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© REUTERS/David Parry/poolDie erste Bulette aus dem Labor – kultiviert aus Rinder-Stammzellen
Massenhafte Fleischproduktion belastet die Umwelt, unsere Gesundheit und ist ein ethisches Dilemma. Deshalb wollen Forscher uns bald In-Vitro-Fleisch servieren.

Es ist ein ganz großes Thema von morgen - für die Zukunft des Essens, des Klimas, der Umwelt und überhaupt einer gerechteren globalen Verteilung von Ressourcen. Aber mit dem Begriff In-Vitro-Fleisch oder mit Invitrofleisch wird es eine breite Öffentlichkeit nicht in Verbindung bringen. Dafür werden die Werber schon sorgen! Viel zu ehrlich und ungeschminkt ist dieses Wort: in vitro erzeugt, also im Reagenzglas statt in einem lebenden Organismus - das lässt keinen Raum mehr für Illusionen.

Von denen aber lebt der Fleischkonsum. Binnen eines halben Jahrhunderts hat der sich weltweit vervierfacht. Im reichen Westen wird schon lange zu viel Fleisch gegessen, in den Schwellenländern drückt sich der neue Wohlstand durch mehr Tier auf dem Teller aus. Zucht und Mast sind eine Umweltbelastung sondergleichen, viele Fleischfabriken eine schlimme Brutstätte für neue Seuchen. Vom ethischen Dilemma der Massentierhaltung ganz zu schweigen, das mit dem Konsum wächst. Doch langsam reift die Technik für eine tierlose Fleischproduktion in der Retorte. Hackfleisch aus Gewebekulturen erscheint den Wissenschaftlern bereits greifbar nahe, andere Varianten In-Vitro-Fleisch sind wenigstens keine pure Fantasie mehr. Jedenfalls in den Forschungsinstituten.

Aber sollte auch der Transfer von der Petrischale auf den Teller gelingen, werden die Werbeabteilungen der Fleischmultis wohlklingende Euphemismen für das Laborfleisch hervorbringen. Sie haben uns bisher ja auch das Ergebnis Antibiotika verschlingender Mastfabriken als Premiumschinken schmackhaft gemacht.