherrscht und kontrolliert praktisch alles. Angefangen von den Ressourcen und Nahrungsmitteln, die wir benötigen über die Medien, die wir konsumieren, die Dienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen, die Politiker, die uns vorschreiben, wie wir zu leben und was wir zu tun und zu lassen haben bis hin zum Geldsystem, mittels dem wir durch die ihm eigene Schuld/Zins-Dynamik in ständiger Abhängigkeit von bunten Papierschnipseln gehalten werden wie Leibeigene.

Der Rest der Menschheit, eben die erwähnten 99%, hat das Nachsehen und kann schauen, wo er bleibt. Und das gestaltet sich zusehends schwieriger, denn dank des oben erwähnten Geldsystems, das so eingerichtet ist dass eine ständige „Umverteilung“ von unten nach oben, von fleißig zu reich erfolgt, wird es für den Normalbürger immer unmöglicher, sein Auskommen zu finden.

Gekaufte Politik

Eigentlich wäre es ja die Aufgabe der „gewählten Volksvertreter“ aus der Politik, hier für mehr Fairness und Gerechtigkeit zu sorgen; doch wenn man bedenkt, dass Wahlkämpfe heutzutage zig Millionen kosten, die den angehenden Politikern von diversen Firmen, Konzernen und Lobby-Vereinigungen vorgestreckt werden, darf es einen nicht wundern, dass die so unterstützten, sobald erst einmal im Amt sind, sich in erster Linie bei ihren Gönnern erkenntlich zeigen müssen. Das passiert dann in Form von Gesetzen, deren Sinn kein normaler Mensch mehr nachvollziehen kann.

So und nicht anders ist zum Beispiel das aktuelle Gemurkse rund um die TTIP-Verhandlungen zu verstehen - obwohl das Volk auf beiden Seiten des Atlantiks diesem Kaperbrief für Großkonzerne mehrheitlich ablehnend gegenübersteht, wird weiter hinter verschlossenen Türen weiterverhandelt. Eigentlich ein höchst erbärmliches Schauspiel für eine Demokratie, wo ja immer von Transparenz und Mitbestimmung geredet wird - und wenn sich dann doch mal ein Journalist seiner Cojones besinnt und einen der Polit-Darsteller auf diesen Missstand hin anspricht, wird er entweder als Verschwörungsspinner lächerlich gemacht oder mit derartig mit Neusprech-Phrasen zugedroschen, dass ihm Hören und Sehen vergeht.

Konklusio: Nein, wir brauchen nicht zu wissen, was da verhandelt wird, das ist eh alles viel zu kompliziert für uns - Sie, diese Menschen mit Gehältern weit jenseits der 10.000-Euro-Grenze und sagenhaften Privilegien und Vergünstigungen, wissen ganz genau was gut für uns ist.
Pustekuchen!

Die Schuldfrage

Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen? Welche Kontrollinstanzen haben versagt, wer ist schuld an diesem Desaster? Und - eine noch viel spannendere Frage: Weshalb ändert sich nichts, wenn wir doch die 99% sind?

Nun, weil wir das eben nicht sind. Es gibt zwar die Masse von 99%, die mehr oder weniger durch die Finger schauen im globalen Raffgierspiel, aber diese 99% sind eben keine homogene Masse. Selbst wenn man die Entwicklungsländer weglässt - wo der Großteil der Menschen nicht einmal die nötige Bildung hat, um das Problem zu verstehen, ganz abgesehen davon dass deren Alltag von einem beinharten Überlebenskampf bestimmt ist, der ihnen kaum Zeit zum Verschnaufen und keine Möglichkeit zum Aufbegehren lässt - so bleiben auch in der „westlichen Welt“ bei weitem nicht genug Menschen übrig, die bereit sind, sich auf die Hinterbeine zu stellen.

Viele haben einen Job, den sie nicht verlieren möchten, Schulden, die abbezahlt werden müssen (wieso eigentlich?), Kinder, um die sie sich kümmern müssen - oder schlicht keinen Bock, Revolution zu spielen. Warum denn auch, uns geht’s doch gut? Wir haben genug zu essen und einen Fernseher, der uns pausenlos mit den großartigen Visionen einer heilen Konsumwelt berieselt ... Klar, es ist vielleicht nicht alles so, wie wir es gern hätten, aber schließlich geht’s uns immer noch besser als dem Rest der Welt!

Ja, noch! - möchte man diesen fröhlich blökenden Schäflein des Regimes entgegenhalten. Aber wartet nur ab. Der Niedergang begann schon Ende 70er/Anfang 80er - Jahre, wie Michael Moore in seinem Film Capitalism - a love story eindrucksvoll vor Augen führt. Anfangs langsam und schleichend, doch die Abwärtsspirale dreht sich immer schneller und schneller.

Revolution? Nein, danke!

Und was wurde uns nicht alles versprochen in der Zeit! - Wenn wir erst mal in der EU sind, fließen Milch und Honig und gebratene Tauben fliegen uns ins Maul - ha! Der Euro bringt dann noch zusätzlichen Segen, die EU-Osterweiterung schafft Millionen neue Jobs und blühende Landschaften. Nichts davon ist passiert. Im Gegenteil, alles geht immer mehr den Bach runter, während sich „die da oben“ immer noch unverschämter die Taschen vollstopfen und gleichzeitig die Welt in ein Schlachthaus verwandeln.


Irgendwann werden die Schafe dann vor den rauchenden Trümmern, dessen, was einst Zivilisation genannt wurde stehen, ungläubig den Kopf schütteln und entweder: „Wir haben von all' dem nichts gewusst!“ oder „Was hätten wir denn machen sollen?“ blöken. Das hatten wir übrigens auch schon mal, dass keiner etwas mitgekriegt haben wollte...

Es gibt keine 99%, dann man ist sich nicht einmal beim Protest einig. So wird zum Beispiel die Schnittmenge zwischen Occupy- und Pegida-Aktivisten verschwindend gering sein. Eine von den Eliten gegängelte Masse, zwei unterschiedliche Bewegungen, deren Anhänger sich zum Teil spinnefeind sind. So wird das nix mit Widerstand.


Auch wenn man alle alternativen Bewegungen - Öko-Fundis, Libertäre, Anarchisten usw. - zusammennimmt, so kommt man vermutlich trotzdem auf keine 10% der Gesamtbevölkerung. Sogar wenn man jetzt mal optimistisch annimmt, die würden sich von einem Tag auf den anderen vertragen - es wären immer noch viel zu wenige. Und diese wenigen wären leicht überwach - und kontrollierbar. Um die Masse der Schafe muß sich das Regime sowieso keine Gedanken machen.