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© dpa/Valda KalninaGriechenlands Finanzminister Varoufakis hat dem "Philosophie Magazin" ein ausführliches Interview gegeben
Seinen Kurs ändern will Griechenlands Finanzminister Varoufakis trotz aller Geldprobleme nicht. In einem aktuellen Interview spricht er über Deutschlands Kriegsschulden und -Schuld und weshalb die Zeit des Bluffens vorbei ist.

Griechenlands Finanzminister und Immer-mal-wieder-Verhandlungsführer Gianis Varoufakis hat sich wieder einmal ausführlich in einem Medium geäußert. Gegenüber dem Philosophie Magazin äußerte der Ökonom sich in einem Streitgespräch mit dem Philosophen Jon Elster über Prinzipien, Wiederwahl und Kriegsschulden. Die wichtigsten Zitate:

Der Griechen-Poker

"Ich versuche, meine Verhandlungspartner davon zu überzeugen, dass wir uns in einem kooperativen Spiel befinden. Wir haben kein Recht mehr zu bluffen. Wenn ich sage, dass wir, wenn wir neue, unerträgliche Sparmaßnahmen akzeptieren müssen, letztlich aus dem Euro ausscheiden werden, ist das kein Bluff.“

Sein Reformeifer

„Wir haben ein riesiges Reformprogramm, und wir würden es wirklich gern in die Tat umsetzen. Und glauben Sie mir, seit zwei Monaten schufte ich Tag und Nacht dafür.“

Seine drei Hauptziele

„Unsere rote Linie ist klar: Wir wollen, dass das Abkommen, wenn es zustande kommt, drei Kriterien erfüllt:
  1. Zunächst den Deflationszyklus der Schulden zu stoppen - anders gesagt, nicht noch mehr Leute auf die Straße zu setzen.
  2. Dann unsere Würde wiederherzustellen - das heißt, unsere Reformprojekte zuwege zu bringen, ohne von einer Armee von Technokraten heimgesucht zu werden.
  3. Schließlich der in Griechenland herrschenden "Kleptokratie" ein Ende zu setzen.
Wir können erhebliche Kompromisse eingehen, doch wir werden uns nicht so weit kompromittieren, dass wir auf diese drei Forderungen verzichten.“

Deutsche Schuld

„Ich glaube auch nicht, dass wir auf griechischer Seite von der Okkupationszeit besessen sind. Es ist unsere Würde, die wir gegenüber den Deutschen verteidigen. (...) Ich verlange nicht, dass die Deutschen alles zurückzahlen. Doch wenn sich Angela Merkel in die Athener Zentralbank begeben und uns anstelle dieser Schulden einen symbolischen Euro überreichen würde, wäre das schon einmal gut. (...) Ich bin dazu bereit, die Verantwortlichkeiten auseinander zu halten, Vergangenheit und Gegenwart zu trennen.“

Schulden und Schuld

„Meine Gegenüber sagen ein ums andere Mal: Schulden sind Schulden. Wenn dem so ist, dann gilt das für alle. (...) Doch wenn man mir sagt, meine Schulden seien sakrosankt, während die Schulden der anderen (nach dem Zweiten Weltkrieg) getilgt wurden, weil das einseitig so beschlossen worden ist, dann ist das schwer zu verdauen.“