US-Spezialsoldaten bei militärischer Übung
© americanspecialops.com/public domain/DoD, photo by Sgt. Steven L. Phillips In lokale Umgebungen einsickern und verdeckt Aufträge ausführen: US-Spezialeinheiten werden bei der Operation "Jade Helm" mögliche Einsätze im "feindlichen" Ausland trainieren
Spezialkommandos proben von Juli bis September 2015 im Süden der USA verdecktes Agieren unter feindlicher Zivilbevölkerung. Patriotische Milizen halten das Manöver für eine Bedrohung der Südstaaten und wollen es stören.

Wer in diesen Wochen die Internetseiten der Waffenlobby in den USA besucht, stößt immer wieder auf Warnungen vor einer drohenden militärischen Gefahr. Neu ist, dass diese nicht aus Russland oder China, sondern aus einem anderen »Osten« erwartet wird, nämlich von der Ostküste der USA - aus der Hauptstadt Washington D. C.


Kommentar: Mit dem Begriff "Waffenlobby" werden ganz berechtigte Ängste und Sorgen von US-Bürgern diskreditiert, indem man sie in eine Ecke schiebt. Diese Befürchtungen werden nämlich auch von anderen Webseiten geteilt. Dass man Russland und China noch ins Spiel bringt, gegen die ja die Ängste der Bevölkerung seit vielen Jahren bewusst geschürt werden, soll die Besorgnis über "Jade Helm" noch mehr in Abrede stellen - ebenso wie diese beiden Länder.


In den Internetforen patriotischer Milizen und von Mitgliedern der einflussreichen Schusswaffenlobby »National Rifle Association« (NRA) ist in einer täglich wachsenden Anzahl an Beiträgen von einer Strategie der US-Regierung die Rede, im Sommer im Rahmen der militärischen Übung »Operation Jade Helm 15«1 bestimmte US-Bundesstaaten mehr oder weniger verdeckt zu besetzen und möglicherweise sogar das Kriegsrecht über sie zu verhängen. Dahinter stecke eine Strategie der »Liberalen«, worunter diese Kreise alle Kräfte links von den Neokonservativen der Republikanischen Partei, den populistischen Wutbürgern der Teaparty-Bewegung und religiösen Rechten fassen. Diese »Liberalen« verfolgen angeblich den teuflischen Plan, die privaten Waffenbesitzer unter ihre Kontrolle zu bringen und ihre Waffen zu konfiszieren. Das mutmaßen Verschwörungstheoretiker rechter und patriotischer Gesinnung, die seit der Amtsübernahme von US-Präsident Barack Obama nicht müde werden, die private Aufrüstung zu propagieren, weil ihrer Meinung nach anders die Gefahr nicht abzuwenden sei, die »den Amerikanern« für ihre Freiheit drohe.


Kommentar: Das Wort "Verschwörungstheoretiker" ist ein Kampfbegriff, der dazu dient, kritisch denkende und besorgte Menschen im Allgemeinen in eine Ecke zu stellen, wie es hier auch schon mithilfe der Phrase "rechter und patriotischer Gesinnung" gemacht wird.

Am 10. April 2015 berichtete Infowars.com, eine der Propagandaplattformen dieser Kräfte, Veteranen aus den Reihen der Spezialkräfte der US-Armee hätten eine »gegen Jade Helm gerichtete Operation in Gang gesetzt«, mit dem Ziel, die umstrittene Militärübung »genau zu beobachten«.2 Diesen Internetforen sind durchgesickerte Informationen über die geplante Militärübung zu entnehmen, die dort nur anders bewertet werden. Das »Realistic Military Training (RMT) -Jade Helm 15« findet in sieben südwestlichen US-Bundesstaaten unter dem Oberbefehl des U. S. Special Operations Command (USSOCOM) und unter Beteiligung der Special Operations Commands der US-Marine und Luftwaffe statt. Spezialkräfte des US-Militärs wie die Green Berets und Navy SEALs sollen gemeinsam mit der 82. US-Luftlandedivision mit insgesamt 1.200 Soldaten vom 15. Juli bis zum 15. September 2015 nach Texas, Utah und Südkalifornien vordringen. Teile dieser US-Bundesstaaten werden für die Übung zu »feindlichen Gebieten« erklärt.

Auch wenn die Armeeführung darauf beharre, die Übung diene ausschließlich der »Vorbereitung der Truppen auf Kampfeinsätze im Ausland«, so Alex Jones von Infowars.com, bestehe dennoch die Sorge, das Militär bereite sich »auf Unruhen im Innern« vor. Wobei militante Milizen und rechte Patrioten bei diesem Szenario nicht an Streiks gegen schlechte Lebensbedingungen und Aufstände der schwarzen Bevölkerung gegen Polizeigewalt denken, sondern an die Unzufriedenheit der »wahren Amerikaner« mit der Politik der Zentralregierung in Washington.


Kommentar: Die Internetseite Infowars.com wird selbst von alternativen Journalisten kritisiert. Bei Sott.net ist sie bereits seit Jahren als Desinformationsseite bekannt. Ihr Betreiber Alex Jones ist ein Schreihals, der mit seinem Verhalten Menschen, die sich ernsthaft mit kritischen Fragen befassen, in Verruf bringen hilft.


Soweit bislang bekannt ist, sollen während der Übung »Jade Helm«-Soldaten als Zivilisten getarnt »in der Zivilbevölkerung« operieren und Ortschaften infiltrieren, »ohne erkannt zu werden«. Die Bewohner würden zuvor dazu angeregt, ihren Behörden »verdächtige Aktivitäten« zu melden. Was darauf abzielt, die Effektivität der in der Übung eingesetzten Kämpfer der Spezialkommandos zu überprüfen, löst unter rechten Milizionären Ängste aus, es läge in der Absicht der »liberalen Schwuchteln«, wie es ein Dave aus Utah im Diskussionsforum auf Libertynews.com ausdrückte, ihre Nachbarn, die Waffen besitzen, »als verdächtig anzuzeigen«, was letztlich »ein Problem zwischen den Liberalen und den anständigen Bürgern« schaffe.

Weil die patriotischen Gruppierungen in völliger Überschätzung ihrer eigenen Rolle annehmen, sie selbst seien das Ziel der für den Sommer außer in Texas, Utah und Südkalifornien auch in Arizona, Nevada, Florida und New Mexico geplanten Übung, haben sie unter dem Namen »Counter Jade Helm« eine Facebookseite eingerichtet. Dort sammeln sich seit März die Kräfte, die vorhaben, »die Versuche, unsere Städte während der Operation Jade Helm zu infiltrieren, durch autarke Teams mit einer Gegenüberwachung zu kontern«. Dazu recherchieren die Patrioten, wo genau die Spezialkräfte während der Übung zu erwarten sind. Anschließend wollen sie mit diesen Informationen gezielt an die Öffentlichkeit gehen, um den verdeckten Teil der Operation zu stören. Gruppen mit vielsagenden Namen wie »Operation Tyranny Response« (»Operation Antwort auf die Tyrannei«) und »Operation Homeland Hawkeye« (»Operation Heimat-Falkenauge«) wollen also den vermeintlich von Washington auf sie gehetzten Spezialkräften Sand ins Getriebe streuen und so »Jade Helm« zum Scheitern bringen. Dazu brachte der Veteran der US-Kriegsmarine Geoff Ross auf der Facebookseite noch die Idee ein, die er zusammen mit »25 Ruheständlern« der Navy SEAL und weiterer US-Spezialeinheiten realisieren möchte. Mit ihnen will er »nach Washington D. C. reisen, um dort selbst eine Übung durchzuführen, die jenen ähnelt, die in den Jade-Helm-Dokumenten beschrieben werden«. Ross und seine Leute wollen in der Hauptstadt »wie Touristen herumlaufen« und »bei ein paar Kongressabgeordneten vorbeischauen«. Es gehe ihnen dabei nur um die Verwirklichung ihres Grundrechts auf Meinungsfreiheit, wie es der erste Artikel der US-Verfassung garantiere. Dabei wollen sie Körperkameras tragen, um die Begegnungen mit den »Liberalen« festzuhalten. »Sie üben, wir üben. Wir alle absolvieren unser Training. Sie besuchen uns. Wir besuchen sie«, schreibt Ross. Und Alex Jones von Infowars.com ergänzt, möglicherweise werde sich auch die Organisation»Oath Keepers« (www.oathkeepers.org) an den Gegenaktivitäten zu »Jade Helm« beteiligen. Die »Oath Keepers« (»Die ihren Eid halten«) sind eine Vereinigung aus ehemaligen und aktiven Angehörigen der US-Streitkräfte sowie der Polizei- und Sicherheitsbehörden, die dafür eintritt, jeden Befehl zu verweigern, der gegen die Verfassung verstößt. Der erste Eid ihrer Grundsätze lautet: »Wir werden keine Befehle befolgen, die das amerikanische Volk entwaffnen.« Damit stehen die »Oath Keepers« in der Tradition der rechten patriotischen Milizen, die sich wie die Waffenlobbyisten der NRA auf den 1791 verabschiedeten zweiten Zusatzartikel der US-Verfassung berufen. Danach ist es jeder US-Regierung ausdrücklich verboten, das Recht auf Besitz und Tragen von Waffen einzuschränken. Dieses Recht wollen die Patrioten notfalls auch bewaffnet verteidigen. Oder sie setzen sich als Wahrer von »Law and Order« dort ein, wo der Staat versagt. Beispielsweise haben sich die »Oath Keepers« im August 2014 während der Proteste gegen den Mord an dem Teenager Michael Brown in Ferguson, Missouri, als Sicherheitsdienst zur Verfügung gestellt, um Geschäfte vor Plünderungen zu schützen. »Oath Keeper« Richard Mack fasst die Haltung seiner Organisation unmissverständlich zusammen: »Die größte Bedrohung, der wir uns heute gegenübersehen, sind nicht Terroristen, sondern unsere Bundesregierung«.3



U. S. Army beschwichtigt


Die seit März einsetzenden Aktivitäten und Debatten unter Milizionären und Waffenfanatikern alarmierte inzwischen die Führung des U.S. Army Special Operations Command (USASOC), wie die digitale Soldatentageszeitung Stars and Stripes am 21. März 2015 berichtete. Der Sprecher des USASOC, Oberstleutnant Mark Lastoria, bestätigte zwar eine Militärübung mit dem Namen -»Jade Helm 15«, die »in diesem Sommer in Gegenden von Texas, Arizona, New Mexico, Utah, Colorado, Kalifornien und Nevada stattfinden solle. Er wies jedoch jeden Verdacht zurück, dass es sich dabei um »irgendeine Art militärischer Annexion von Gebieten« handele. Diese Vorstellung hätten Individuen verbreitet, die mit der Art und Weise, wie das USASOC seine Trainingsübungen durchführe, nicht vertraut seien. Die geplante Übung sei ein »Routinetraining zur Aufrechterhaltung einer hohen Kampfbereitschaft der Spezialkommandos der US-Streitkräfte, weil sie bereit sein müssen, jederzeit notwendige Einsätze überall auf der Welt von einer Minute auf die andere umzusetzen«, so Lastoria. Das einzige, was diese Übung aus anderen heraushebe, sei »der Einsatz in einem neuen anspruchsvollen Bereich«, der ausgewählt worden sei, »weil das den Bedingungen, unter denen Spezialkräfte in Übersee arbeiten, sehr ähnlich ist«.
Den »neuen anspruchsvollen Bereich« beschrieb der Houston Chronicle so: Die Spezialkommandos werden vor Ort »Zellen aufbauen und testen, wie gut diese in der Lage sind, sich in ihrem neuen Umfeld zu bewegen, ohne der Bevölkerung aufzufallen«. Das habe Roy Boyd vom Büro des Sheriffs in Victoria County, Texas, erklärt. »Sie probieren aus, wie gut sie in die lokale Umgebung einsickern können, ohne mit ihrer Tarnung aufzufliegen.« Es gehe darum, bessere Operationsmöglichkeiten in bevölkerungsreichen städtischen Gegenden zu entwickeln, habe dazu das US-Verteidigungsministerium laut Libertynews.com erläutert. Und Oberstleutnant Lastoria hält die Zusammenarbeit mit Behörden vor Ort aus Sicherheitsgründen für notwendig, weil die Trainingseinheiten eben außerhalb von Militärstützpunkten stattfänden, wo die Zivilbehörden zuständig sind. Das USASOC habe viele Anrufe von Menschen erhalten, die besorgt seien »über die Übungsziele«, so Lastoria. Die »Alarmmeldungen«, es gehe bei »Jade Helm« um »die Verhängung des Kriegsrechts« über »feindliche Gebiete« oder »Widerstandsnester« in den USA oder das Vorgehen gegen »rechtsgerichtete Gruppen und Individuen«, sei jedoch abwegig.


Kommentar: Diese Abwegigkeit bleibt fragwürdig, vor allem wenn sie von einem beteiligten Militärangehörigen höheren Ranges geäußert wird. Selbst wenn in den USA kein Kriegsrecht verhängt oder gegen potentiellen Widerstand vorgegangen wird, kann eine derart großflächig durchgeführte Militärübung den Weg zu derartigen Aktionen durchaus ebnen. Eine Möglichkeit dafür wäre ein Anschlag unter falscher Flagge, während sich alle Blicke auf die Militärübung richten. Oder ein finanzielles und wirtschaftliches Desaster. Aus der Übung könnte dann eine Militäroperation werden.


Teilnahme geheimster Einheiten

Auf der Internetplattform der investigativen Mint Press News veröffentlichte Justin King am 27. März 2015 eine für The Fifth Column verfasste Analyse »Die Wahrheit hinter der Operation Jade Helm 15« und verwies schon mit dem Untertitel »Möglicherweise sind die Verschwörungstheorien lange nicht so interessant wie die Wahrheit« auf die Tatsache, dass rechte Patrioten und Milizionäre mit ihren weiter oben geschilderten Kurzschlüssen auf dem Holzweg sind. Laut King sei es an der Zeit, Fiktion und Wirklichkeit voneinander zu trennen.


Kommentar: Im Originalartikel steht aber auch:
Ich verurteile niemals "Verschwörungstheoretiker". Zu viele Verschwörungstheorien haben sich als wahr erwiesen. Ein Coup d'Etat wird an einem Punkt in der Zukunft nicht ausgeschlossen, wird jedoch nicht am 15. Juli passieren.

Nach der Aussage mehrerer ehemaliger und aktiver Militärs ist »Jade Helm« eine großangelegte Geländetrainingsübung (»Field Training Exer-cise«; FTX), mit der die in der Abkürzung »SERE« zusammengefassten besonderen Fertigkeiten von US-Spezialkräften erprobt werden sollen: »Survival, Evasion, Resistance, Escape«, also »Überleben, Ausweichen, Widerstand, Entkommen«.

Die Übung beginnt in Texas mit dem Absprung von Fallschirmjägern der 82. US-Luftlandedivision über »feindlichem Gebiet«. Die beteiligten Einheiten formen eine »Crisis Response Force« (CRF). Diese Krisenreaktionskraft ist typisch für eine Streitmacht, die für einen bestimmten Einsatz aus verschiedenen Einheiten zusammengeführt wird. Ein Beispiel für eine solche CRF waren die Kräfte, die erst kürzlich im Nahen Osten aktiv wurden, um US-Einrichtungen zu schützen oder zu evakuieren. »Jade Helm« zeichnet sich dadurch aus, dass für diese Übung eine Reihe der geheimsten Einheiten von US-Spezialkräften zusammengezogen werden.
In einigen Fällen waren diese Einheiten so geheim, dass die Quellen, auf die King für The Fifth Column zurückgriff, diese entweder nicht kannten oder nicht darüber sprechen wollten. MSOT (Marine Special Operations Team): Unter dieser Abkürzung verfügt die US-Marine über mehrere Spezialkommandos. Das bekannteste ist das U. S. Marine Corps Force Reconnaissance, abgekürzt als Force Recon oder FORECON, das wie die Navy SEALs zu Land, zu Wasser und aus der Luft operiert und hinter den feindlichen Linien eingesetzt wird. Motto: »Schnell, lautlos, gnadenlos«. NSWTU (Naval Special Warfare Training Unit): Diese Einheiten dienen dazu, die Einsatzfähigkeit der Navy SEALs zu erhöhen. ODA (Operational Detachment Alpha): Das sind die Green Berets, auch A-Team oder SFOD-A abgekürzt. ODG (nicht genau identifiziert): Quellen gaben aber an, dass ODG wie Green Berets vorgehen; vergleichbar mit ODD, den Special Forces Operational Detachment-Delta (SFOD-D), auch verbreitet als Delta-Force bezeichnet.


Kommentar: Diese geheimen Spezialeinheiten gehören einer Elite-Armee an, die in vielen Teilen der Welt zugunsten der Machtelite verdeckte Aufträge ausführt. Das sind u.a. Kleinkriege und Einsätze, über die wir mit einigen Ausnahmen nichts hören:

Im Untergrund arbeiten

Zu Beginn der Übung werden diese Spezialkräfte aus der Luft in Texas, Utah und Südkalifornien landen oder zu Land in die »feindlichen Gebiete« eindringen. Das wird in den ersten Nächten zwischen 23 Uhr und fünf Uhr im Morgengrauen geschehen. Die Kommandos werden dann in kleiner Zahl verdeckt in die dafür vorgesehenen Ortschaften einsickern. Dabei ist von der Operationsplanung bestimmt, dass bei den eindringenden Spezialkräften nicht alles glatt läuft und sie mit unerwarteten Problemen konfrontiert werden. Sie könnten dann zum Beispiel gezwungen sein, vor den lokalen Behörden und »Gegnern« vor Ort auszuweichen und sich deren Zugriff und der Beobachtung misstrauischer Einwohner der Ortschaften zu entziehen. King beruft sich auf eine Quelle, die davon ausgeht, dass sich nach der Landung die Spezialkräfte in zwei Gruppen teilen müssen. Die einen spielen die »Guten« und die anderen die »Bösen«, die dann die Aufgabe haben, es den »Guten« möglichst schwerzumachen, sich in sichere Gebiete zurückzuziehen. Es ist typisch für diese Art FTX-Übungen, dass den meisten Teilnehmern vorher nicht bekannt ist, wie die Übung verläuft, um das Handeln in Überraschungsmomenten zu trainieren. Nach Angaben von Kings Quelle werden dann einige oder viele der Soldaten gefangengenommen, um die Übungsteile »Widerstand« und »Entkommen« zu trainieren.

Für die Spezialkommandos der US-Teilstreitkräfte sind diese Übungen Routine. Die Aufgabenstellung für die Kombattanten ist: Stell dir vor, es hat dich 1.000 Meilen entfernt von dem Ort, an dem du eigentlich sein sollst, in eine fremde Gegend verschlagen. Was musst du tun, um örtlichen Behörden und deiner Gefangennahme zu entgehen. Und solltest du letzteres nicht schaffen, wie kannst du deine Flucht organisieren? Die US-Militärführung geht davon aus, dass ihre Spezialkräfte in diesem Fall vor Ort »eine ganze Reihe von kleineren kriminellen Akten begehen müssen«, erklärt King dazu. »Sie werden in Häuser einbrechen müssen, kleinere Diebstähle begehen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwarzfahren, heimlich auf der Ladefläche eines Trucks mitfahren oder sogar ein Auto stehlen.« Das zu trainieren sei »absolut notwendig für das Überleben der Soldaten in Extremsituationen, in der sie nicht mit der Unterstützung der Bevölkerung rechnen« können, so King. Deswegen sei dem Pentagon daran gelegen, solche Übungen nicht öffentlich diskutieren zu müssen. Es wird das Verteidigungsministerium nicht gerade begeistern, dass es ausgerechnet die selbsternannten Patrioten und »wahren«, weil weißen »Amerikaner« sind, die nun dafür gesorgt haben, dass die Operation »Jade Helm 15« im Vorfeld so viel Staub aufgewirbelt hat.


Kommentar: In einer Pathokratie wie den USA und einem Großteil ihrer verbündeten Nationen werden Gesetzesbrüche gegenüber der eigenen Bevölkerung als Kollateralschaden angesehen, um die Durchführung von Operationen wie Jade Helm mit scheinmoralischen Begründungen zu rechtfertigen. Die Schleierhaftigkeit und Unberechenbarkeit dieser Übung lassen die Alarmglocken nur noch lauter klingeln.


An den Grenzen Russlands aktiv?

Wer nach Gründen sucht, warum gerade diese Übung in dieser Zeit und in diesen Gebieten stattfindet, wird sich einige Orte vorstellen können, an denen das Erprobte in die Tat umgesetzt werden könnte. Das US-Magazin Newsweek veröffentlichte dazu am 26. März 2015 einen bedenkenswerten Artikel unter der Überschrift »Tschetschenien droht mit Waffenlieferung an Mexiko, falls die USA Waffen an die Ukraine liefern«. Ausgehend vom kurz zuvor mit 348 gegen 48 Stimmen gefassten Beschluss des US-Repräsentantenhauses, Waffen an die Ukraine zu liefern, zitiert das Magazin den tschetschenischen Parlamentspräsidenten Dukuvacha Abdurachmanow, der den USA das Recht absprach, Russland Ratschläge zu erteilen, wie es sich gegenüber seinen Nachbarn zu verhalten habe. Abdurachmanow warnte, die Lieferung von Waffen an die Ukraine könnte von Tschetschenien damit beantwortet werden, im Gegenzug Waffen an Mexiko zu liefern, »um eine Debatte anzustoßen über den legalen Status der Territorien, die die USA von Mexiko annektiert haben«. Dazu erklärte Newsweek, Abdurachmanow beziehe sich auf die heutigen US-Bundesstaaten Kalifornien, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Colorado und Wyoming, die Mexiko am Ende des Mexikanisch-Aamerikanischen Krieges 1848 im Vertrag von Guadalupe Hidalgo an die USA »abtreten« musste.


Kommentar: Hier wird auch wieder Russland ins Spiel gebracht - erneut in einer suggestiv benachteiligenden Art und Weise. Abdurachmanov liegt einerseits richtig, den USA das Recht zu verwehren, Russland "Verhaltensratschläge" (die eher Schikane und Aggression sind) zu erteilen. Andererseits ist seine Drohung gegenüber den USA eine Provokation, die Russland schaden könnte.

In Tschetschenien sind ebenfalls US-amerikanische Spezialeinheiten aktiv und die Position der Kaukasus-Republik ist bislang unklar.


Auch wenn mit Sicherheit derzeit nicht davon auszugehen ist, dass die USA sich mit der Operation »Jade Helm 15« auf einen potentiellen Konflikt mit seinem südlichen Nachbarn Mexiko vorbereitet, benennt Newsweek Stichwörter für gegenwärtige oder künftige Konflikte, in denen das vom kommenden Juli an zwei Monate lang trainierte militärische Vorgehen zum Einsatz kommen könnte. Die NATO ist insgesamt dabei, sich auf diese asymmetrische Kriegführung an vielen Orten der Welt einzustellen. Wer wollte an einen Zufall glauben, dass vor kurzem erst der militärische Chefplaner Mariusz Lewicki der in Eindhoven stationierten »Speerspitze« genannten schnellen Eingreiftruppe der NATO in Europa (»Very High Readiness Joint Task Force«; VJTF) ein positives Zwischenfazit der ersten Alarmierungsübung gezogen hat. Insgesamt waren nach NATO-Angaben rund 1.500 Soldaten aus elf Mitgliedsstaaten beteiligt. Trainiert wurde, wie diese Spezialkräfte künftig innerhalb weniger Tage in Krisengebiete verlegt werden können. Als Hintergrund für den Aufbau der »Speerspitze« werden offen der Ukraine-Konflikt und die Abschreckung gegen Russland genannt. Als mögliche Einsatzorte gelten laut der Schweizer Tageszeitung Blick vom 9. April 2015 die baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen.

Kern des deutschen VJTF-Anteils ist das im sächsischen Marienberg stationierte Panzergrenadierbataillon 371, das in diesem Jahr auch den deutschen Gefechtsverband der NATO-Response Force stellt. Wie der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kasdorf, anlässlich eines Besuchs beim Panzergrenadierbataillon 371 erklärte, sei geplant, dass die Einheit »innerhalb von fünf bis sieben Tagen marschieren kann«. Die Panzergrenadierbrigade 37 nimmt in diesem Zusammenhang für sich in Anspruch, auf »alle Einsatzspektren« vorbereitet zu sein. Neben klassischen militärischen Kampfhandlungen fielen darunter auch die »Gesprächsaufklärung«, also das Ausforschen von Zivilisten im Kriegsgebiet, das Absperren von Straßen und »Anschlagsorten« sowie die Auflösung von Demonstrationen.4

Anmerkungen:
  1. Der Manövername »Jade Helm« steht übersetzt etwa für »erschöpfte« bzw. »verschlissene Steuerung«
  2. Siehe www.infowars.com/patriot-groups-to-launch-counter-jade-helm-operation
  3. Larry Keller: The Second Wave. Return of the Militias. Montgomery 2009, S. 5 (Übersetzung vom Verfasser)
  4. Siehe www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59082

Kommentar: Anhand des Aufbaus von NATO-Spezialeinheiten wie "Speerspitze" sieht es danach aus, dass "Jade Helm" die Vorhut eines weltweit angestrebten Militarisierungsprozesses ist und andere Staaten nachziehen: Als Grund wird der vom Westen fingierte Ukraine-Konflikt gegen Russland genannt - zur Rechtfertigung dieser Militarisierung: Die "Angstmache" über Übungen wie "Jade Helm" scheint angesichts der bereits laufenden Militarisierung der USA und der EU berechtigt zu sein, selbst wenn der Artikel oberflächlich zu beschwichtigen versucht.

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© SOTTPolitische Ponerologie: Eine Wissenschaft über das Wesen des Bösen und ihre Anwendung für politische Zwecke