New York/Brüssel (dpa) - Erstmals hat Ebola jetzt auch die US-Millionenmetropole New York und den afrikanischen Staat Mali erreicht. Bei einem Arzt habe sich der Verdacht auf die Krankheit bestätigt, sagte New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio.
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In Mali wurde das Virus bei einem zweijährigen Mädchen nachgewiesen. Im Kampf gegen die Seuche hat die Europäische Union (EU) am Freitag ihre Hilfen fast verdoppelt.

New York: Der 33 Jahre alte Arzt war wenige Tage zuvor aus Westafrika nach New York zurückgekehrt und hatte zuletzt über Fieber und Durchfall geklagt. Er wurde sofort isoliert. Den Gesundheitsbehörden zufolge ist es "extrem unwahrscheinlich", dass er andere angesteckt habe. "Es gibt keinen Grund zur Sorge", beteuerte der Bürgermeister. "Wir haben ein starkes Team, und wir sind seit Monaten vorbereitet." Ebola übertrage sich durch Körperflüssigkeiten: "Es genügt nicht, im selben U-Bahn-Wagen zu sein oder in der Nähe zu wohnen." New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sagte, dass der Mann engeren Kontakt zu vier Menschen gehabt habe - alle vier seien bereits ermittelt.

Der New Yorker Gesundheitsbehörde zufolge hatte der 33-Jährige für "Ärzte ohne Grenzen" in Guinea gearbeitet und war am 14. Oktober nach Europa und drei Tage später nach New York geflogen. Erst am Donnerstag habe er Fieber bekommen. Die Behörde bestätigte, dass der Arzt U-Bahn und Taxi gefahren und am Abend vor dem Fieber zum Bowling gegangen sei. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass man erst ansteckend ist, wenn man krank ist."


Mali: Das mit Ebola infizierte Kleinkind in Mali war am Mittwoch in ein Krankenhaus in der Stadt Kayes gebracht worden, am Donnerstag stand nach offiziellen Angaben der Befund fest. Im selben Krankenhaus wurden Verwandte und andere Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt. Das Mädchen war nach Medienberichten zuvor im Nachbarland Guinea gewesen, das stark von der Seuche betroffen ist. Die Eltern waren beide an Ebola gestorben; die Großmutter brachte die Kleine nach Mali. Gesundheitsminister Ousmane Kone rief die Bevölkerung der Region auf, nicht in Panik zu verfallen und auf die Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen zu achten. Das westafrikanische Mali ist bitterarm und verfügt nur über ein marodes Gesundheitssystem.

EU-Hilfe: Die Europäische Union stockte ihre Hilfen für den Kampf gegen Ebola auf mindestens eine Milliarde Euro auf. Darauf einigten sich die Staats- und Regierungschefs der 28 Mitgliedstaaten bei ihrem Gipfel in Brüssel. Am Freitag lagen bereits konkrete Zusagen in Höhe von über 600 Millionen Euro vor. Die Hilfen soll der neue EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement, Christos Stylianides, koordinieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete die Epidemie als "außergewöhnliche Herausforderung" für die gesamte Menschheit. Neue Hilfszusagen aus Deutschland gab es zunächst aber nicht. Die Bundesregierung betonte, sie haben mehr als 100 Millionen Euro mobilisiert - und damit mehr als die meisten anderen Staaten.

Hunger: Angesichts der Epidemie warnte das Welternährungsprogramm (WFP) vor Hunger in Westafrika. Bereits in diesem Jahr sei mit großen Ernteausfällen, steigenden Preisen für Grundnahrungsmittel und dem Zusammenbruch von Märkten zu rechnen, teilte die Organisation mit. Sollte die Epidemie weitere vier bis fünf Monate andauern, sei zu befürchten, dass Aussaat und Anbau für das kommende Jahr massiv beeinträchtigt würden. Guinea, Liberia und Sierra Leone sind am stärksten vom Ausbruch der Seuche betroffen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich bislang etwa 10 000 Menschen angesteckt. Experten rechnen mit einer hohen Dunkelziffer.

Impfungen: Die ersten großangelegten Tests von Ebola-Impfstoffen in Westafrika können nach Einschätzung der WHO vielleicht schon im Dezember beginnen. Noch vor wenigen Tagen war die Organisation von einem Start im Januar ausgegangen. "Das zeigt, wie derzeit mit Hochdruck gearbeitet wird", sagte die stellvertretende WHO-Generaldirektorin Marie-Paule Kieny in Genf. Sie schränkte aber ein, dass sich die Impfstoffe erst als effizient erweisen müssten. Eines der Mittel werde gerade in den USA, Großbritannien und Mali getestet, das andere in Deutschland, der Schweiz, Gabun und Kenia.

Angst: Auf dem Madrider Flughafen starb ein Afrikaner einem Zeitungsbericht zufolge, weil Rettungskräfte aus Angst vor einer Ebola-Infektion nicht rechtzeitig in ein Krankenhaus brachten. Wie die Zeitung El Mundo meldete, war der Nigerianer im Flughafengebäude zusammengebrochen. Die Rettungssanitäter alarmierten wegen Ebola-Verdachts ein Expertenteam mit Schutzanzügen, das aber erst nach 50 Minuten da war. Es stellte sich heraus, dass der Mann nicht an Ebola litt, sondern ein Schmuggler war. Eine oder mehrere Kokain-Kugeln waren im Körper des Mannes aufgeplatzt.