Tageszeitungen
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Die Medienlandschaft in Deutschland gilt unter vielen Beobachtern immer noch als objektiv und unabhängig. Doch ein analytischer Blick auf die großen deutschen Medien legt deren Interessenverstrickungen und Abhängigkeiten offen. In einer fünfteiligen Serie bringt RT Deutsch nun Licht ins Dunkel. Zum Abschluss befassen wir uns mit der Zeitungslandschaft und zeigen auf, wie RT arbeitet. Zahlreiche Querverweise, weiterführende Links und Videos ermöglichen ein vertiefendes Studium der Materie.


Kommentar: Die anderen Teile finden Sie hier: Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4.


Teil 5: Tageszeitungen

Besitzer: Verschiedene Publikationen größtenteils in der Hand großer Verlagshäuser wie Funke Mediengruppe, Südwestdeutsche Medien Holding, Madsack oder der Holtzbrinck-Gruppe

Sitz: deutschlandweit

Politische Ausrichtung: In der Regel mit klarem Bekenntnis zur EU, speziell der Euro-Währung, zum herrschenden Wirtschafts- und Parteiensystem und zum transatlantischen Bündnis

Schlüsselfiguren: Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung), Klaus-Dieter Frankenberger (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Michael Stürmer (Die Welt), Josef Joffe (Die Zeit)

Wissenswertes: Neben den Axel Springer-Blättern BILD (Auflage: rund 2,1 Millionen) und Die Welt (Auflage: 200.000) sind vor allem die überregionalen Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung (Auflage: 265.000) und Süddeutsche Zeitung (Auflage: 380.000) bedeuten.

Lediglich die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die als konservativ-bürgerlich gilt, gehört zu keinem großen Medienkonzern. Stattdessen gehört sie zu 93,7 Prozent der FAZIT-Stiftung Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH. Laut Statuten der Stiftung dürfen die Erträge aus dem Zeitungsgeschäft nur für gemeinnützige Zwecke genutzt werden. So fördert die Stiftung laut Eigendarstellung etwa die Forschung und vergibt ausgewählte Stipendien.

Die Internetseite Lobbypedia schlüsselt die Eigentümerstruktur der FAZIT-Stiftung detailliert auf und merkt an:
"Gesellschafter der FAZIT-STIFTUNG, die u. a. eine Mehrheitsbeteiligung an der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH hält, sind überwiegend Unternehmer, die zum Teil Funktionen in Wirtschaftsverbänden innehaben und Mitglieder neoliberaler Netzwerke sind. "
Seit 2012 ist die Herausgabe der Zeitung jedoch ein wirtschaftliches Verlustgeschäft. 200 von 900 Mitarbeitern soll bis 2017 gekündigt werden.

Der Tagesspiegel mit seinen 110.000 Exemplaren pro Ausgabe gehört, wie auch die Wochenzeitung Die Zeit (Auflage: 503.000) zur Holtzbrinck-Gruppe, in deren Händen sich außerdem der Handelsblatt-Verlag befindet.

Nach dem Axel Springer-Verlag sind Mediengruppen am auflagenstärksten, die eine Vielzahl von regionalen Tageszeitungen halten. Oft werden dabei von den großen Verlagshäusern identische Mantelteile produziert, die lediglich mit einem regionalspezifischen Mittelteil gefüllt werden. Eine nur scheinbare redaktionelle Pluralität.

Die Südwestdeutsche Medien Holding, zu der auch die Süddeutsche Zeitung gehört, besitzt insgesamt 16 Tageszeitungen. Diese erreichen eine tägliche Auflage von rund einer Million Exemplaren. Dennoch erwirtschaftete der Konzern 2013 ein Defizit von 71,4 Millionen Euro.


Kommentar: Kein Wunder. Da sich mehr und mehr Menschen der Manipulation in den "Leitmedien" bewusst werden, ist es logisch, dass diese Verluste einstecken. So fordert ein Journalist z.B. angesichts der davonschwimmenden Felle sogar eine Zwangsabgabe für Printmedien - bezahlte Manipulation:
  • "Qualitätspresse" vor dem Untergang retten: Alpha "Journalist" fordert Zwangsabgaben von uns Steuerzahlern



Ein weiterer Big Player im Tageszeitungsgeschäft ist die Funke Mediengruppe. Im Jahr 2014 übernahm der Konzern vom Axel Springer-Verlag die Tageszeitungen Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt. Daneben gibt der Medienkonzern zehn weitere Regionalzeitungen in deutschen Ballungsgebieten und Großstädten heraus.

Auf Platz vier liegt die Madsack Mediengruppe mit 15 regionalen Tageszeitungen. Darunter die Märkische Allgemeine Zeitung, die Ostsee-Zeitung und die Leipziger Volkszeitung, bei der auch die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) Miteigentümer ist.

Die SPD unterhält als einzige deutsche Partei größere Medienbeteiligungen und ist damit ebenfalls im Tageszeitungs-Geschäft aktiv. Unter dem Dach der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), die zu 100 Prozent der Partei gehört, sichert sich die SPD ihren Einfluss mittels zahlreicher Minderheitsbeteiligungen an regionalen Blättern.

Insgesamt betrug 2014 der Marktanteil der zehn größten Verlagsgruppen an der verkauften Auflage aller Tageszeitungen 59,3 Prozent.

Hinzu kommt der massive Einfluss professioneller PR-Agenturen und Think Tanks auf die gesamte Medienlandschaft. Nicht selten werden diese zur Durchsetzung geopolitischer Interessen angeheuert, wie im Falle einer Ende 2015 aufgedeckten Medienkampagne, bei der 500.000 Euro aufgewendet wurden, um in Deutschland ein positiveres Bild der ukrainischen Politikerin Julia Timoschenko zu zeichnen.


Deutsche bzw. deutschsprachige Tageszeitungen sind weltweit Spitzenreiter bei der Verbreitung eines negativen Bildes über Russland. Dies geht aus einer Untersuchung hervor, die die russische Nachrichtenagentur Sputniknews veröffentlicht hat.

Russland-Berichterstattung in 10 Ländern
© SputnikDie Russland-Berichterstattung in zehn Staaten im Überblick: Insgesamt 5236 negative oder mäßig negative Meldungen oder Meinungsartikeln in deutschen Zeitungen im Jahr 2015
Platz 1 nimmt dabei die Frankfurter Allgemeine Zeitung ein, Platz 2 teilt sich die Süddeutsche Zeitung mit der österreichischen Zeitung Der Standard. Besonders extrem ausgeprägt ist die transatlantische Bindung auch bei der einflussreichen Wochenzeitung Die Zeit. Deren Herausgeber Josef Joffe klagte erfolglos gegen die ZDF-Satiresendung Die Anstalt, die in einem Beitrag die Verstrickungen des deutschen Journalismus mit transatlantischen Interessengruppen wie der Trilateralen Kommission, dem Aspen Institute, der Atlantik-Brücke und weiteren Organisationen veranschaulichte.




Als Vorlage für den Beitrag der Anstalt diente Uwe Krügers Studie "Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-­Journalisten - eine kritische Netzwerkanalyse".

Ein besonderes Augenmerk legt Krüger in seiner Studie auf die führenden Köpfe der großen Tageszeitungen im Bereich ihrer außenpolitischen Positionierung. So kann Krüger wissenschaftlich nachweisen, dass Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung), Klaus-Dieter Frankenberger (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Michael Stürmer (Die Welt) und Josef Joffe (Die Zeit) über äußerst ähnliche politische Netzwerke verfügen, die sich durch ihre stark transatlantische Prägung auszeichnen. Dies spiegelt sich auch in der geopolitischen Agenda der großen Publikationen wieder (vgl. Krüger, Uwe: Meinungsmacht, 2013, S. 131ff).

Josef Joffes Kollege und stellvertretender Chefredakteur der Zeit, Bernd Ulrich, bestätigte die Analyse Krügers in seinem Buch „Sagt uns die Wahrheit!“. Zwar bezeichnet Ulrich die verkürzte Darstellung der Anstalt als "überspitzt", im Kern jedoch als durchaus korrekt. Mit Blick auf die Atlantik-Brücke und die nicht weniger einflussreichen Bilderberg-Konferenzen "und viele andere", gibt der amtierende Leiter des Politikressorts der Wochenzeitung Die Zeit unumwunden zu:
„Diese Veranstaltungen, von denen nicht berichtet werden darf, haben einen bestimmten Zweck - in der Regel: offiziell die Stärkung der transatlantischen Zusammenarbeit. De facto sind sie auch ein Transmissionsriemen für die amerikanische Denkart in der Außenpolitik, für die je angesagte Politik Washingtons.

In diesen Netzwerken wurde in den Jahren der Mittelost-Kriege eine Politik vordiskutiert und rationalisiert, die aus heutiger Sicht als stellenweise durchgeknallt bezeichnet werden muss." (S. 47)
Im Wochenrhythmus erscheinen in Deutschland die Magazine Stern und Focus. Stern ist eine Gruner+Jahr -Produktion und somit komplett in den Händen von Bertelsmann.Focus wird vom Burda-Verlag herausgegeben. Dieser verfügt auch über mehrere regionale Radiosender und gibt zahlreiche Illustrierte heraus, deren Hauptthemen der Hochadel und das Showbusiness sind.

Eine Klammer um alle deutschen Printerzeugnisse bilden die großen Nachrichten- und Presseagenturen. Meldungen von dpa, AP und Reuters werden von allen großen Tageszeitungen in großer Zahl und meist im Copy-Paste-Verfahren übernommen.

Kontroversen: Im Januar 2015 ließ die FAZ-Redaktion den ukrainischen Putsch-Präsidenten Petro Poroschenko, pünktlich zum Beginn einer neuen Militäroffensive Kiews, einen Artikel in ihrer Printausgabe publizieren. Im Zuge des NSA-Überwachungsskandals schlug sich die FAZ wiederholt auf die Seite der Geheimdienste.

Der ausgewiesene NATO-Berater Sandro Gaycken veröffentlichte zudem Gastartikel in der FAZ, in denen er unverblühmt die anlasslose Massenüberwachung durch BND und NSA und damit den Grundrechtebruch durch die Geheimdienste verteidigt.

Einen großen Glaubwürdigkeitseinbruch erlitten die deutschen Tageszeitungen zudem im Zuge der Ukraine-Krise. Die Publikationen folgten dabei nahezu uneingeschränkt dem Narrativ des Westens und verbeiten bis heute, unbeeindruckt von gegenteiligen juristischen Fakten, die Annexionslüge in Sachen Krim.


Die massive Unausgewogenheit der Berichterstattung in der gesamten deutschen Medienlandschaft kritisierte sogar das NDR-Magazin ZAPP im März 2014 äußerst scharf:


Auch die Fernsehjournalistin und Dozentin für Journalistik, Gabriele Krone-Schmalz, ließ das Magazin in Bezug auf das Thema Ukraine-Berichterstattung zu Wort kommen:


Die fortwährende interessengeleitete Einseitigkeit in der Berichterstattung führte auch zu massiven Leserprotesten, unter anderem in den Foren und Kommentarspalten, als deren Folge die Zeitungen die eigene Leserschaft wahlweise als Spinner oder "Putin-Trolle" diffamierten. Die Süddeutsche Zeitung entschied sich sogar dazu, als Folge des Konfliktes ihren regulären Kommentarbereich unter den Artikeln abzuschaffen.


Auch wurde die Friedensbewegung nach deren Kritik an dieser einseitigen Berichterstattung von den deutschen Mainstreammedien unisono verschmäht und durch zahlreiche verallgemeinernde Unterstellungen diskreditiert.


Kommentar: Dies verwundert nicht, da ja die neue Friedensbewegung (bzw. Mahnwachenbewegung oder Friendenswinter) Potential in sich trug, viele Menschen aufzuwecken: Ken Jebsen spricht Klartext bei der "Montagsdemo-Bewegung": Wissen über Psychopathie wird dringend benötigt, um ein Bestehen zu sichern


Deutsche Tageszeitungen attackierten in der Vergangenheit ebenfalls immer wieder RT Deutsch. Schon zum Start im November 2014 wurde der deutsche Ableger des RT-Netzwerkes vorausgreifend und pauschal als "Putin-Propaganda", "russischer Propagandasender" oder "Kreml-Propaganda" diskreditiert.

Die Kooperation des Thüringer Lokalsenders Salve.TV mit RT Deutsch sorgte für einen weiteren "Eklat". Der Erfurter Sender strahlt seit April 2015 die RT-Deutsch-Internetsendung Der Fehlende Part im Lokalfernsehen aus.

Die deutschen Medien skandalisierten die Zusammenarbeit gezielt und organisierten eine Kampagne gegen Salve.TV, die die Lizenzvergabe an den kleinen Privatsender in Frage stellte. Die Landesmedienanstalt sah sich durch die Kampagne, an der sich auch einige Landespolitiker beteiligten, zu einer Überprüfung der Lizenzmaßgaben gezwungen. Die Überprüfung ergab keine Verstöße.


Kommentar: Diese Angriffe bedeuten, dass RT Deutsch (und RT International) auf dem richtigen Weg sind. In dem Sinne auch ein Dank an RT wegen dieser Artikelserie über die Mainstreammedien!


Doch wie arbeitet RT eigentlich? Anlässlich des 10. Jubiläums der Senderfamilie führte RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan in einem exklusiven Video hinter die Redaktions-Kulissen und zeigt, wie das "propaganda bullhorn" sein tägliches "Desinformations"-Werk verrichtet:


Ganz ohne Selbstironie lässt sich jedoch sagen: Für das Jahr 2016 wird die RT-Senderfamilie 19 Milliarden Rubel aus russischen Steuergeldern erhalten. Beim derzeitigen Umrechnungskurs entspricht dies rund 236 Millionen Euro. Staatliche Akteure haben bei RT, trotz dieser öffentlichen Förderung, keine Entscheidungs- oder Kontrollpositionen inne.

Die RT-Videosparte ist mit insgesamt über drei Milliarden Aufrufen das weltweit meist geklickte News-Netzwerk auf Youtube. RT sendet auf Englisch, Spanisch, Arabisch, Deutsch, Französisch und Russisch. Die Webseite von RT Deutsch, vor rund einem Jahr gestartet, verzeichnet derzeit zwischen 250.000 und 400.000 Zugriffe pro Tag. In den deutschen Social Media-Charts befindet sich das Newsangebot seit einiger Zeit unter den Top 25 in den Monatsrankings. RT bietet eine alternative Sicht auf politische Ereignisse und das Weltgeschehen und lässt dabei, bedingt durch seine Herkunft, auch die russische Seite ausführlich zu Wort kommen. Offenkundig - das beweist auch die tiefere Analyse der deutschen Medienlandschaft - ist hierfür der Aufbau eines neuen, modernen Medienunternehmens notwendig.

Weiterführende Literaturtipps:

- Jörg Becker: Medien im Krieg - Krieg in den Medien

- Ronald Thoden (Hg): Ukraine im Visier: Russlands Nachbar als Zielscheibe geostrategischer Interessen

Verantwortlicher Redakteur "Der ultimative Mainstreammedien-Guide von RT Deutsch" Teile 1-5: Florian Hauschild