© MYCHELE DANIAU/AFP/Getty ImagesBei der solidarischen Landwirtschaft findet auch das krumm gewachsene Gemüse Abnehmer.
Es war das Gegenteil von Aufbruchsstimmung: überall Skepsis, Einwände und Bedenken. So hat es angefangen. Am
Buschberghof in Schleswig-Holstein stand vor einigen Jahren der Generationenwechsel an, und die jungen Landwirte wollten neue Wege gehen. Andere Bauern, mit denen Karsten Hildebrandt damals sprach, empfanden die Idee als abwegig. Kann man wirklich Leute dazu überreden, Mitverantwortung für den Bauernhof zu übernehmen und Geld im Voraus zu bezahlen - lange bevor sie dafür etwas zu essen und zu trinken bekommen? Und: Macht es einen Landwirt nicht aus, dass er das, was er erntet, auch verkauft? Er ist doch ein freier Unternehmer, dem Markt verpflichtet.
Tatsächlich war es nicht leicht, die bisherigen Kunden des Hofladens zu überzeugen. Was passiert, wenn Trockenheit die Ernte schmälert oder der Hof einen neuen Traktor braucht? Werden sich die Bauern überhaupt engagieren, wenn das ihr Einkommen nicht erhöht? Fast zwei Jahre diskutierte man, wog das Für und Wider ab, ehe sich alle zu dem Projekt durchrangen. Das war 1988. Wolfgang Stränz, der damals schon dabei war, sagt: "Es war ein sozioökonomisches Experiment." Inzwischen hat sich die Idee über die ganze Welt verbreitet. "SoLaWi" heißt sie in Deutschland:
Solidarische Landwirtschaft. "CSA" nennt sie der Rest der Welt: "Community Supported Agriculture".
Um einen Menschen in Deutschland zu ernähren, benötigt man rund 2.500 Quadratmeter Fläche,
ergab eine Studie im Auftrag der Regionalwert AG, die ökologische Betriebe finanziert. Als der Buschberghof sein Experiment startete, wurde erst mal berechnet, wie viele Personen man versorgen kann. Seither kalkulieren die Landwirte jedes Jahr, wie viel Geld für den Betrieb benötigt wird. Den Betrag bringen die Mitglieder der Wirtschaftsgemeinschaft auf, die dafür die gesamte Produktion des Hofs erhalten. Sie bezahlen nicht mehr für ihre Nahrungsmittel, sondern für die Bewirtschaftung des Hofes. "Wir nehmen den Lebensmitteln ihren Preis und geben ihnen so ihren Wert zurück", sagt Stränz. Das Konzept ist ein Statement gegen Massentierhaltung, gegen Monokulturen und die Vernichtung von Lebensmitteln - und für eine vielfältige, naturnahe Landwirtschaft, die nicht mehr auf möglichst hohen Gewinn zielt.
Kommentar: Nichts wirklich Neues: