Am 18. Oktober 1356, dem Lucetag Evangelisten, ereignete sich in der Stadt Basel das bis dahin stärkste je gemessene Erdbeben nördlich der Alpen. Das Beben, dessen Epizentrum unmittelbar südlich der Stadt lag, fand in 15 Kilometer Tiefe statt und hatte einen sog. Schütterradius von 400 Kilometern. Die maximal gefühlte Intensität betrug den Wert 10 auf der bis 12 reichenden Mercalliskala. Ein Erdstoß solcher Stärke zieht den Einsturz von zahlreichen Bauten und die Bildung von Bodenspalten bis zu einem Meter Breite nach sich.[1] Die Erschütterung war so stark, dass im 71 Kilometer (Luftlinie) entfernten Bern die Gewölbe
der lütkilchen [St. Vinzenskirche] und der Wendelstein [einstürzten];
ouch spieltent [spalteten sich]
vil muren an den hüsern. Im 10 Kilometer entfernten Liestal wurden Gebäude beschädigt.[2
] Das Beben machte sich in einem Gebiet von rund 500.000 Quadratkilometern bemerkbar. Die Ursache des Baseler Bebens war eine Scherbewegung der nach Norden driftenden afrikanischen und der europäischen Kontinentalplatte, ein Prozess, der auch für die Entstehung der Alpen verantwortlich ist. Die über Jahrzehnte in der Erdkruste aufgestaute Spannung löste sich schlagartig, als sich die beiden Schollen ruckartig entlang der Bruchzone verschoben.
© WikipediaDas Erdbeben von 1356. Holzschnitt aus der Cosmographia des Sebastian Münster, 1588.
Zahlreiche mittelalterliche Chroniken berichten von dem "Großen Beben". Die Berichte setzen unmittelbar nach der Naturkatastrophe ein, aber noch 200 Jahre später teilen Chronisten Einzelheiten zu dem Jahrhundertbeben mit. [3] Da die Geschichtsschreiber unterschiedliche Quellen benutzten, verwundert es nicht, dass sich die Beschreibungen teilweise widersprechen, Ereignisse farbig ausgestaltet oder übertrieben werden.[4] Im Folgenden soll deshalb versucht werden, die Ereignisse jenes Unglückstages in der Stadt Basel nachzuzeichnen und die Schäden, welche Vorbeben, Hauptbeben und die zahlreichen Nachbeben in der Stadt und im Umland angerichtet haben, zu beschreiben.
Ohne jede spürbare Vorwarnung erschütterte am Dienstag, dem 18. Oktober 1356 gegen 16 Uhr ein erstes Beben die Stadt. Der Chronist Heinrich von Deissenhofen berichtet von vier weiteren Erdstößen, die während des Vesperläutens, gegen 17 Uhr, den Boden erzittern ließen.[5] Dann brach um 22 Uhr das Hauptbeben über die Stadt. Die Überlieferung spricht von einer fürchterlichen Erschütterung, die die Glocke der Predigerkirche zum Läuten brachte.[6]
Kommentar: Viele archäologische Funde deuten auf vergangene Zivilisationen hin, von deren Wissen und Lebensart wir so gut wie nichts wissen, und deren Kenntnisse anscheinend andere Ausprägungen hatten als die uns heute bekannten. Wenn Sie mehr erfahren möchten über die Fülle von Hinweisen vergangener Kulturen und wie wenig wir tatsächlich über unsere wahre Geschichte wissen, können Sie Laura Knight-Jadzcyks Buch The Secret History of the World lesen, das hier und hier erhältlich ist.