Dieser Artikel wurde erstmals im "The Dot Connector Magazin" veröffentlicht, einer offiziellen Publikation von Sott.net.

Wenn Sie an Halloween denken, was kommt Ihnen zuerst in den Sinn? Ich startete eine kleine Umfrage unter meinen Freunden, meiner Famile und meinem Mitarbeiterstab. Raten Sie, was zuerst erwähnt wurde? Kürbis-Laternen! Ich wette, Sie dachten, ich würde Hexen erwähnen, aber sie kamen nur an zweiter Stelle bei meiner Umfrage!
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© Dot Connector Magazine
Wenn ich an Halloween denke, denke ich an Schulprojekte, wo wir aus Papier die Umrisse von Hexen ausschnitten und auf große halbkreisförmige Halbmonde aus Karton klebten. Die Hexen waren von einer schwarzen Katze begleitet, die hinten auf dem Hexenbesen mitritten. Ich fragte mich, wie eine Katze es schaffen könne, dort das Gleichgewicht zu halten und wie man denken könne, dass das Sitzen auf einem Besen überhaupt bequem ist.

Wie dem auch sei, Halloween ist auf bedeutsame Weise mit Hexen verbunden; böse Frauen, die mit dem Teufel unter einer Decke stecken und böse Dinge tun, wie z.B. Kinder einsperren und sie mästen, um sie anschließend aufzuessen; Frauen, die an verlorene und verbannte Prinzessinnen vergiftete Äpfel austeilen und vergiftete Spinnräder aufstellen, nur weil sie nach wahrer Liebe suchen.

Das Wort „Hexe“ stammt von dem altenglischen Wort wicca ab, ein maskulines Wort, das ‚Magier‘ bedeutet. Das feminine Wort dazu war wicce, das wie witch ausgesprochen wird. Dies wiederum stammt von dem mittelhochdeutschen Wort wicken ab, das ‚verzaubern‘ bedeutet. Wenn wir noch weiter zurückgehen, finden wir die Abstammung von dem althochdeutschen Wort wīh, das ‚heilig‘ bedeutete. Das Wörterbuch sagt uns, dass eine Hexe jemand ist, der bösartige übernatürliche Kräfte hat und bösartige Praktiken ausübt, wie z.B. das Verfluchen mit Hilfe eines Teufels oder ähnlichen Wesen. ‚Hexe‘ bezieht sich auch auf eine alte, hässliche Frau, oder auf das Gegenteil, eine junge, schöne Frau. Das Wort ‚Hexe‘ ist ein Beiname für eine jede Frau, die sich nicht zur Türmatte machen lässt oder sich nicht bei der Tür hinauswerfen lässt, nur weil irgendjemand versucht, ihr einen fremden Willen aufzudrücken. Zuletzt ist eine Hexe eine Praktizierende von Wicca.

Wicca ist ein britisches Konstrukt, das von einem Amateur-Anthropologen namens Gerald Gardner geschaffen wurde, der behauptete, dass er sein ganzes Leben lang viele interessante Begegnungen und Erfahrungen mit dem Okkulten und Paranormalen hatte. Er behauptete einmal, dass er Doktortitel von den Universitäten Singapur und Toulouse verkliehen bekam, was gelogen war. Er behauptete weiters, dass er in einen „New Forest“-Hexenzirkel eingeweiht worden war - ein angebliches Überbleibsel einer vorchristlichen heidnischen Hexen-Sekte. Durch weitere Nachforschungen zeigte sich, dass diese angebliche Sekte erst im frühen 20. Jahrhundert gegründet wurde und dass deren Überzeugungen hauptsächlich Volksglaube und an die Theorien von Margaret Murray angelehnt sind, daher ist seine Aufrichtigkeit eher anzuzweifeln.

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Gerald Gardner.
Gardner baute Elemente der Freimaurerschaft, zeremonieller Magie und die Einbildungen von Aleister Crowley und Anderer ein. Das Meiste, was man sieht, wenn man die Elemente untersucht, die Wicca heutzutage ausmachen, hat überhaupt keine Ähnlichkeit zu den alten Religionen. Viel eher sind diese Elemente durch die Ankläger von Hexen während der Inquisiton beeinflusst worden - es sind verleumderische Lügen von Psychopathen. Es ist wahrscheinlich, dass jene, die der Hexerei bezichtigt wurden, für einen Glauben ähnlich der Katharer eintraten - Dualismus, oder noch viel ältere dualistische Konzepte. Sie vermittelten wahrscheinlich auch uraltes Wissen über paleolithische schamanische Systeme, die nur sehr wenig mit „zeremonieller Magie“, Flüchen oder „freizügiger Moral“ zu tun hatten. Unglücklicherweise hatten weder Gardner noch Crowley Zugang zu modernen archäologischen Studien, aus denen man Rückschlüsse auf die Fähigkeiten, Vorstellungen und Praktiken unserer wahrlich bemerkenswerten Vorfahren ziehen kann.

Meine Arbeit dreht sich völlig um die heidnischen/schamanischen Ideen und Lehren bis zurück zur letzten Eiszeit - die Höhlenmaler, die nordeuropäischen Ursprünge - , um die ursprünglichste, fundamentale, gemeinsame Wurzel von ihnen allen zu finden. Die Vorstellung, dass es einmal eine Zeit gab, wo die Menschen in direktem Kontakt mit Sternenwesen standen, ist vielen Mythen des goldenen Zeitalters gemein. Die Mythen berichten von einer Zeit, wo die ‚Götter‘ sich als Resultat eines gewissen Ereignisses - des sogenannten „Falles“ - von der Menschheit in den höchsten Himmel zurückzogen und die Kommunikation abbrachen.

Die Mythen berichten uns aber auch, dass es immer noch Menschen gab, die als Stellvertreter für ihre Sippe oder Familie mit den Göttern interagieren konnten. Durch sie konnte ein Kontakt mit ‚Schutzgeistern‘ der Gruppe aufrechterhalten werden. Die Glaubensvorstellungen und Praktiken von heutigen Schamanen sind ein Überbleibsel einer grundlegend veränderten und sogar verzerrten Version dieser archaischen Technologie der handfesten Kommunikation zwischen Himmel und Erde. Dieser Schamanismus scheint in Westeuropa mit der Ankunft des Cro Magnon Menschen entstanden zu sein. Seit damals scheinen die Mythen wiederholt überarbeitet worden zu sein, woraus viele angebliche okkulte ‚Geheimnisse‘ entstanden sind (darunter Wicca), die durch diese oder jene Person wiederbelebt wurden. Wenn das stimmt, dann ist wahre „Hexerei“ in Wirklichkeit Schamanismus, auch bekannt als Druidentum, und noch viel mehr, wie wir in Kürze sehen werden. Mircea Eliade schreibt:
Kürzliche Forschungen haben die "schamanischen" Elemente in der Religion der paleolithischen Jäger klar zutage gebracht. Horst Kierchner hat das gefeierte Relief in Lascaux als eine Repräsentation einer schamanischen Trance interpretiert.

[...] Abschließend hat Karl J. Narr das Problem des "Ursprungs" und der Chronologie des Schamanismus in seiner wichtigen studie überprüft. Er deckt den Einfluss des Konzepts der Fruchtbarkeit (Venus-Statuetten) auf die religiösen Glaubensvorstellungen der prähistorischen nordasiatischen Jäger auf; doch dieser Einfluss störte die paläolithische Tradition nicht. [...] Es ist diese Vorstellungswelt, in der die Wurzeln der Bärenkulte in Asien und Nordamerika liegen. Bald darauf, wahrscheinlich um etwa 25,000 BC, liefert Europa mit den plastischen Repräsentationen des Vogels, des Schutzgeistes und der Ekstase Beweise für die frühesten Formen des Schamanismus (Lascaux).
[...] Es scheint sicher zu sein, dass die "schamanischen" Rituale und Symbole wahrlich antik sind. Es bleibt offen, ob die Dokuemte, die durch die prähistorischen Entdeckungen ans Licht gebracht wurden, die ersten Ausdrücke eines Schamanismus `in status nascendi` zeigen, oder ob sie nur die ersten Dokumente sind die wir heute über einen früheren religiösen Komplex haben, der sich vor der Zeitperiode des Lascaux jedoch nicht 'plastisch' manifestiert hat (durch Malereien, Ritus-Objekte, etc.)

[...] Die Himmelsreise des Schamanen ist unzweifelhaft ein Überbleibsel -- obwohl stark modifiziert und manchmal degeneriert -- dieser antiken religiösen Ideologie, die auf dem Vertrauen in ein himmlisches Überwesen und Glauben an eine konkrete Kommunikatino zwischen Himmel und Erde basierte.
[...] Die Mythen beziehen sich auf intime Beziehungen zwischen den Überwesen und den Schamanen; im Besonderen erzählen sie von dem ersten Schamanen, der von dem Überwesen oder seinem Vertreter auf die Erde gesandt wurde, um die Menschen von Krankheiten und bösen Geistern zu schützen. [ELIADE 1951, S. 503-504]
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© UnbekanntEine Schamanin aus dem Altai-Gebirge.
Im Zusammenhang mit dem ‚Rückzug‘ der ‚Himmelswesen‘ veränderte sich die Bedeutung der extatischen Erfahrung der Schamanen. Zuvor war diese Aktivität auf die Kommunikation mit dem Gott und dem Erlangen von Vorteilen für die Gruppe ausgerichtet. Nach dem ‚Rückzug‘ veränderte sich dies zu dem „Kampf mit bösen Wesen und Krankheiten“. Dies hat eine auffallende Ähnlichkeit zur Arbeit von Jesus, der die Kranken heilte und Dämonen austrieb - das schamanische Beispiel ‚nach dem Fall‘.

Es gab, so scheint es, noch eine weitere Konsequenz dieser ‚Veränderung‘. Die Abstiege in die „Unterwelt“ und die Beziehung zu „Geistern“ führte zu ihrer ‚Verkörperung‘, oder dass der Schamane von diesen Geistern ‚besessen‘ wurde. Es ist klar, dass das eine relativ junge Innovation dieser Sache ist. Besonders auffallend in den Arbeiten der Geschichtsforscher von Mythen, Legenden, Schamanismus etc. ist die Entdeckung des „Einflusses aus dem Süden, der relativ früh auftrat, und der sowohl Kosmologie als auch Mythologie und die Extasetechniken veränderte“. Unter diesen südlichen Einflüssen waren der Buddhismus und Lamaismus, die nach den iranischen und mesopotamischen Einflüssen folgten.
[...] das Initiations-Schema des rituellen Todes und der Wiederauferstehung des Schamanen war auf ähnliche Weise eine Neuheit, aber eine, die auf viel frühere Zeiten zurückgeht; wie dem auch sei, es kann nicht dem Einflüss des damaligen Nahen Ostens zugeschrieben werden. Die Neuheiten, die durch den Ahnenkult eingeführt wurden, haben jedoch die Struktur dieses Initiations-Schemas besonders beeinflusst. Das Konzept des mystischen Todes wurde von den vielen religiösen Veränderungen beeinflusst, die von den Mond-Mythologien, dem Todeskult und anderen magischen Ideologien kamen.

Infolgedessen müssen wir den asiatischen Schamanismus als eine archaische Technik der Ekstase begreifen, dessen zugrundeliegende Ideologie - der Glaube an ein himmlisches Höchstes Wesen, mit dem es durch Aufsteigen in den Himmel möglich ist direkt in Beziehung zu treten - durch eine fortlaufende Serie exotischer Mitwirkungen, die in der Invasion des Buddhismus kulminierten, beständig transformiert wurde. [...]

Die Phänomenologie der Trance durchlief viele Veränderungen und Korruptionen, die zum Großteil der Verwirrung in Bezug auf das präzise Wesen der Ekstase zuzuschreiben ist. Jedoch gelang es all diesen Innovationen und Korruptionen nicht, die Möglichkeit der wahren schamanischen Ekstase zu eliminieren.

Wir haben in der schamanischen Erfahrung mehr als einmal eine "Nostalgie für das Paradies" festgestellt, was auf eine der ältesten Arten der christlichen mystischen Erfahrungen hinweist. Bezüglich des "inneren Lichts", dessen Rolle die der höchsten Wichtigkeit im indischen Mystizismus und der Metaphysik, sowie auch in der christlich-mystischen Theologie darstellt, so wurde diese im Schamanismus bereits dokumentiert.

Was in Bezug auf den zentral-asiatischen Schamanismus innerhalb der Geschichte des Mystizismus das wichtigste zu sein scheint, ist die Rolle, die der Schamane in der Verteidigung der psychischen Integrität der Gemeinschaft spielt. Schamanen sind in erster Linie die anti-dämonischen Helden; sie bekämpfen nicht nur Dämonen und Krankheiten sondern auch Schwarzmagier. Der Schamane ist der unermüdliche Drachen- und Dämonentöter.

[...] Es ist eindeutig, dass der Schamanismus, so wie er heute bekannt ist, in Bezug auf sein ursprüngliches, einheitliches und kohärentes System verfallen ist. Ein Grund dies anzunehmen besteht in der Tatsache, dass, während es viele örtliche Begriffe für einen männlichen Schamanen gibt, es lediglich einen Begriff für eine weibliche Schamanin gibt. Es scheint, dass der Schamanismus ehemals die Aktivität einer Frau war. In einem tartarischen Dialekt, Utygan, bedeutet das Wort für eine Schamanin auch "Bär".
Es ist klar, dass Schamanismus, so wie er heute bekannt ist, von seinem ursprünglichen und kohärenten System abgewichen ist. Ein Grund dafür ist, dass es viele lokale Wörter für männliche Schamanen gibt, aber nur ein Wort für einen weiblichen Schamanen. Schamanismus, so scheint es, war früher eine weibliche Aktivität. In einem Tartar-Dialekt bedeutet das Wort utygan neben einem weiblichen Schamanen auch ‚Bär‘.
[...] der magisch-religiöse Wert der Einnahme von Giften, um Ekstase zu erreichen, ist von iranischem Ursprung. [...] bezüglich der ursprünglichen schamanischen Erfahrung [...] sind Narkotika nur ein schlechter Ersatz für eine 'pure' Trance. Der Einsatz von Giften [...] ist eine kürzliche Entwicklung und weist auf einen Verfall von schamanischen Techniken hin. Eine narkotische Vergiftung wird eingesetzt, um eine Imitation dessen zu erlangen, was der Schaman selbst nicht mehr selbst hervorrufen kann. Ein Verfall einer mystischen Technik -- wir finden diese seltsame Mixtur von "schwierigen" und "einfachen" Wegen, mystische Ekstase oder andere definitive Erfahrungen zu erzeugen, im alten und modernen Indien, eigentlich im ganzen Osten. [ELIADE 1951, S. 401]
Lassen Sie mich betonen, dass die Religion der Eiszeit für die damaligen Menschen der Erde so zufriedenstellend war, dass sie für über 25.000 Jahre stabil war, wie man aus den archäologischen und historischen Daten ersehen kann. Es gab Schamanen - Frauen - , die ekstatische Aufstiege unternahmen und damit Segen für die Sippe brachten und sie auch gegen negative Einflüsse verteidigten. Kurz gesagt, es scheint, dass das Heidentum bzw. das Druidentum das ursprüngliche Christentum war, und dass die ursprünglichen ‚Gechristeten‘ Frauen waren. Viele Forscher heben immer wieder hervor, dass das Christentum heidnische Ursprünge hat. Nun, ja; mehr als sich alle vorstellen können. Und wenn etwas an meiner Forschung im Buch The Secret History of the World dran ist, dann waren die ursprünglichen „Hexen“ auch Christen.

Das lässt uns natürlich fragen, warum die Dinge so herumgedreht wurden, dass in jeder Hinsicht genau das Gegenteil geglaubt wird? Wir könnten uns von den Hauptreligionen abwenden, weil wir sehen, dass sie falsch und widersprüchlich sind. Aber dann laufen wir Gefahr, dass wir in die New Age Religionen fallen, die um nichts besser sind, weil sie nur eine weitere Variation des Kontrollsystems sind, das uns davon abhält, auf das Reale zuzugreifen. Es wird schwierig werden, dies mit dem wenigen Platz, der mir für diesen Artikel zur verfügung steht, auf den Punkt zu bringen; doch ich werde mein Bestes tun. Behalten Sie nur im Hinterkopf, dass ich aus diesem Grund nicht in der Lage sein werde, ausgiebige zitierte Nachweise aus Primärquellen anzubringen, was meinem üblichen Schreibstil entspricht. Wenn Sie mehr wissen möchten, können Sie meine Bücher lesen, die diese Themen sehr ausführlich und detailliert behandeln.

Der letzte Tag im Oktober ist ein Feiertag, der angeblich eine keltische Zelebrierung des „Endes des Sommers ist“, Samhain, Halloween oder auch Allerheiligen genannt. Wie ich schon erwähnt habe, denken viele Personen an Hexen, wenn man „Halloween“ erwähnt. Man wundert sich aber sofort, warum der 31. Oktober mit Hexen und dem „Ende des Sommers“ verbunden ist, wenn der Herbstpunkt über ein Monat davor das eigentliche Ende des Sommers markiert?

Darin liegt das Geheimnis!

Nach dem britischen Historiker Ronald Hutton feiert Samhain das Ende der „lichten Hälfte“ des Jahres und den Anfang der „dunklen Hälfte“, was manchmal als das „keltische Neujahr“ bezeichnet wird. Nach dem Folkloristen John Gregorson Campbell und der Archäologin Bettina Arnold glaubten die alten Kelten, dass der Schleier, der unsere Welt von der Anderwelt trennt, zu Samhain dünn wird, was Geistern (guten und bösen) erlaubt, die ansonsten robuste Barriere zu überschreiten. Sie gingen damit um, indem sie die guten Geister einluden - üblicherweise die Ahnen - und diverse Techniken anwandten, um die bösen Geister zu vertreiben. Es wird vorgeschlagen, dass dies der Ursprung des Verkleidens als Skelett, Geist oder Kobold war, mit der Absicht, dass man den Teufel selbst vertreiben kann, wenn man nur schrecklich genug aussieht!

Samhain war auch die Zeit, wo die Menschen der alten Zeit ihre Vorräte zählten, Rinder und Schweine schlachteten und Getreide und andere Lebensmittel verarbeiteten, um sich für den Winter zu wappnen.

Lagerfeuer waren ein wichtiger Bestandteil der Feiern. Herdfeuer wurden ausgemacht, die Knochen des geschlachteten Vieh wurde in die Lagerfeuer geworfen, und jedes Haus entzündete das Herdfeuer neu mit der Glut aus dem Lagerfeuer. Manchmal wurden zwei Lagerfeuer entzündet, damit die Leute mit ihrem Vieh zwischen ihnen durchgehen konnten, um sich zu „reinigen“. Diese Praktik könnte ein Überbleibsel aus jenen Zeiten sein, wo die uralten Sippen sich reinigten, indem sie
  1. Mitglieder lebend verbrannten, die nicht makellos waren, damit die Sippe von den sündigen Elementen befreit werden würde, und
  2. Mitglieder lebend verbrannten, die auf gewisse Weise makellos waren, und die sich freiwillig zur Opferung anboten, um den Göttern zu gefallen, damit der Rest der Sippe für ein weiteres Jahr in Frieden leben konnte.
Das ist wahrlich ein interessanter Hinweis.

Der Name „Halloween“ ist eine alte schottische Variante von „All Hallows Eve“, bzw. die Nacht vor dem All Hallows Tag, bzw. dem Fest aller Heiligen. Es ist hier interessant, die alten Gebräuche an diesem Tag aus Ländern aller Welt zu beobachten - Länder, die später verchristlicht wurden, wo die Gebräuche aber viel älter sind.

In Portugal und Spanien werden zu Allerheiligen Opfer aufgegeben. In Mexiko fällt Allerheiligen mit dem „Tag der Unschuldigen“ und dem „Tag der Toten“ zusammen, wo verstorbenen Kindern und Säuglingen gedacht wird. In Portugal wandern Kinder von Haus zu Haus, wo sie Kuchen, Nüsse und Granatäpfel geschenkt bekommen. Die Feiertage sind auf Familien-Zusammenkünfte gerichtet, wo Gebete für und in Erinnerung an verstorbene Freunde und Familienangehörige im Mittelpunkt stehen. Tradition ist dort auch, Altare für die Verstorbenen zu bauen, Totenköpfe aus Zucker zu essen (den Tod zu verschlingen?), Lieblingsspeisen der Verstorbenen zuzubereiten, Gräber mit diesen Geschenken zu besuchen und Ringelblumen als Dekoration einzusetzen. Gelehrte verfolgten die Ursprünge dieser heutigen Feiertage sowohl bis auf indianische Beobachtungen vor Jahrtausenden zurück, als auch bis auf ein Fest der Azteken, das einer Göttin namens Mictecacihuatl, der Göttin von Mictlan (der Unterwelt), gewidmet war. Es wurde geglaubt, dass sie als Säugling geopfert wurde. Sie wurde als Skelett dargestellt, dessen weit aufgerissener Kiefer die Sterne während des Tages verschlingt.

Auf den Philippinen wird dieser Tag Undas, Todos los Santos (direkt übersetzt „Allerheiligen“) und manchmal Araw ng mga Namayapa (annähernd übersetzt mit „Tag der Seelen“) genannt. An diesem Tag und am Tag davor und danach werden die Gräber der verstorbenen Verwandten besucht, Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet und Gräber gereinigt, repariert und frisch gestrichen. Diese Praktiken sind extrem ähnlich zu jenen in Europa.

In Brasilien ist Dia de Finados ein öffentlicher Feiertag, an dem viele Brasilianer Friedhöfe und Kirchen besuchen. In Spanien gibt es Feste und Paraden und am Abend versammeln sich Leute auf Friedhöfen und beten für ihre Verstorbenen. In Asien und Afrika gibt es ähnlich gestaltete Feiern.

Diese Feiern vom 1. und 2. November - die indianische Wurzeln haben, aber die die Kirche sich aneignete - verdienen unsere Aufmerksamkeit. Wichtig scheint zu sein, dass all diese Feiern direkt auf den 31. Oktober folgen. Man könnte fragen warum? Was passierte am 31. Oktober, dass der darauffolgende Tag als „Tag der Toten“ bezeichnet wird?

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Mexikanische ‘Tag der Toten’ -Opfergaben, einschließlich Totenschädel aus Zucker.
Die Symbole, die mit Halloween verbunden sind, haben sich nach und nach herausgebildet. Und genauso wie die mittelalterliche Kirche die viel älteren todesbezogenen Bilder und Gebräuche assimilierte, so assimilierte die heutige Zeit die mittelalterlichen Gebräuche. Bei traditionellen keltischen Festen wurden große Rüben ausgehöhlt, Gesichter eingeschnitzt und in Fenster gestellt, um böse Geister abzuschrecken. Die amerikanische Tradition des Schnitzens von Kürbissen war ursprünglich mit Erntedank im Allgemeinen verbunden, und wurde nicht vor Mitte bis Ende der 1800er Jahre mit Halloween in Verbindung gebracht.

Während die meisten Christen denken, dass die Zeit um Halloween heilige Feiertage sind, wo sich Kinder (und erwachsene Kinder!) albern verkleiden und sich über all das lustig machen, was in unserer Welt normalerweise gruselig ist, so denken die meisten fundamentalen Christen negativ über diese Feier, da sie heidnische und okkulte Ursprünge hat und die Leute veranlasst, Geister, Dämonen und den Teufel gebührend zu fürchten. Die Zeugen Jehovas feiern Helloween nicht, da sie denken, dass echte Christen nichts feiern sollten, was mit einem heidnischen Feiertag zu tun hat. Das ist ironisch, wenn man bedenkt, was ich bereits über das ursprüngliche Christentum geschrieben habe. Nun, wie passierte es, dass wir von wahrer Spiritualität, die Frauen respektierte und wo Frauen sich als Schamanen für ihre Sippe einsetzten, zu der modernen christlichen Sichtweise kamen, wo Frauen etwas kaum Menschliches sind?

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© cammeraydave / dreamstime
Viele Leute, die dem heidnischen Pfad folgen, sehen diese Jahreszeit als heilig an. Wiccas hingegen denken, dass diese Feiertage anstößig sind, weil sie Hexen in Verbindung mit all den anderen „bösen Geistern“ in Verbindung bringen, die man ansonsten auszutreiben versucht. Sie haben damit recht, aber das meiste, was heute als Wicca durchgeht, ist genauso falsch wie das heutige Christentum.

Das bringt uns zurück zur Frage, die dieser Artikel zu beantworten hofft: Was ist der Ursprung von Halloween, an was soll es uns wirklich erinnern, und warum werden Hexen damit in Verbindung gebracht?

Das erste, was ich diesbezüglich ansprechen möchte, ist, dass wir in Halloween etwas Uraltes sehen, das durch viele Schichten der Wahrnehmung gefiltert ist. Allen Schichten ist jedoch das Thema des leichten Übertritts der Grenze zwischen den Lebenden und den Toten gemein, was ein lang vergangenes, massives Sterben zur Jahreszeit von Halloween andeutet. Was auch immer es war, es war so schrecklich, so weit verbreitet, dass alle Kulturen der Welt sich an das Ereignis und die darauffolgenden Tage auf eine Weise erinnern, die es abwehren soll und verhindern soll, dass es jemals wieder passiert. Und irgendwann in der Geschichte passierten Dinge, die bewirkten, dass jene Menschen - echte, heilige Hexen - , die wirklich die Fähigkeiten hatten, solche Dinge vorauszusehen oder sie zu lindern, mit dem Grund für das Sterben und der Zerstörug in Verbindung gebracht wurden.

John Garnier schreibt in seinem Buch The Worship of the Dead, or the Origin and Nature of Pagan Idolatry and Its Bearing Upon the Early History of Egypt and Babylonia, dass die heutigen Feiern für die Verstorbenen rund um Allerheiligen ihren Ursprung in der Erinnerung an die Menschen hatten, die in der Flut starben, die Gott über die verirrte Welt brachte. Er begründet dies mit Genesis 7,11. Er schreibt:
Es gibt fast keine Nationen oder Stämme auf der Welt, die nicht irgendeine Tradition bezüglich der Vernichtung der Menschen durch die Flut haben; und die Details dieser Traditionen stimmen so detailliert überein, dass es die Schlussfolgerung zulässt, die andere Forscher herleiteten, dass es sich um verschiedene lokale Fluten handeln musste.

Die Mythen aller antiken Nationen sind mit den Ereignissen der Flut eng verwoben und durch sie begründet, was beweist, dass sie alle auf einem gemeinsamen Prinzip beruhen und von einer gemeinsamen Quelle abgeleitet worden sein müssen.

Es ist daher klar, dass entweder eines oder beide von zwei großen Ereignissen in der Geschichte der Flut - d.h., das Ansteigen des Wassers und der Rückzug des Wassers - überall in der antiken Welt beobachtet wurde, und dass manche Nationen das eine oder das andere Ereignis klarer beobachten konnten.

Es ist auch wahrscheinlich, dass dieses Fest eng mit der Verehrung der Toten verbunden war, das zentrale Prinzip der antiken Idolatrie, wie wir noch sehen werden.

Dieses Argument ist deshalb so stark, weil diese Feier nicht nur in Nationen abgehalten wird, die miteinander kommunizierten, sondern auch in jenen Nationen, die von anderen durch den Ozean und durch Jahrhunderte getrennt waren.

Des Weiteren findet dieses Fest in allen Nationen an ungefähr demselben Tag statt, der der Mosaic Account für den Tag der Flut angibt, nämlich den 17. Tag des zweiten Monats - jener Monat, der heute der November ist.

[GARNIER 1904, 3-11]
Ich konnte nicht herausfinden, welchen der vielen jüdischen Kalender er hier verwendete, aber Garniers Hauptargument ist, dass Feiertage zu Ehren von toten Geistern unchristlich sind, weil sie heidnische Wurzeln haben (obwohl die Christen das genauso mit ihren verstorbenen Heiligen tun, die Christen waren bevor sie starben - oder zumindest wird das behauptet), und weil sie den Tod von ‚bösen‘ Leuten respektieren, die zu Recht in Noahs Flut umkamen. Diese christliche ‚Verdrehung‘ von allen heidnischen Dingen ist anscheinend der Grund dafür, warum Halloween sich heute so stark mit dämonischen Bildern, Geistern, Monstern und grausamen Dingen auseinandersetzt; denn Garnier hebt hervor, dass die Flut den Tod der Dämonen-Saat, die Nephalim, bedeutete [Genesis 6,1-4.13 und das Buch von Enoch].

Also scheint es nur eine wilde Vorstellung von veralteten Religionen zu sein; hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie weiter! Oder vielleicht doch? Vielleicht war Garnier hier etwas auf der Spur und wusste nicht einmal was es war?

Bezüglich der angeblichen Flut von Noah können wir sagen, dass mehr als nur einmal in unserer bekannten Geschichte Zivilisationen und/oder Kulturen aus unbekannten Gründen kollabierten und/oder zerstört wurden. Das akkadische Imperium in Mesopotamien, das alte ägyptische Königreich, die Zivilisation des frühen Bronze-Zeitalters in Palästina, Anatolien und Griechenland, die Indus-Kultur in Indien, die Hilmand-Zivilisation in Afghanistan und die Hungshan in China - sie alle wurden zur fast selben Zeit ruiniert. Nicht lange danach, gemessen auf dem historischen Zeitstrahl (obwohl die Chronologie ein Durcheinander ist), kam die Zerstörung über die mykenische Kultur, die Hititen auf Anatolien, das neue Königreich in Ägypten, das Palästina des späten Bronze-Zeitalters und die Shang-Dynastie in China.

Forscher in der Disziplin der Archäologie und Geschichte sind wegen den fehlenden direkten archäologischen oder niedergeschriebenen Erklärungen der Ursachen (im Gegensatz zu den Auswirkungen) ratlos, obwohl es eine umfangreiche Sammlung von Mythen und Folklore gibt, die durchaus Erklärungen bringen können, wenn sie nur richtig analysiert werden. Da die „Experten“ in jenen Disziplinen alle Mythen für Aberglauben halten (während es für sie offenbar kein Problem ist, die historisierten Mythen der Bibel für real hinzunehmen), kommen sie mit der Lösung dieses Problems nicht sehr weit und schreiben den Kollaps von Zivilisationen nur der Eroberung und Kriegsführung zu.

Vor einigen Jahrzehnten begannen gewisse Naturwissenschaftler sich für dieses Problem zu interessieren, konzentrierten sich auf die oben genannten Zusammenbrüche des Bronze-Zeitalters, und realisierten, dass die Hinweise eher auf eine natürliche Ursache hindeuten als auf menschliche Ursachen (wie z.B. Krieg und Eroberungen). Also begannen sie, über Klimawandel, Vulkanaktivität und Erdbeben zu sprechen. Einige dieser Erklärungen wurden sogar in die Standard-Geschichtsschreibung des Bronze-Zeitalters aufgenommen, obwohl noch immer einige Fragen offen sind: keine einzelne Erklärung konnte für sämtliche Ereignisse aufkommen.

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Der Palast bei Knossos – das minoänische Reich verschwand auf mysteriöse Weise.
Immanuel Velikowsky regte jedermann auf, weil er vorschlug, dass der Exodus - aber nur der Exodus - von einer Bombardierung mit Steinen, Trümmern, Kohlenstoffen etc. verursacht wurde, die angeblich von Venus ausgelöst wurde, als sie quer durch das Sonnensystem Amok lief. Er sammelte eine erstaunliche Anzahl von Mythen und Legenden aus aller Welt, die stark darauf hindeuten, dass es eine Art globale Katastrophe gab; doch wann, wo und wie genau diese vonstatten ging war immer noch schwer zu sagen. Es gab noch andere vor Velikovsky, die über diese Materie schrieben; erwähnenswert ist Ignatious Donnelly, der behauptete, dass die Mythen über die Große Flut eigentlich eine Beschreibung der Zerstörung von Platons Atlantis sind. Ob es eine fortgeschrittene Zivilisation namens Atlantis tatsächlich gab, interessiert uns hier nicht, aber ob es tatsächlich eine Flut gab, und wann sie stattfand, interessiert uns sehr wohl.

In den späten 1970er Jahren begannen die britischen Astronomen Victor Clube und Bill Napier an der Universität von Oxford einen Kometen-Einschlag als die ultimative Ursache davon zu untersuchen. Im Jahr 1980 veröffentlichten der Nobelpreisträger und Physiker Luis Alvarez und Kollegen im Magazin Science eine Publikation, die argumentierte, dass ein kosmischer Einschlag für die Auslöschung der Dinosaurier verantwortlich war. Alvarez Arbeit hatte einen großen Einfluss, obwohl dieser sich auf beiden Seiten des Atlantik unterschiedlich auswirkte. In den Vereinigten Staaten gibt es die „Wunschdenken“-Schule, die postuliert, dass nur Asteoriden-Einschläge signifikant seien und da sie so selten auftreten, wir uns nicht sorgen müssen. In Großbritannien jedoch führten weitere Nachforschugen der Astronomen Clube, Napier, Prof. Mark Bailey vom Armagh Observatorium, Duncan Steel von Spaceguard Australia und Englands bekannter Astronom Sir Fred Hoyle zur Untermauerung der Theorie
über Kometeneinschläge, die heute lose die „Britische Schule von kohärentem Katastrophismus“ genannt wird.

Nach Clube und Napier et al. wurde die Erde vor ca. 13000 Jahren durch die Fragmente eines gigantischen Kometen bombardiert, der im Himmel vor den entsetzten Augen der Menschheit zerbrach - so ähnlich wie Jupiter im Jahr 1994 von den Millionen-Megatonnen Einschlägen des Kometen Shoemaker-Levy betroffen war. Die vielen Einschläge auf unseren rotierenden Planeten verursachten dramatische Gezeiten, wütende Feuer, atombombenartige Explosionen und das Massensterben vieler prähistorischen Spezies - wie das Mammut, der Säbelzahntiger, der Großteil der Menschheit - und ließen die Welt in monatelanger Dunkelheit versinken. (Siehe: The Cosmic Serpent and The Cosmic Winter von Clube und Napier. Siehe auch: The Origin of the Universe and the Origin of Religion, Anshen Transdisciplinary Lectureships in Art, Science, and the Philosophy of Culture von Fred Hoyle.)

Einige amerikanische Wissenschaftler schließen sich nun der Gruppe der kohärenten Katastrophisten an. Der Physiker Richard Firestone und die Geologen Allen West und Simon Warwick-Smith schreiben in ihrem Buch The Cycle of Cosmic Catastrophes:
Im Jahr 1990 veröffentlichten Astrophysiker Victor Clube und Astronom Bill Napier das Buch The Cosmic Winter, wo sie Orbit-Analysen von mehreren Meteorschauern durchführen, die die Erde jedes Jahr treffen. Durch den Einsatz von modernen Computerprogrammen waren sie in der Lage, Jahrtausende in die Vergangenheit zu blicken und die Orbits von Kometen, Asteroiden und Meteorschauer nachzuverfolgen, bis sie etwas äußerst Erstaunliches fanden. Viele Meteorschauer stehen miteinander in Beziehung, so wie die Tauriden, Perseiden, Pisciden und die Orioniden. Zusätzlich spielen weitere, sehr große kosmische Objekte mit: die Kometen Encke und Rudnicki, die Asteoroiden Oljato, Hephaistos und 100 weitere. Jedes einzelne dieser über einhundert Objekte misst zumindest einen halben Kilometer im Durchmesser und manche von ihnen sind einige Kilometer lang. Und was haben sie alle gemeinsam? Laut diesen Wissenschaftlern ist jedes einzelne dieser Objekte ein Abkömmling desselben massiven Kometen, der in unser Sonnensystem vor weniger als 20000 Jahren eintrat! Clube und Napier berechneten, dass der ursprüngliche Komet riesig gewesen sein muss, um für all die Trümmer aufzukommen, die heute in unserem System herumkreisen.

Clube und Napier berechneten auch, dass durch die subtilen Änderungen in den Umlaufbahnen der Erde und dem verbleibenden Kometenfragmenten die Erde alle 2000 bis 4000 Jahre die dichteste Region des Trümmerfeldes durchkreuzt. Wenn wir uns Klima-Aufzeichnungen der Eiskerne ansehen, können wir dieses Muster sehen. Zum Beispiel zeigen die Messungen von Iridium, Helium-3, Nitrat, Ammoniak und anderen Schlüsselsubstanzen eine gemeinsame, periodische Fluktuation mit Spitzen um 18000, 16000, 13000, 9000, 5000 und 2000 Jahren in der Vergangenheit. Durch dieses Intervall zwischen 2000 und 4000 Jahren könnten wir die „Vorhut“ des wiederkehrenden Mega-Kometen sehen.

Glücklicherweise waren die ältesten Bombardierungen die intensivsten, und seit damals hat sich die Situation etwas beruhigt, weil die Reste des Kometen in immer kleinere Fragmente zerbrechen. Die Gefahr ist jedoch noch nicht gebannt. Viele der verbleibenden kilometergroßen Bruchstücke sind immer noch groß genug, um schweren Schaden an unseren Städten, dem Klima und der globalen Weltwirtschaft anzurichten. Clube und Napier sagten 1984 voraus, dass die Erde im Jahr 2000 und die darauffolgenden 400 Jahre in eine weitere gefährliche Periode eintreten würde, weil die wandernde Umlaufbahn uns in einen Kollisionskurs mit den dichtesten Stellen dieser Trümmerwolken bringen würde. Zwanzig Jahre nach dieser Vorhersage haben wir uns nun in diese Zone bewegt. Es ist eine weithin akzeptierte Tatsache, dass einige dieser großen Objekte sich im Moment in erdkreuzenden Umlaufbahnen befinden, und dass die einzige Unsicherheit ist, ob sie uns verfehlen werden oder ob sie auf einen bestimmten Teil unserer Erde fallen werden.

[FIRESTONE et al. 2006]
Damit sehen wir, dass diese neue Art von „Naturkatastrophe“ von vielen Gelehrten als die einzige und wahrscheinlichste Erklärung für die globalen und gleichzeitigen kulturellen Kollapse zu verschiedensten Zeiten unserer Geschichte aufgegriffen wird. Diese Ideen wurden von Astronomen und Geologen, Dendrochronologen usw. verfeinert, obwohl sie Archäologen und Historikern immer noch fast völlig unbekannt sind, was sie stark darin hindert, eine Erklärung für das zu finden, was sie in den historischen Aufzeichnungen sehen.

Diese neue Theorie postuliert Schweife von Kometenstaub, die die Erde regelmäßig kreuzen. Wir kennen die meisten dieser Schweife als „Sternschnuppen“ - winzige Partikel von kosmischem Material, deren Einschläge unbedeutend sind. Manchmal gibt es in diesen Schweifen jedoch größere Stücke, die in der Diagonale zwischen einem und hunderten Metern messen. Wenn diese die Erde treffen oder in der Atmosphäre explodieren, haben sie katastrophale Auswirkungen auf unser Ökosystem. Multi-Megatonnen-Explosionen von Feuerbällen können durch Gezeiten-Überflutungen, Tsunamis (wenn diese im Wasser landen), Feuerstürme und seismische Erschütterungen natürliche und kulturelle Elemente auf der Erdoberfläche zerstören, ohne dass sie einen Krater als ‚Narbe‘ hinterlassen - sie würden Strukturen einfach nur versengen oder hinwegfegen. Im Falle eines signifikanten Bombardements könnte ein kleineres Land einfach so eingeebnet und ausgelöscht werden, zu Staub gemacht.

Ein kürzliches Ereignis, das als das „Tunguska-Ereignis“ bekannt ist, fand im Jahr 1908 über Sibirien statt. Ein Bolid explodierte 5 Kilometer über der Oberfläche und verwüstete eine Fläche von etwa 2000 Quadratkilometern durch einen Feuersturm. Von diesem kosmischen Körper wird vermutet, dass er nur 60 Meter maß und eine Explosion von 20 bis 40 Megatonnen bewirkte - das Äquivalent von 2000 Hiroshima-Atombomben - ohne auf die Erde einzuschlagen. In anderen Worten, wenn antike Zivilisationen von mehreren Tunguska-ähnlichen Ereignissen zerstört wurden, dann wäre es kein Wunder, warum es keine oder nur sehr wenige Spuren gibt; es wäre das, was heutzutage als merkwürdige „Anomalie“ beschrieben wird.

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Bäume wurden durch den Meteoriteneinschlag in Tunguska über hunderte von Quadratkilometern umgeknickt und niedergebrannt.
Die astronomische Gesellschaft war jahrelang äußerst kritisch gegenüber Clube und Napier und ihrer Hypothese von einem gigantischen Kometen. Die Einschläge des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter im Jahr 1994 führten jedoch zu einer rapiden Änderung in dieser Einstellung. Die Observatorien unserer Welt beobachteten, wie der Komet in 20 Teile zerbrach und auf verschiedenen Teilen von Jupiter über den Zeitraum von mehreren Tagen einschlug. Ein ähnliches Ereignis mit unserem Planeten wäre katastrophal gewesen, um nicht ein schlimmeres Wort zu finden. Aus den Zeichen der heutigen Zeit, wo wir hier auf der Erde immer mehr Feuerbälle und Kometen sehen, und wo Jupiter dieses Jahr wieder und wieder Einschläge zu verzeichnen hatte, können wir ablesen, dass Victor Clube und Bill Napier recht haben: wir leben in einem sehr gefährlichen Zeitabschnitt.

Im Buch Rain of Iron and Ice von John Lewis, Professor für Planetologie am Lunar and Planetary Laboratory, Ko-Direktor des NASA/University of Arizona Space Engineering Research Center und Kommisar der Arizona State Space Commission, lesen wir, dass die Erde regelmäßig von außerirdischen Objekten getroffen wird und dass viele der einschlagenden Boliden in der Atmosphäre explodieren, so wie es in Tunguska passierte, und daher keine Krater oder permanente sichtbare Spuren hinterlassen.

Diese Einschläge bzw. atmosphärischen Explosionen können Erdbeben oder Tsunamis produzieren, ohne dass irgendwelche Zeugen eine Ahnung von der primären Ursache haben. Nicht zuletzt besteht die Erdoberfläche aus 75% Wasser, und alle Zeugen eines sochen Ereignisses würden höchstwahrscheinlich gebraten werden und niemals darüber berichten können, also könnnen wir gar nicht sagen, ob alle Erdbeben dieser Welt rein aus tektonischen Ursachen entstehen.

Was Lewis Arbeit kurz gesagt auf den Tisch bringt ist die Idee, dass einige gut bekannte historische Erdbeben durchaus Einschläge gewesen sein konnten. Die Daten, die Forscher über solche Ereignisse aus wissenschaftlichen Aufzeichnungen angeben können, sind 12800, 8200, 5200 und 4200 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Diese Daten könnten präzisiert werden, wenn bessere Datierungsmethoden entwickelt und eingesetzt werden würden.

Das Ereignis vor 12800 Jahren ist das interessanteste, da dieses anscheinend fast das gesamte Leben auf der Erde vernichtete. Zumindest zerstörte es die Mega-Fauna auf allen Kontinenten. Platon schrieb über die katastrophale Zerstörung von Atlantis, die sich vor 11600 Jahren von einem Tag auf den nächsten ereignete. Die beiden Daten kommen einander erstaunlich nahe. Dieses Ereignis wird von Firestone, West und Warwick-Smith in ihrem Buch The Cycle of Cosmic Catastrophes eingehend untersucht. Sie erwähnen eine Vielzahl von uramerikanischen Mythen, die von diesem Geschehen parallel zu ihrer eigenen wissenschaftlichen Arbeit berichten.

Wie bereits erwähnt identifizierten Clube und Napier den Vorgänger des Tauriden-Komplex als einen gigantischen Kometen, der in den letzten 20 bis 30 Tausend Jahren in eine kurze Umlaufbahn einschwenkte (ca. 3,3 Jahre). Der Tauriden-Komplex enthält im Moment den Tauriden-Meteorstrom, Komet Encke, „Asteoriden“ so wie 2101 Adonis und 2201 Oljato, und enorme Mengen an Staub. Asteoriden im Tauriden-Komplex scheinen Meteorschauer mit sich zu bringen, was bedeutet, dass viele Asteoriden wahrscheinlich verlöschte Kometen sind. In anderen Worten kann ein Komet aus viel mehr bestehen als ein bisschen Staub und Schnee - es kann ein großer Felskern vorhanden sein, sowie eine große Menge an giftigen Gasen und Chemikalien.

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Die Tauriden…
Wir kommen nun zu dem Indiz, das eine Verbindung zwischen den Kometen und Halloween herstellen kann. Zufälligerweise bewegt sich die Erde Ende Juni und Ende Oktober durch den Tauriden-Strom. Das bedeutet, dass das Ereignis, das die Grenze zwischen Pleistozän und Holozän (die gegenwärtige Epoche) markierte, Ende Oktober aufgetreten sein muss. Es war ein Tag, an dem die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten sehr dünn wurde, weil fast jedes lebendige Ding auf der Erde ausgelöscht wurde, und dies hat uns erreicht als die Feier des „Ende des Sommers“, die wir Halloween nennen, und die in der Bibel „Noahs Flut“ genannt wird.

Wie kommen die Hexen nun ins Spiel? Nun, warten Sie ein Bisschen, wir kommen noch dazu. Clube und Napier schreiben:
„Meteorströme sind antike Hinweise auf vergangene Kreuzungen mit Kometen-Orbits [...] die Haupt-Ströme sind uralt [...]

Der Vorgänger von Komet Encke und die Tauriden hatte bei der größten Annäherung an die Erde eine scheinbare Helligkeit von -12, wenn wir ihm einen Durchmesser von 20 Kilometern zurechnen, was ungefähr der Helligkeit des Mondes entspricht, und was ausreichen würde, bei Nacht Schatten zu werfen. Er hat womöglich wie ein greller gelber Punkt ausgesehen, mit einer runden Koma, die größer als der Vollmond war, und mit einem Schweif, der sich über einen Großteil des Himmels erstreckte [...] blauweiß in der Nähe des Kerns und tiefrot am Ende. [...] Wenn das Auseinanderbrechen des Kometen, wie es vom heutigen Staub dokumentiert wird, von Menschen beobachtet wurde, dann würden womöglich auch die Bruchstück-Kometen, oder eine Bruchstück-Schaar beobachtet. [...] Es hätte daher saisonal bzw. periodisch einen großen Anstieg an Feuerball-Aktivität gegeben, mit einer starken Überschneidung zwischen den Bahnelementen von Erde und Encke; und das Risiko für Tunguska-ähnliche Einschläge wäre damit am größten. Im Falle eines periodischen Orbits wären die Annäherungen natürlich voraussagbar gewesen. In der Tat wäre eine Vorwarnung von äußerster Wichtigkeit gewesen, wenn die Erde in solch einen Bereich von Trümmern eintreten würde. [...]

Der Autor der Genesis schrieb: „Als aber die Sonne untergegangen und dichte Finsternis eingetreten war, da kam ein Rauch, wie aus einem Ofen, und eine Feuerfackel, die zwischen jenen Stücken hindurchging.“ [Gen 15,17] Die Beschreibung klingt wie ein Komet, aber die heutige Interpretation ist Abrahams Sichtung von Gott. Weiters lesen wir in der Chronik: „Und David hob seine Augen auf und sah den Engel des HERRN stehen zwischen Himmel und Erde und sein bloßes Schwert in seiner Hand ausgereckt über Jerusalem. Da fielen David und die Ältesten, mit Säcken bedeckt, auf ihr Antlitz.“ [1 Chr 21,16] Und erneut wird eine Naturerscheinung als religiöses, göttliches Wesen, der „Engel des Herrn“, interpretiert.

[CLUBE und NAPIER 1982, S. 154 ff.]
Clube, Napier, Hoyle und andere liefern schlagende Hinweise für den Ursprung des Judentums in himmlischen Phänomenen, die später von Priestern in einen Aberglauben verdreht und verzerrt wurden, den wir heute haben. Christopher Knight und Robert Lomas schrieben ein faszinierendes Buch über die megalithischen Kulturen, Uriel‘s Machine, in dem sie vorschlagen, dass Steinkreise als astronomische Observatorien errichtet wurden, die nicht dazu dienten, den besten Zeitpunkt für das Einpflanzen von Getreide zu ermitteln, sondern querschlagende Kometen genau im Auge zu behalten. Sie machen damit einen guten Punkt.

Der Beginn des Christentums kann das Ergebnis ähnlicher kosmischer Begegnungen sein. Burton Mack schrieb:
Josephus Geschichte über das Jahr 60 ist eine von Hungersnot, Bürgerunruhen, den Verfall von Institutionen, bittere interne Konflikte, Klassenkrieg, Banditentum, Aufständen, Intrigen, Verleumdungen, Blutvergießen und die Zersplitterung von Juden über ganz Palästina. [...] Über 10 Jahre hinweg gab es Kriege und Gerüchte über Kriege. Josephus berichtet auch von Omen, inklusive einem grellen Tageslicht in der Mitte der Nacht! [MACK 1988]
Josephus nennt mehrere Omen, dass Jerusalem und der Tempel vom Bösen befallen werden würde. Er beschrieb einen Stern, der wie ein Schwert aussah, einen Kometen „der ein ganzes Jahr andauerte“, ein Licht, das im Tempel schien, eine Kuh, die vor ihrer Opferung im Tempel von Jerusalem ein Lamm gebahr, Armeen, die am Himmel kämpften, und eine Stimme aus dem Allerheiligsten, die sagte: „Wir ziehen uns zurück“ [JOSEPHUS, Jewish Wars, 6]. (Diese Stimme was zweifelslos apokryphisch.)

Manche dieser Omen werden auch von anderen zeitgenössischen Historikern erwähnt, Tacitus zum Beispiel. Im Buch 5 seiner Serie Histories tadelt Tacitus jedoch die abergläubischen Juden, weil sie die Omen nicht erkannten und keine Sühne dafür ablegten, um die Desaster anzuwenden. Er schrieb die Zerstörung Jerusalems der Dummheit bzw. absichtlicher Ignoranz der Juden selbst zu, weil sie keine angemessenen Opfer brachten.

Kurzum, es kann sehr gut sein, dass die eschatologischen Schriften im Neuen Testament - die Geburt des Mythos von Jesus - auf Kometen-Ereignisse zurückgehen, was die Erinnerung an einen „Stern im Osten“ miteinschließt. Die Zerstörung des Tempels von Jerusalemm, wie im Markus-Evangelium beschrieben, könnte daher wirklich eine „Handlung Gottes“ gewesen sein; nur nicht so, wie ‚wahre Gläubige‘ das heute denken.

Das bringt uns nun natürlich auf den Übergang: die Auferlegung des Christentums auf das damalige Europa durch Konstantin. Paul K. DAVIS schreibt:
Konstantins Sieg gab ihm die totale Kontrolle über das westliche römische Imperium, was den Pfad für das Christentum als dominante Religion des römischen Reiches, und damit letztendlich für Europa, ebnete. [DAVIS 1999, S.78]
Es wird allgemein beschrieben, dass Konstantin am Abend des 27. Oktober, als sich die Armee auf den Kampf vorbereitete, eine Vision hatte, weswegen er den Kampf unter dem Schutz des christlichen Gottes führte. Was genau diese Vision war, unterscheidet sich von Quelle zu Quelle.

Lactantius, ein früher christlicher Schriftsteller in dieser Zeitperiode, gibt an, dass in der Nacht vor dem Kampf Konstantin in einem Traum angewiesen wurde, „das himmlische Zeichen auf den Schildern der Soldaten aufzuzeichnen“. [On the Deaths of the Persecutors, 44.5] Er befolgte diese Anweisung und ließ ein Zeichen auf die Schilder malen, das den Christen darstellte. Lactantius beschreibt das Zeichen als ein „Staurogramm“ bzw. ein lateinisches Kreuz, an dem das obere Ende wie ein P gerundet ist. Es gibt keine handfesten Beweise, dass Konstantin tatsächlich dieses Zeichen benutzte - anders als das besser bekannte Chi-Rho Zeichen, das von Eusebius beschrieben wurde - aber es ist denkbar, weil es einer Pilzwolke ähnelt.

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© Jean-Christophe BenoistDer Kopf von Constantines kolossaler Statue.
Das Magazin New Scientist (178:2400, 21. Juni 2003, S. 13) berichtete von einem Meteoriteneinschlag-Krater aus dem vierten oder fünften Jahrhundert auf dem Appenin-Gebirgszug. Der Krater ist heute ein „saisonal gefüllter See“, ungefähr kreisförmig, mit einem Durchmesser von 115 bzw. 140 Metern. Er hat einen erhöhten Grat und es gibt keinen Zu- oder Abfluss. Der See wird rein durch Regenfall genährt. Es gibt dutzende kleinere Krater ringsum, genau solche, die erzeugt werden würden, wenn ein Meteorit mit ca. 10 Metern Durchmesser während des Atmosphäreneintritts auseinanderbricht.

Ein Team des schwedischen Geologen Jens Ormo glaubt, dass der Krater von einem Meteroiteneinschlag mit der Energie von einer Kilotonne gebildet wurde - das entspricht ungefähr einer kleinen Atombombe - , was Schockwellen, Erdbeben und eine Pilzwolke hervorgerufen hätte. Proben vom Rand des Kraters wurden auf das Jahr 312 datiert, aber Verunreinigungen aus späterer Zeit könnten diese Datierung viel später als 312 ansetzen.

Die Legende eines fallenden Sterns gibt es in den Appeninen seit römischen Zeiten, aber das beschriebene Ereignis war immer schon ein Mysterium. Andere Berichte aus dem 4. Jahrhundert erzählen, dass Barbaren vor den Toren des römischen Imperiums standen, und dass eine christliche Bewegung die Stabilität von innen gefährdete. Der Imperator Konstantin sah eine atemberaubende Vision am Himmel, konvertiete auf der Stelle zum Chrstentum und führte seine Armee unter dem Zeichen des Kreuzes zum Sieg. Aber was hat er gesehen?

Könnte ein Meteoriteneinschlag in den italienischen Apenninen oder eine Tunguska-ähnliche Explosion das Zeichen am Himmel gewesen sein, das Konstantin veranlasste, den christlichen Gott für die entscheidende Schlacht im Jahr 312 anzurufen, in der er den Imperator-Kollegen Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke besiegte?

Die Konvertierung des Imperators zum Christentum konnte höchstwahrscheinlich nicht den Glauben oder die Praktiken der meisten seiner Untergebenen verändern. Was er aber konnte - und tat - war, Vorzüge und Privilegien an jene zu vergeben, die sein Vertrauen erlangten. Er errichtete Kirchen für sie, befreite die Priesterschaft von Bürgerpflichten und Steuern, gab den Bischöfen weltliche Macht über Rechtsangelegenheiten und machte sie zu Richtern, gegen die nicht anzukommen war. Klingt wie die Übernahme durch ein faschistisches Regime, nicht wahr?

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© Gernot KellerWas sah Constantine circa 312 am Himmel?
Fassen wir also zusammen: Der Gott der Juden betrat die Bühne der Weltgeschichte - wahrscheinlich als Resultat eines Kometen, an das man sich heute noch durch die Pest in Ägypten erinnert, aber das heute als heroische „Exodus-Geschichte“ dargestellt wird. Jahrhunderte nach diesem Ereignis, als die Realität des Gottes längst vergessen war, versprach dieser Gott durch seine Priester etwas Neues und Anderes: Zerstörung von alles und jedem auf dem Planeten, der die Juden schlecht behandelte, und nur jene, die die Regeln des Gottes sorgfältig befolgten, würden überleben und über alle anderen regieren. Wir sollten bemerken, dass es hier nicht um Wiederauferstehung ging; es ging um ein körperliches Königreich auf Erden, wo die Juden die beste Position hatten.

Das frühe Christentum hatte unterschiedliche und neuartige Ideen, die auf das Judentum abfärbten. Umgekehrt nahm das Christentum gewisse Ideale des Judentums auf und verbreitete sie auf virulente Weise, worauf heutige christliche Kulturen gründen.

Die Grundlage des Christentums - übernommen direkt vom Judentum - ist die Sünde. Die Laufbahn der Sünde von damals bis heute war extrem erfolgreich. Das Wissen um die Sünde ließ eine Industrie von Agenturen und Techniken entstehen, die mit ihr effektiv umgehen sollen. Diese Agenturen wurden zum Zentrum von wirtschaftlicher und militärischer Macht, so wie das heute immer noch der Fall ist.

Indem das Christentum die Ideale des Judentums unter dem dünnen Furnier des „neuen Bundes“ bekanntmachte, veränderte es die Art, wie Männer und Frauen miteinander umgingen. Es veränderte die Haltung gegenüber der einzigen Sicherheit im Leben: den Tod. Es veränderte die Freiheitsgrade, unter denen die Menschen wählen konnten, was sie denken oder glauben wollten.

Heidnische Religionsgemeinschaften beschäftigten sich ebenfalls damit, wie mit Leid und Problemen umzugehen war. Für die Heiden galt es, dass einem Menschen nur dann Probleme zufielen, wenn er den entsprenden Gott oder Göttin nicht besänftigen konnte. Für sie waren Leiden und Probleme eine Konsequenz der Handlungen der Götter - die erstaunlich menschenähnlich und launisch waren - und nicht ein persönlicher, interner ‚Mangel‘, der die Menschen verdammte.

Ein weiterer großer Unterschied zwischen heidnischen und monotheistischen Sekten war, dass die Heiden sich nicht an einen fixen Glauben im christlichen Sinne banden. In anderen Worten wurde Glauben weder befürwortet noch dazu ermutigt. Die Heiden führten Rituale durch, aber sie hatten keine Überzeugung oder Doktrin. Die Riten beinhalteten detaillierte Rituale des Schlachtes von Tieren für ihre Götter, aber so etwas wie „Glauben“ im jüdischen oder christlichen Sinn gab es nicht.

Um ein Anhänger der heidnischen Religion zu sein, musste man nicht die philosophische Theologie akzeptieren, noch musste man einem ‚Mysteriumskult‘ angehören, wo Mythen und Rituale eng miteinander verbunden waren. Diese waren nur ‚optional‘. Die Mythen halfen nur, den Menschen daran zu erinnern, dass Götter verärgert sein können und dass es in der Natur Unsicherheiten gibt. Pausanias, ein griechischer Geograph des zweiten Jahrhunderts, glaubte die absonderlichen Geschichten ihrer Mythologie nicht. Aber es gab etwas, über das sich Pausanias sicher war: die Geschichten über einen verärgerten Gott, der Hungersnöte, Erdbeben und Kataklysmen erzeugte. Er erinnert uns daran, wie verwundbar eine Zivilisation gegenüber den andauernden Gefahren von Geologie und Wetter ist.

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© Razvanjp / Dreamstime.comDas Judentum und Christentum brachten das Konzept der "Sünde".
Der heidnischen Religion anzugehören bedeutete daher im Wesentlichen, den Ärger der Götter anzuerkennen, der sich in den Naturgewalten zeigte, und dass sich die Götter besänftigen ließen. Und es war genau wegen dieser Ehrfurcht vor der Natur, dass die Heiden die Juden und Christen ablehnten, weil diese behaupteten, dass sie immun dagegen seien, nur weil ihr Gott Macht über die Natur habe und sie vor jeglichen Misseständen retten könne.

Das bringt uns zu einem weiteren Unterschied zwischen den antiken Mythen bzw. Sekten und Judentum, Christentum und Islam: während die heidnischen Gemeinschaften Mythen über ihre Götter anboten, produzierten Juden und Christen eine aktuelle, lebende Geschichte. Die heidnischen Sekten hatten ‚Mysterien‘, auf die nur sehr wenige, wenn überhaupt, Zugriff hatten. Der Monotheismus hingegen bot eine „Offenbarung“ direkt von Gott an. Egal, dass diese Geschichte aus plagiierten Mythen von anderen Kulturen bestand, die als „Geschichte von Israel“ neu verpackt und verkauft wurde.

Die Heiden waren gegenüber Juden und Christen intolerant, weil sie außer ihrem eigenen Gott keine anderen Götter zuließen. Die ansteigende Dominanz des Christentums erzeugte einen viel schärferen Konflikt zwischen den Religionen, und religiöse Intoleranz wurde damit zur Norm. Das Christentum brachte offenen Zwang zu religiösem Glauben. Man könnte sogar behaupten, dass mit der heutigen Definition des Wortes Sekte - eine Gruppe, die Manipulation und Gedankenkontrolle einsetzt, um Verehrung herbeizuführen - das Christentum die Mutter aller Sekten ist; es dient den frauenverachtenden, faschistischen Idealen des Judentums.

Die aufstrebende christliche Hierarchie des finsteren Mittelalters mobilisierte sehr schnell militärische Kräfte gegen all jene, die an andere Götter glaubten, und besonders gegen Christen, die weniger faschistische Glaubenssysteme predigten. Davon waren womöglich die ursprünglichen Christen und Lehren betroffen. Man könnte sich natürlich über all die Geschichten von christlichen Märtyrern wundern. Ist es möglich, dass dies in Wirklichkeit leicht verdrehte Geschichten über Heiden waren, die sich gegen Auferlegung des Christentums wehrten?

In dieser Übergangszeit gab es noch eine dritte Gruppe von Menschen: die heidnischen Platonisten. Es gab zwei Arten von Platonisten: die einen, die lehrten, dass man Gott nur dadurch erkennen könne, indem man über seine eigene Seele meditiert und sich selbst kennenlernt; und die anderen meinten, dass man nur über die Schönheit der Natur Gott kennenlernen könne. Diese beiden Vorstellungen waren unter den Gebildeten dieser Zeit - Juden und Frühchristen miteingeschlossen - häufig anzutreffen. Jedoch verdrehten intellektuelle Juden aus Alexandria diese Idee auf subtile Weise: ein Mensch könne sich überhaupt nicht kennen, und daher auch nicht Gott, weswegen er die Unternehmung aufgeben und nur auf die „Güte“ Gottes vertrauen müsse. Nur Gott dürfe einen Menschen erwählen und ihm Güte zukommen lassen, aber ein Mensch könne keinesfalls Gott erwählen und damit selbst zu Güte kommen. Die christlichen Theologen dieser Zeit schnappten die Idee auf und meißelten sie so zurecht, dass sie in ihre Sichtweise des Christen und der Erlösung passte.

Viele heidnische Ideen wurden in die christliche Theologie übernommen; der Hauptunterschied war jedoch, wie ich schon angemerkt habe, dass es die Vorstellung der persönlichen Sünde gab: ein persönlicher Makel, eine Art ‚Sündenbock-Prinzip‘, das der menschlichen Seele aufgedrückt wurde. Die Heiden hielten es aber nicht für notwendig, dass man vor seinem Tod seine Sünden vergeben lassen muss. Die Christen jedoch unterhielten dramatische Todesbett-Szenen, und das Bitten für das Nachleben der Verstorbenen waren eine Neuheit und bis dahin unbekannt. Die Heiden beteten zu den Toten, die Juden und Christen jedoch für sie. Weil die Christen ihr ureigenstes Versagen und ihr sündhaftes Wesen fürchteten, beteten sie auch, dass die Toten bei Gott ein gutes Wort für sie einlegen würden. Christen als auch Heiden feierten weiterhin den Tod und hielten Festmähler ab, wobei die Christen dieses zusätzliche Element von „Fürbitten“ einbauten, was dem Ereignis eine neue Bedeutung gab.

Ein wenig später gab es ein weiteres Ereignis in der heidnischen Welt des damaligen Europa, das dem Christentum half, Westeuropa zu dominieren, und einen weiteren Spieler auf das Feld brachte: den Islam.
Es war ein warmer, klarer Nachmittag in der Hauptstadt. Der Trubel des großstädtischen Handels und Tourismus füllte die Straßen. Kleine Segelschiffe dümpelten in den geschützten Gewässern in Sichtweite der Regierungsgebäude, getrieben von einer sanften südlichen Brise. Die Sonne funkelte auf den sanften Wogen, was den Mohnblumen und Tulpen im Park entlang dem Wasser einen leuchtenden Schimmer verlieh. Alles war in Ordnung.

Doch plötzlich erleuchtete sich der Himmel, wie durch eine zweite, noch hellere Sonne. Alles bekam einen zweiten Schatten, erst lang und schwach, doch zunehmend kürzer und schärfer. Ein seltsamer zischender, dröhnender Ton schien von allen Seiten gleichzeitig zu kommen. Tausende streckten ihre Köpfe und schauten himmelwärts, nach dieser neuen Sonne Ausschau haltend. Über ihnen erblühte ein riesiger weißer Feuerball, wie das Entfalten einer riesigen Papierblüte, doch mittlerweile blendend hell. Während einiger Sekunden beherrschte der heftige Feuerball den Himmel und beschämte die Sonne. Der Himmel brannte in Weißglut, verblasste dann langsam in gelblichen und orangenen Farben bis zu einem kupferrot. Das schreckliche Zischen verstummte. Die Zuschauer, durch den Blitz geblendet und durch die glühende Hitze versengt, verdeckten ihre Augen und duckten sich vor Grauen. Die Bewohner von Büros und Appartements eilten an die Fenster und hielten am Himmel Ausschau nach der Quelle dieser gleißenden Fackel, die ihre Zimmer erleuchtet hatte. Ein großer Teppich von turbulenten, kupferfarbenen Wolken füllte die Hälfte des Himmels über der Stadt. Während nur wenigen Herzschlägen war die Stadt von Ehrfurcht ergriffen, betäubt und still.

Dann, ohne Warnung, walzte eine enorme Druckwelle die Stadt nieder und schleuderte Fußgänger zu Boden. Fenster und Türen zerbrachen und wurden herumgeschleudert; Zäune, Mauern und Dächer ächzten und zersplitterten. Eine Schockwelle durchschoss die Stadt und ihre Wasserwege und walzte Segelbote im Wasser nieder. Ein heißer, schwefeliger, stechender Wind wehte wie aus einer offenen Tür zur Hölle, wie der Atem eines kosmischen Schmelzofen, gesättigt mit den endlosen Widerhallen von unsichtbaren Erdrutschen. Dann verlangsamte sich der heiße Atem und pausierte; die normale Brise kehrte zurück und kühle Luft aus dem Süden blies über die Stadt. Der Himmel verblasste nun zu einem dunklen Grau, dann zu einem unheilvollen Schwarz. Eine turbulente schwarze Wolke schien vom Himmel zu stürzen wie ein zerwühltes Laken. Feiner schwarzer Staub begann, vom Himmel zu fallen, langsam, sanft, von der Brise verwirbelt und getragen. Eine Stunde lang oder länger fiel der dunkle Staub, bis die Wolke, von der Brise verdünnt und weggetragen, langsam verschwand.

Viele dachten, es sei das Ende der Welt ...
Dieses Zitat ist eine Rekonstruktion der Ereignisse in Konstantinopel, im Jahre 472 n.Chr. aus dem Buch Rain of Iron and Ice von John S. Lewis. Laut Dr. Lewis, dessen illustres Szenario beschreibt, wie eine atmosphärische Kometenexplosion aussehen könnte, erfährt unsere Erde solche Ereignisse häufig, wenn auch unregelmäßig. Explosionen am Himmel - manche von ihnen in enormem Ausmaß - haben laut ihm und anderen Wissenschaflern die Menschheitsgeschichte grob beeinflusst. Ein Fall ist das große Antioch-Erdbeben von 526 n. Chr., das von John Malalas beschrieben wurde:
[...] jene, die in dem Schutt unter den Gebäuden lagen, entflammten, und die Funken, die wie Blitze aus der Luft niederfielen, verbrannten jeden. Die Erdoberfläche kochte und die Gebäude wurden von Blitzen, die von dem Erdbeben verursacht wurden, getroffen und niedergebrannt. [...] Es war ein enormes und unheimliches Wunder, wo aus dem Feuer Regen kam [...], wo Flammen sich in Regenschauer verwandelten [...] Als ein Resultat davon wurde Antioch verwüstet [...] Bis zu 250000 Menschen starben in diesem Terror. [JEFFREYS et al, 1986]
Merkwürdigerweise sprechen Historiker nicht über solche Dinge, obwohl es mehr Hinweise darauf gibt:
Eine Analyse von Baumringen zeigt, dass sich im Jahr 540 in verschiedensten Teilen der Welt das Klima veränderte. Die Temperaturen fielen stark genug, um das Baumwachstum in Nordeuropa, Sibirien, Nordwestamerika und Südamerika anzuhalten.

Eine Suche in den historischen Aufzeichnungen und Mythen wies auf einen katastrophalen Besuch aus dem Himmel zum selben Zeitpunkt hin.

Es gibt einen Bericht aus dem Jahr 540-541 über „einen Kometen in Gaul, der so groß war, dass der ganze Himmel wie in Flammen schien“.

Der Legende nach starb König Arthur um diese Zeit, und keltische Mythen über Arthur erwähnen leuchtende Himmelsgötter und Feuerblitze.

In den 530er Jahren wurde sowohl von mediterranen als auch chinesischen Beobachtern von einem unüblichen Meteorschauer berichtet. Meteore werden von feinem Kometenstaub verursacht, der in der Atmosphäre verglüht. Weiters wurde von einem Astronomenteam des Armagh Observatorium eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass die Erde zwischen 400 und 600 n.Chr. einem erhöhten Risiko von Kometen-Bombardierung ausgesetzt war. [...]

Dem Ernteausfall folgte eine Hungersnot und kurz danach eine Beulenpest, die Mitte des 6. Jahrhunderts über Europa fegte.

[...] Zu jener Zeit versuchte der römische Imperator Justinian, das zerfallende römische Reich zu retten. Aber der Plan scheiterte im Jahr 540, was das dunkle Mittelalter und den Siegeszug des Islams mit sich brachte.

[Robert S. Boyd. "Comets may have caused Earth's great empires to fall." Knight-Ridder Newspapers, August 17, 1999 ]
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Illustrationen von zwei wichtigen historischen Kometen aus Lubienietskis Universal History of All Comets, 1681. Die 1000 A.D. Illustration zeigt einen leuchtenden Blitzschlag mit einem "sich lang windenden Schweif, der in offenem Raum landet", nachdem er "von einem drachenartigen Kometen mit einem entsetzlichen Schweif gefallen" war. Der 1180 A.D. Komet wurde mit Schrecken betrachtet, da er das Aussehen einer sich windenden Schlange mit aufklaffendem Rachen hatte.
Der Wechsel des westlichen Welt vom Heidentum zum Monotheismus - Judentum, Christentum und Islam - veränderte effektiv die Sichtweise der Menschen über sich selbst und über ihre Interaktionen mit der Realität. Und heute leben wir mit den Früchten dieser Veränderung: Krieg ohne Ende. Konstantins Sieg ebnete den Weg zur Anerkennung des Chrstentums durch das Römische Reich und die 1500 Jahre lange Vermählung von Kirche und Staat dauert heute noch immer an, obwohl diese seltsamen Bettgenossen die Decke hochgezogen haben, um ihre Beziehung zu verheimlichen. Eine Inschrift, die einen alten Hititen-König zitiert, besagt, dass ein großer Prinz die Hilfe von Priestern braucht, um den Bürgen die Furcht vor Gott zu lehren, damit sie dem Willen des Königs folgen, und dass die Religion den Schutz des Anführers braucht, damit sie den Bürgern ihre Praktiken auferlegen kann. So ist es nun schon seit Jahrtausenden. Die Astronomen Victor Clube und Bill Napier schreiben:
[...] [I]n den letzten Jahren hat man herausgefunden, dass es einen großen Kometenstaub-Schwarm gibt, der sich in einer möglicherweise gefährlichen Umflaufbahn befindet, der die Erdumlaufbahn genau im Juni (und November) alle paar Tausend Jahre kreuzt. Viel überraschender ist jedoch, dass herausgefunden wurde, dass die Indizien für diese Fakten in der Vergangenheit absichtlich verheimlicht wurden. Wenn sich die Umflaufbahnen genau überschneiden, erhöht sich jedoch die Chance, dass die Erde das Zentrum des Schwarms kreuzt, was sowohl zu einem entsprechend höheren Einfall von Feuerbällen führt, die die Erde erreichen, als auch zu der Wahrnehmung, dass das Ende der Welt nah ist. Dies kann auch zu anderen Zeiten auftreten - wenn z.B. sich frischer Staub bildet - , aber ein tiefes Eindringen [in den Schwarm, AdÜ] fand im 4. Jahrtausend v.Chr. statt, dann wieder im 1. Jahrtausend v. Chr., erneut um die Geburt Christi, und wahrscheinlich wieder im kommenden Jahrtausend. Das Christentum begann daher mit einer apokalyptischen Sichtweise der Vergangenheit [...] sobald jedoch die Gefahr gebannt war, wurden die Fakten durch die revisionistische Kirche in Mythen umgewandelt, und das vorherige Wissen um den Schwarm wurde später systematisch unterdrückt; wir wissen davon nur mehr dank den Werken von Platon und Anderen. [...] Die christliche Vision von permanentem Frieden auf Erden wurde auf keinen Fall allgemein akzeptiert, und sie musste einige ‚Erleuchtungen‘ durchmachen, bis unsere heutige weltliche Sichtweise auf die Geschichte erreicht war, der sich nun die Wissenschaft selbst verschreibt und die Gefahr aus dem Himmel überhaupt nicht oder nur wenig sehen will. Die Sicherheit ist jedoch eine Illusion und der lange Arm einer frühen christlichen Einbildung wirkt sich heute noch immer aus. [...]

Die Idee, dass über der Menscheit eine fürchterliche Sanktion hängt, ist natürlich nicht neu. Armageddon wurde in der Vergangenheit weithin gefürchtet und es herrschte die Vorstellung, dass es im gegewärtigen Jahrtausend wiederkehren wird [...] Manchmal finden die Anhänger dieser Ideen neuen Boden, wo sie jedoch erneut auf Opposition treffen. In den USA zum Beispiel sind von Zeit zu Zeit, sogar in diesem Jahrhundert, alte Traditionen einer kosmischen Katastrophe wieder modern geworden, aber sie begegneten der Pawlow‘schen Wut der Autoritäten. Weil das so ist, ist es vielleicht ironisch, dass die Neuwahlen in den USA generell im November abgehalten werden, einer alten Tradition folgend, nach der sich die Ureinwohner um diese Jahreszeit versammelten - eine Tradition, die womöglich in der echten Furcht vor dem Ende der Welt, als die Erde den Schwarm kreuzte, wurzelt.

In Europa wurde der Glaube an das Milleniums-Ende letztendlich unterdrückt, indem eine offizielle, ‚heitere‘ Sichtweise erfunden wurde, um die verbleibenden Ideen aus der Reformation zu kontern. Wenn man zu jener Zeit an diesen konträren Ideen festgehalten hätte, dann wäre das fast Ketzerei gleichgekommen, und jene, die davor warnten, wurden stark verurteilt. Autoritäre Wut ist daher nichts Neues, wenn es um einen kosmischen Winter und Armageddon geht.

[...] Die ‚Erleuchtung‘ baut auf dieser ‚freundlichen‘ Sichtweise auf und behandelt den Kosmos als einen harmlosen Hintergrund hinter den menschlichen Angelegenheiten; dies wird von der akademischen Welt hochgehalten und die konter-reformierte Kirche und der Staat unterschreiben dies nur zu gerne. Es erscheint in der Tat, dass wiederholte kosmische Stressoren - übernatürliche Ereignisse - absichtlich aus der christlichen Theologie und der modernen Wissenschaft herausprogrammiert wurden; jene zwei Institutionen, die am meisten Einfluss auf die westliche Zivilisation haben, und damit auf die Kontrolle und das Wohlergehen der Menschheit.

Als Resultat davon glauben wir nun daran, dass eine globale Katastrophe - ob das nun ein nuklearer Krieg ist, Ozonlöcher, der Treibhauseffekt, oder was auch immer - nur wegen uns selbst entstehen kann; und wir stehen auch ‚Autoritäten‘ gegenüber, die nicht höher als das Hausdach blicken, und die den wahrscheinlichen Einschlag des Kosmos nicht in ihre nationalen Strategien einbeziehen. [...]

Daher umgibt die Menschheit eine große Illusion der Sicherheit im Kosmos, eine, gegen die das ‚Establishment‘ von Kirche, Staat und Akademia nichts unternimmt. Dieser Illusion nachzuhängen wird nichts verbessern, wenn das nächste finstere Zeitalter kommt. Aber sie kann einfach aufgelöst werden: man muss nur zum Himmel blicken. Die Empörung über all das kommt daher von einer Einstellung, die die Menschheit ähnlich zu einem extrem kurzsichtigen Vogel Strauß macht, der das Schicksal der Dinosaurier erwartet.

[Clube and Napier. The Cosmic Winter. 1990, 11-13]
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Ein Bild von den "Nürnberger Chroniken’, 1493.
Eine Überzahl von Feuerbällen und wiederholten Kometen-Sichtungen ruft anscheinend eine ‚Endzeit-Stimmung‘ hervor - Vorhersagen, dass die Welt enden wird - , die alle Arten von sozialen Unruhen bewirken kann, die, wie Clube richtig bemerkt, den regierenden Eliten gar nicht passen. Denn letztendlich beschuldigen die Leute immer ihre Anführer, so korrupt und böse zu sein, wenn sie glauben, dass die Welt untergeht. Die Elite geht überlicherweise damit um, indem sie einen angeblichen Feind schafft, der für alles verantwortlich gemacht wird, startet einen Krieg, um die Endzeit-Stimmung der Menschen zu übertönen, und bringen dabei in einem Schlag auch einige von ihnen um. Clever, nicht wahr?

Victor CLUBE schrieb am Ende seines Artikels „Narrative Report on the Hazard to Civilization Due to Fireballs and Comets“ (der von der US Air Force und dem Oxford Department of Physics finanziert wurde und im Jahr 1996 verfasst wurde, nur 2 Jahre nach dem Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy auf Jupiter) folgendes:
Alle 5 bis 10 Generationen oder so ist die Menschheit für die Dauer einer Generation einem höheren Risiko von einem kosmischen Ereignis ausgesetzt. Während dieser Epochen - ungefähr entsprechend dem Hundertjährigen Krieg, der Reformation, dem Dreißigährige Krieg (inklusive dem Englischen Bürgerkrieg) und der Periode der Französischen Revolution (inklusive dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg) - konnten die nationalen Autoritäten nur sehr wenig unternehmen, die Angst der Öffentlichkeit gegenüber der wahrgenommenen Gefahr zu lindern.
Alle 5 bis 10 Generationen? Das ist eine ziemlich schockierende Aussage. Wenn das wahr ist, warum haben wir bis heute nichts davon gehört? Warum wissen Historiker nicht davon? Warum wissen Normalsterbliche, die in der Schule Geschichte lernen (oder so ähnlich wird behauptet), nichts davon?

Nun wird es uns schon bald klar werden, warum Hexen mit Halloween in Verbindung gebracht werden.

Der Hundertjährige Krieg dauerte 116 Jahre von 1337 bis 1453. Der Schwarze Tod von 1347/48 bis 1351. Die Renaissance folgte von 1400 bis 1600. Damals fanden ziemlich hässliche Dinge statt. Dendrochronologe Mike Baillie schrieb ein Buch, indem er argumentiert (mit guten Beweisen), dass der Schwarze Tod [27] höchstwahrscheinlich nicht die Beulenpest war, sondern viel mehr „Tod durch Kometen“.

Baillie hat die wissenschaftlichen Beweise gesammelt, die seine Theorie unterstützen, und seine Theorie umfasst (und wird unterstützt durch), was die Leute von damals sagten: Erdbeben, Kometen, Regen aus Tod und Feuer, giftige Atmosphähre, und Tod in einem Ausmaß, der heute gar nicht mehr vorzustellen ist. Die meisten Leute wissen heute überhaupt nicht mehr, was sich vor nur 663 Jahren abspielte. (Hmmm... Ein kurioser Geist könnte fragen, was 666 Jahre danach passiert, was 2013 sein würde...) Es gibt wirklich genügend Daten in Baillies Buch, die die Theorie unterstützen, dass der Schwarze Tod von lokalen, mehrfachen Einschlägen von Kometenbruchstücken verursacht wurde - ähnlich zu den Einschlägen auf Jupiter durch Shoemaker-Levy im Jahr 1994. Warum genau die Menschen starben, kann durch folgende Möglichkeiten erklärt weren: Erdbeben, Fluten (Tsunamis), Feuerregen, Chemikalen von Hochenergie-Explosionen in der Atmosphäre (inklusive Ammoniak und Cyanwasserstoff) und vielleicht sogar Pathogene, die auf Kometen reisen. Hier sollten wir für einen Moment anhalten, und über die Todeszahlen nachdenken.

China - wo der Schwarze Tod angeblich seinen Ursprung nahm - verlor die Hälfte seiner Bevölkerung (ca. 65 bis 123 Millionen). Kürzliche Nachforschugen ergaben, dass in Europa ca. 45 bis 50% der europäischen Gesamtbevölkerung innerhalb von nur 4 Jahren starben, obwohl die Zahl stark vom Gebiet abhängt (was ein Problem ist, wie wir noch sehen werden). Im mediterranen Europa - Italien, Südfrankreich und Spanien, wo die Plage etwa 4 Jahre ohne Unterbrechung andauerte - lag die Zahl näher bei 70 bis 75% der Gesamtbevölkerung. (In den heutigen USA würde das die Reduzierung von den heutigen 305 Millionen auf 75 Millionen in weniger als 4 Jahren bedeuten. Das würde auch bedeuten, dass man ungefähr 225 Millionen Körper begraben oder vernichten müsste.) In Deutschland und England lag die Reduzierung eher bei 20%. Das nordöstliche Deutschland, Böhmen, Polen und Ungarn litten aus einem unbekannten Grund anscheinend weniger (und es gibt dazu ein paar Theorien, die nicht ganz zufriedenstellend sind).

Für Russland und die Balkanstaaten gibt es keine Schätzungen, also scheint es, als ob sie wenig oder gar nicht darunter litten. Afrika verlor etwa 1/8 seiner Bevölkerung (eine Reduzierung von ca. 80 Millionen auf 70 Millionen). Unabhängig wie groß die Zahlen auch immer waren: der Schwarze Tod verursachte das größte Aussterben der bekannten Menschheitsgeschichte, das von einer Pandemie verursacht wurde, und, wie Baillie betont, weiß niemand genau, was es war.

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Soziale Aufstände und Schrecken zur Zeit des "Schwarzen Todes" und dem "Hundertjährigen Krieg". (Pieter Bruegel the Elder. “Der Triumph des Todes”, ca. 1562. Museo del Prado, Madrid, Spanien.)
In dem oben zitierten Artikel "Hazard to Civilization from Fireballs and Comets“ fügt Victor Clube hinzu:
Die nationalen Eliten waren wegen der Aussicht auf das „Ende der Welt“ oft dazu gezwungen, öffentliche Panik niederzuschlagen, nur um herauszufinden - meistens zu spät - , dass die üblichen Kontrollmethoden dabei fehlschlagen. Daher wird eine institutionalisierte Wissenschaft eingerichtet, die Wissen um diese Gefahr vertuschen soll; eine selbst-regulierte Presse wird eingerichtet, die diese Gefahr ins Lächerliche ziehen soll; eine institutionalisierte Religion wird eingerichtet, die die Unvermeidbarkeit [eines solchen Ereiginsses, AdÜ] verneint und den Glauben an einen fudamental sanftmütigen Gott sichert.

[...] Die christlichen, islamischen und jüdischen Kulturen haben seit der europäischen Renaissance eine anti-apokalyptische Haltung angenommen und sind sich der aufkeimenden Wissenschaft über Katastrophen nicht gewahr. Die Geschichte, wie es scheint, wiederholt sich: es hat bis ins Raumfahrtzeitalter gedauert, bis Platons Stimme der Vernunft wiederbelebt worden ist; aber dieses Mal taucht sie innerhalb einer modernen, anti-fundamentalistischen, anti-apokalyptischen Tradition auf, über die, wie schon erwähnt, die Regierungen keine Kontrolle ausüben können. In anderen Worten: Zyniker (oder moderne Sophisten) würden meinen, dass wir die Bedrohung aus dem Himmel nicht brauchen, um den Kalten Krieg zu übertönen; viel mehr brauchen wir den Kalten Krieg, um die Bedrohung aus dem Himmel zu übertönen!
Der Text diskutiert auf Seite 2 die Möglichkeit von einschlagenden Bruchstücken von gigantischen Kometen:
[...] ihre Gegenwart wird durch den Staub im Tierkreis verraten, der sich auf der Ekliptik ansammelt, und auch durch die wiederholten jahrzehntelangen Begegnungen der Erde mit ihnen, die alle paar Jahrhunderte stattfinden [...] Diese Begegnungen rufen einen Überfluss von Feuerbällen hervor, die die Erdatmosphäre durchdringen, was eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Bombardierung durch sub-kilometergroße Trümmer impliziert, und auch das Risiko, dass die Erde in das Zentrum eines zerbrechenden Schwarms wie Shoemaker-Levy eindringt.
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Ein Holzschnitt von Hans Glaser (1566), der ein merkwürdiges Himmelsereignis im Jahr 1561 über Nürnberg zeigt.
Der sogenannte Hundertjährige Krieg war ein Konflikt zwischen Frankreich und England, weil die englischen Könige den französischen Thron beanspruchten. Er war unterbrochen durch mehrere kurze und zwei längere Friedensperioden bevor er letztendlich mit dem Resultat endete, dass die Engländer aus Frankreich verstoßen wurden, mit Ausnahme von Calais Pale. Wir bemerken, dass dieser Konflikt bereits zehn Jahre andauerte, bevor der Schwarze Tod Europa befiel.

Wenn man die Geschichte des Schwarzen Todes und die des Hundertjährigen Krieges nebeneinander studiert, dann sticht hervor, dass es gewissenlose Menschen gab, die aus der Verwirrung und dem Terror ihren Vorteil zogen. Wir lesen zum Beispiel das Folgende:
Es war ein Krieg der Verwüstung. Dörfer und Felder wurden verbrannt, Obstgärten gefällt, Tierherden gestohlen und Einwohner geplündert. Als Edward in Frankreich einfiel, verbrachte er eine Woche damit, Cambrai inklusive Umgebung abzufackeln. Mehr als 1000 Dörfer wurden zerstört. Frankreich tat sein Bestes in England, indem die ankommenden Seeleute an der Südostküste einfielen und dort Feuer und Verwüstung stifteten. Ein großer Teil der Plünderungen wurde zurück nach England gebracht und der Gedanke, Diebesgut zu erhalten, veranlasste viele dazu, den Krieg zu unterstützen.

Die Grausamkeit nahm zu. Nachdem die Stadt Limoges eingenommen und niedergebrannt wurde, ordnete Edward an, alle Einwohner zu exekutieren. Große Teile von Artois, der Bretagne, Normandie, Gascony und anderen Provinzen wurden auf ein Häufchen Elend reduziert (ca. 1355 bis 1375) und Frankreich tat dasselbe mit englischen Provinzen, die Frankreich nahe lagen. Städte innerhalb von Stadtmauern waren während den frühen Phasen des Krieges sicher, aber Kirchen, Klöster, Dörfer und Ansiedlungen wurden ruiniert.

Waffenstillstände oder Verträge wurden nicht beobachtet. „Freie Gruppen“ bildeten sich - englische oder französische Banditen, von Kapitänen angeführt - , die große Flächen dominierten und Dörfern, Ansiedlungen und Kirchen ihren Tribut abforderten. Sie nahmen auch die Frauen hinweg, setzten Geistliche als Buchhalter und Boten ein, Kinder als Diener, und sie plünderten.

[Edward P. Cheney. The Dawn of a New Era. 1250-1435. 1936.]
Albert A. Nofi und James F. Dunnigan sagen uns:
In den ersten paar Jahren des Krieges passierte nicht sehr viel außer englischen Übergriffen in Frankreich und Flandern. Dann, in den 1340er Jahren, gingen England und Frankreich im lang andauernden Bürgerkrieg, der entscheiden sollte, wer Fürst der Bretagne wird, in Opposition. Dies führte im Jahr 1346 zu einer französischen Invasion von Gascony und die niederschmetternde französische Niederlage in Crecy. Die Engländer tobten dann durch Westfrankreich, bis ein Waffenstillstand im Jahr 1354 unterzeichnet wurde (bedingt durch die Zerstörung durch die Plage, die Frankreich von 1347 bis 1348 hart traf).

Der Waffenstillstand dauerte jedoch nicht lange an. Der Krieg setzte sich 1355 fort. Im Jahr 1356 wurde eine weitere große Schlacht in Poitiers gekämpft und der französische König wurde festgenommen. Überfälle durch die Engländer setzten sich bis 1360 fort, als ein weiterer Friedensvertrag unterzeichnet wurde.
Man könnte sich fragen, ob das alles nicht eine nachgebesserte Geschichtsschreibung ist, wo die Schuld für die Auswirkungen von kometarer Zerstörung und sozialen Unruhen auf den Hundertjährigen Krieg geschoben wird? Ein Beweis, der dies unterstützt, ist, dass das Wetter damals verrückt spielte. Clube und Napier schreiben:
Zumindest ein Geschichtsschreiber berichtet über die unmittelbare Ursache der Plage im Jahr 1345: „Zwischen Cathay und Persio ging ein großer Feuerregen nieder; er fiel als Flocken wie Schnee und verbrannte Berge und Ebenen und andere Gebiete, mitsamt den Männern und Frauen; und dann zog ein dichter Rauch ein; und alle, die dies bezeugten, starben innerhalb von einem halben Tag [...]“. Es gibt auch geringen Zweifel daran, dass eine weltweite Abkühlung eine fundamentale Rolle in diesem Prozess spielte. Die arktische Polarkappe wuchs, veränderte das Zyklon-Muster, was zu einer Reihe von verheerend schlechten Ernten führte. Diese führten in weiterer Folge zu Hungersnöten, Tod und sozialem Zusammenbruch. In England und Schottland gab es Anzeichen von verlassenen Dörfern und Bauernhöfen, steigenden Preisen für Weizen und eine fallende Bevölkerungszahl. In Osteuropa gab es eine Reihe von beispielslos harten Wintern mit tiefem Schnee. Die Aufzeichnungen von Klöstern in Polen und Russland erzählen von Kannibalismus, überfüllten Gräbern und Auswanderungen in den Westen. Im Spätmittelalter gab es also eine humanitäre Katastrophe von großem Ausmaß sogar bevor der Schwarze Tod kam. Die Kältephase dauerte in der Tat viel länger als die [...] Plage. In der Geschichte lassen sich einige dieser Fluktuationen nachlesen und es gibt gute Hinweise darauf, dass diese klimatischen Stressoren nicht nur mit Hungersnöten in Verbindung stehen, sondern auch mit großen sozialen Unruhen, Kriegen, Revolutionen und Massenmigrationen. [CLUBE & NAPIER. The Cosmic Winter. 1990, S. 274]
Das klingt ziemlich genau wie eine Beschreibung unserer Zeit, nicht wahr? Es gibt natürlich Unterschiede im Detail und im Ausmaß, aber die generelle Dynamik, wo die Welt immer verrückter wird, wahnsinnige Grausamkeiten immer häufiger werden und globale Klimaveränderungen auftreten, ist dieselbe wie heute.

Der Calvinismus war eine der Entwicklungen, die in dieser Periode entstammten. Wie Clube schon angemerkt hat, entstand die protestantische Reformation teilweise deswegen, weil die Katholische Kirche ihr Kontrollsystem auf dem System von Aristotele aufbaute, wo „Gott in seinem Himmel sitzt und alles gut werden wird, wenn du nur ein guter Christ bist“. Offenbar wollten sie nicht über einen Kosmos sprechen, der Amok läuft, und über den ihr vielgepriesener Gott keine Kontrolle hatte. Und weil der Kosmos tatsächlich begann, Amok zu laufen, und die Kirche nichts dagegen tun konnte (die Korruption der Kirche gar nicht zu erwähnen, über die die Menschenmassen bereits Bescheid wussten), hatten die Reformanten genügend Munition, um viele Anhänger des Christentums für sich zu gewinnen, genauso wie lange davor Konstantin von der Christenheit angezogen wurde, als sich herausstellte, dass die heidnischen Götter ebensowenig gegen kometenartige Bombardierung aufkommen konnten.

Die Protestanten waren dadurch in der Lage, die Situation für ihre Zwecke auszunutzen, indem sie behaupteten, es sei „Das Ende der Zeit“ und dass dennoch alles nach Plan lief, und dass die Menschen gerettet würden, wenn sie sich nur auf ihre Seite stellten.

Nachdem die Protestanten sich sozusagen die neue dominante Stellung gesichert hatten, nahmen sie jedoch ebenfalls die Sicht von Aristoteles an! „NUN ist Gott in seinem Himmel, und alles wird Gut und es wird keine Katastrophen mehr geben, solange jeder in die Kirche geht, den Zehnten bezahlt, und den zuständigen Autoritäten gehorcht.“

Das bringt uns nun endlich zu dem Thema Hexenverfolgungen. Vom frühen 15. Jahrhundert bis 1650 exekutierten Europäer - konservativen Schätzungen zufolge - zwischen 200000 und 500000 Hexen, von denen mehr als 85% Frauen waren [BEN-YEHUDA 1985]. Die Menschen dieser Zeit glaubten daher wirklich an die Realität von Zauberei und bösen Geistern. Persönlichkeiten wie Newton, Bacon, Boyle, Locke und Hobbes glaubten fest an die Realität von bösen Geistern und Hexen. Wie Historiker und Religionsgelehrter J. B. Russel sagte:
Zehntausende [Hexen-] Verurteilungen fanden in Europa Generation nach Generation statt, während Leonardo malte, Palestrina komponierte und Shakespeare schrieb. [RUSSEL 1980, S. 79]
Zauberei, Zauberer und Hexen existierten in der gesamten Weltgeschichte, obwohl nicht so wie in der damaligen Zeit der Verfolgung verstanden. Das Alte Testament ignoriert dieses Thema mehr oder weniger, und berichtet nur von einem Treffen zwischen König Saul und der Zauberin von Endor, und dem Gesetz: „Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen.“ [2 Mose 22,18] Aber davon einmal abgesehen sind die Geschichten über Hexen in der Bibel erstaunlich neutral, was diesem Gesetz auf bizarre Art widerspricht. Es gibt keine Beschreibungen von Hexen, Dämonen oder irgendeine dämonische Welt. Die Welt des Alten Testaments ist daher eine Welt, der es an wahrlich Spirituellem fehlt.

Im alten Griechenland und Rom wurde Magie eingesetzt, um Regen zu erzeugen, Hagel zu vertreiben, Wolken aufzulösen, die Winde zu besänftigen, das Pflanzenwachstum anzuregen, den Wohlstand zu mehren, die Kranken zu heilen, und so weiter. Magie konnte auch gegen Feinde eingesetzt werden, um ihnen all diese positiven Effekte vorzuenthalten. Diese Glaubensvorstellungen waren in der antiken Welt - auch von Pythagoras und seinem nordeuropäischen druidischen Training - weithin akzeptiert. „Gute Magie“ war rechtens und notwendig und „böse Magie“ wurde abgelehnt und bestraft. Der Staat unterstützte sogar jene, die vorgeblich „gute Magie“ beherrschten. Natürlich hing es von der Perspektive ab, ob man nun ein „guter“ oder „böser“ Magier war. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Engländer Jeanne d’Arc als Hexe verdammten und die Franzosen sich herumdrehten und sie heilig sprachen.

Das griechisch-römische religiöse Universum - die übernatürliche Welt - war nicht in die Extreme von Gut und Böse geteilt. Im Gegenteil, es wies jede mögliche Schattierung und Kombination von Qualitäten auf, die sich auch in der menschlichen Gesellschaft finden lassen. In dieser Welt war Magie lediglich ein Versuch, die Kräfte des Unsichtbaren nutzbar zu machen, während die Religion sich mit Respekt und Dankbarkeit für die Natur und ihre Repräsentanten beschäftigte. Auf diese Weise konnten Gebete und Zaubersprüche friedlich miteinander auskommen.

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Eine "Hexe", die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.
Eine Hexe oder ein Zauberer war eine Person, die eine Methode kannte - eine Technologie - , die benutzt werden konnte, um übernatürliche Mächte für sich oder für andere zu wecken. Er oder sie konnte die Naturkräfte ‚kontrollieren‘. (Zumindest wurde das geglaubt, aber wer sind wir schon um zu beurteilen, dass die wahrlich alten schamanischen Techniker das nicht konnten?)

Zwei Punkte sind hier also wichtig:
  1. Zauberei bzw. Hexerei war eine Technologie, und
  2. es gab eine klare Unterscheidung zwischen guter und böser Magie, und der Kontext der Situation war entscheidend.
Nach dem Zerfall des römischen Imperiums und dem Aufstieg des Judeo-Christentums versuchten viele Missionäre - nachdem sie entdeckten, dass die Heiden ihr eigenes Spektrum an Göttern und Vorstellungen hatten - die Heiden zu konvertieren, indem sie die lokalen Gottheiten heilig sprachen, damit die Bevölkerung unter der Schirmherrschaft des Christentums diese weitherhin anbeten konnten. Diese Gottheiten wurden zu ‚christlichen Heiligen‘ ernannt, komplett mit erfundenen Hagiographien bzw. Heiligengeschichten. (Wie ich weiter oben schon erwähnt habe, waren die meisten „christlichen Märtyrer“ in Wirklichkeit Heiden, die von der Kirche selbst ermordet wurden). Die alten Tempel wurden in Kirchen umgewandelt, damit die Heiden weiterhin die heiligen Messen in vertrauten Anbetungsstätten feiern konnten und ihre ‚Heiligen‘ so wie immer anbeten konnten. Magische Praktiken wurden toleriert, weil man erwartete, dass man sie nach und nach aufgeben würde, sobald die Leute zu wahren Christen wurden.

Die offizielle Kirchenpolitik hielt, dass jeglicher Glaube an Zauberei eine Illusion war. In dem berühmten und zugleich mysteriösen Canon Episcopi finden wir ein paar Hinweise darauf:
Einige gottlose, von Illusionen und Phantasien über Dämonen verführten, durch den Teufel verdorbene Frauen reiten in den Nachtstunden gemeinsam mit Diana - der heidnischen Gottheit - auf so manchen Biestern. In der Stille der stockfinsteren Nacht legen sie große Distanzen zurück, gehorchen den Befehlen ihrer Herrin, und versammeln sich an gewissen Nächten, um sie zu verehren. Aber ich wünschte, dass nur sie alleine wegen ihrem Unglauben umkommen würden, aber sie ziehen viele Andere mit sich in die Zerstörung wegen Untreue. Denn unglaublich viele Menschen glauben daran, weil sie durch diese falsche Meinung irregeleitet werden, und weil das so ist, kommen sie vom rechten Glauben ab und werden von diesem heidnischen Fehler veruntreut.

Ihre Priester sollten in all ihren Kirchen predigen, [...] dass das falsch ist und dass solche Phantasien von bösartigen Geistern ausgesendet werden [...], die sie in ihren Träumen irreleiten.

Denn wer verlässt in seinen Träumen nicht sich selbst und sieht Dinge, die er im Wachzustand nicht sieht?

[...] Und wer ist so dumm und naiv zu glauben, dass all diese Dinge, die im Geist geschehen, auch im Körper passieren?

Es muss daher in aller Öffentlichkeit verlautbart werden, dass diejenigen, die an solche Dinge glauben [...] ihr Vertrauen verloren haben.

[KORS & PETERS 1972, S. 29-31]
Der Ursprung dieses Dokuments, das Kors & Peters auf das Jahr 1140 datieren, ist nicht eindeutig. Es wurde einem obskuren Treffen, der Versammlung von Anquira, zugeschrieben, die wahrschieinlich im 4. Jahrhundert abgehalten wurde. Obwohl es keine Aufzeichnung über diese Versammlung gibt, wurde diese Stellungnahme gegenüber der Hexerei von späteren Kirchenrechtlern als offizielles Regelwerk hergenommen. Das Dokument sagt uns, dass es offenbar Verehrer der Göttin Diana gab, die profunde Erfahrungen hatten, aber die als vom Teufel verursachte Verwirrungen hingestellt wurden. Hier sehen wir, wie die Göttin mit dem Teufel, dem Betrüger, ersetzt wurde. Es ist interessant, wenn man diese Beschreibung, was die alten Zauberinnen angeblich taten, mit den Aktivitäten von alten siberischen Schamanen vergleicht. Wenn man liest: „reiten [sie] in den Nachtstunden gemeinsam mit Diana - der Heidnischen Gottheit - auf so manchen Biestern“, werden wir auch an paleolithische Höhlenmalereien erinnert. Das ist ein kostbarer Hinweis darauf, dass die heidnische Religion mit ihren schamanischen Wurzeln tatsächlich die Jahrtausende überlebte.

Wie dem auch sei, dieses Regelwerk wurde über sechs Jahrhunderte lang zur offiziellen Kirchenpolitik: dass es eine Illusion bzw. Irreführung war, oder zumindest nur ein Produkt von Träumen, und dass jene, die „so dumm und naiv“ waren, diese „Phantasien“ zu glauben, Ungläubige waren. Dies galt offenbar auch für Mönche, Priester und die Öffentlichkeit. Der wichtige Punkt ist hier, dass man an Hexen glauben musste, damit man sie verfolgen konnte, und dass es gegen die Kirchenpolitik war zu glauben, dass sie irgendetwas Reales verrichten konnten.

Wenn man nun den Schwarzen Tod und all die Kriege berücksichtigt, und all die Männer, die deswegen starben, dann können wir annehmen, dass es mehr und mehr unverheiratete Frauen gab, die wegen den verstorbenen Angehörigen Häuser und Grund vererbt bekamen. Kurz gesagt: Frauen wurden immer autonomer. Und weiters können wir annhemen, dass Frauen, die eine solche ‚Gabe‘ hatten, viel eher solch schwierige Zeiten überlebten, als jene, die sie nicht hatten.

Die genauen Details, was sich damals abspielte, bleiben dank der Vertuschung der Geschichtsschreibung - die im 16. Jahrhundert von Joseph Justus Scaliger institutionalisiert wurde, so wie Clube vorgeschlagen und von Mathematiker Anatoly Fomenko aufgezeigt - unserer heutigen Zeit vielleicht für immer verschlossen. Wir können daher nur spekulieren.

Die bekannteste „Hexe“ war Jeanne d’Arc, die im Jahr 1431 verurteilt und verbrannt wurde. Ihr Prozess und Exekution war ganz klar politisch motiviert, wie so oft bei solchen Anschuldigungen.

Man könnte behaupten, dass die Hexenverfolgungen nicht mehr waren als eine Wiederbelebung der Inquisition, wie sie ca. einhundert Jahre zuvor für die Katharer eingerichtet worden war. Damit wir verstehen können, wie dieser Übergriff auf „Hexen und Zauberer“ sich so leicht im Rechtssystem und in der Gesellschaft verbreiten konnte, müssen wir einen kurzen Blick auf die Anfänge der Inquisition werfen.

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Jeanne d'Arc, dargestellt von Hermann Stilke (1803-1860).
Viele Leute denken, dass die Inquisition deshalb begann, weil man Hexen und Teufelsanbetung los werden wollte, und das Wort lässt Bilder von Folterkammern und Folterwerkzeug emporsteigen. Folter war sicherlich ein fester Bestandteil der Inquisition, aber nicht in dem Ausmaß, wie die meisten Menschen denken. Man muss sich daran erinnern, dass die Inquisition in einer Zeit entstand, wo ein Menschenleben mit einer solchen Verachtung behandelt wurde, dass es nicht selten war, dass man wegen eines kleinen Verbrechens ein Ohr, die Nase, die Hände abgeschnitten oder ein Auge ausgestochen bekam.

Der Kreuzzug gegen die Katharer führte zu Jahren von brutalen Massakern, Zerstörung des Landes und einige der grausamsten Verbechen, die die gegenseitige unmenschliche Behandlung unter Menschen bezeugen. Am Ende entschied Papst Gregor IX, dass nur Resultate zählten. Er entschied, alle Katharer vom Angesicht der Erde auszuradieren. Er muss des nächtens wach gesessen sein, um sich dieses bizarre System auszudenken, das gegen die Ketzerei eingesetzt wurde.

Zuerst richtete er spezielle päpstliche Legaten (Abgesandte) ein, die große Macht bei den Verfolgungen hatten, ähnlich zu dem, was wir heute im Department of Homeland Security haben, und sandte sie nach ganz Europa aus. Die Männer, die dies verrichteten, waren ganz klar Psychopathen, und ihre Mission war nicht weniger, als Terror über ganz Europa zu verbreiten.

Gregor besetzte die Bischofskapitularien von Südfrankreich mit psychopathischen Bischöfen, die eine Belohnung für die Anzeige von Ketzern ausschrieben. Die Versuchung, seinen eigenen Nachbarn anzuzeigen waren in den besten dieser Zeiten sicherlich verführerisch. Aber in einer Zeit von Hunger und Zerstörung, nach mehr als 20 Jahren von wütenden Armeen, war es fast unmöglich, dem zu widerstehen. Die Regel besagte, dass das Hab und Gut eines Ketzers zu gleichen Teilen unter dem Informanten, der Kirche und der Krone aufgeteilt würde. In einem Land, das finanziell am Ende war, wo die Leute durch dieselbe Krone und Kirche jahrelang ausgehungert und vertrieben wurden, gab es natürlich viele, die ihre Nachbarn für Blutgeld aufopferten. Klingt das nicht vertraut?

Robert le Bourgre, dessen Name „der Mistkerl“ bedeutet (was uns verrät, wie sehr die damalige Bevölkerung ihn verachtete), terrorisierte das zuvor friedliche Nordfrankreich. Ein weitererer päpstlicher Gesandter, Konrad von Marburg, stöberte Ketzer überall im Rheinland auf. Tausende wurden auf den Scheiterhaufen gesandt, oft an demselben Tag, an dem sie angeschuldigt wurden. Konrad ritt auf seinem Esel gemeinsam mit zwei Assistenten und brachte Terror in welches Dorf er auch immer kam. Offenbar durchschauten sogar die normalen Geistlichen seinen Unsinn und entschieden letztendlich, etwas dagegen zu tun. Am 30. Juli 1233 wurde Konrad von einem Franziskaner-Mönch abgefangen und im Namen der Gerechtigkeit ermordet.

Der Papst hatte genug. Er wandte sich an die Dominikaner. Im Frühiung des Jahres 1233 wurden päpstliche Inquisitoren nach Toulouse, Albi und Carcassone gesandt. Diese Inquisitoren setzten ihre Arbeit mehr als 600 Jahre ununterbrochen fort.

Hunderte Menschen wurden einberufen, um vor Inquisitoren auszusagen. Die Fragen wiederholten sich, und waren so gestaltet, Zweifel in der befragten Person hervorzurufen, was genau der Inquisitor wusste, und was nicht, und wer es ihm gesagt hatte. Eine Person, von der man vermutete, ein Sympathisant der Katharer zu sein, wurde nicht immer über die Anschuldigungen informiert. Wenn die Person es dennoch wusste, dann hatte sie nicht das Recht zu wissen, we die Anschuldiger waren. Wenn man rechtlichen Beistand suchte, dann konnte der Anwalt wegen Beihife zur Ketzerei ebenfalls belastet werden. Was auch immer das Urteil des Inquisitors war - der gleichzeitig Ankläger, Richter und Geschworener war - , es wurde kein Einspruch geduldet. Jeder konnte jederzeit ohne Erklärungen auf unbestimmte Dauer für weitere Befragungen ins Gefängnis kommen. Heutzutage nennen wir solche Personen „Widerstandskämpfer“.

Die Inquisition zerschnitt die Bände des Vertrauens, die Gesellschaften zusammenhalten. Seinen eigenen Nachbarn zu verraten wurde nicht nur zur Pflicht, sondern zu einer notwendigen Überlebensstrategie. Über 100 Jahre lang war die Inquisition ein Fakt des Lebens in der Region von Languedoc. Die Ankunft eines Inquisitors in einem Dorf bewirkte einen erniedrigenden Kollaps der Moral. Theoretisch hätte niemand verurteilt werden können, wenn niemand mit dem Inquisitor zusammenarbeitete, weil er ohne eine Niederschrift nichts unternehmen konnte. Aber in der Praxis besaß keine Dorfgemeinschaft den nötigen Zusammenhalt, um gegen die Macht dieses verdeckten Tribunals aufzukommen.

Das gleiche spielt sich heute in Amerika ab. Jeder wurde mittels „Reality Shows“ so weit konditioniert, dass die Regeln nun klar sind: „Füge es Anderen zu, bevor sie es dir zufügen können.“ Und so war es auch in Languedoc; es war ein geschichtliches Modell für „Hexenverfolgungen“, die sich später in Deutschland unter Hitler wiederholten, und die sich heute unter dem Namen des „Kriegs gegen den Terror“ wiederholen.

Als der Inquisitor in einem Dorf ankam, beriet er sich zunächst mit der ansässigen Geistlichkeit. Alle Männer älter als 14 Jahre und alle Frauen älter als 12 Jahre mussten ihre Treue gegenüber der Katholischen Kirche verlautbaren. Jene, die sich weigerten, wurden zuerst verhört. Der Inquisitor hielt dann eine Rede, in der er die Leute ermutigte, ein paar Tage intensiv über ihre Aktivitäten in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nachzudenken, und dann in der darauffolgenden Woche zurückzukommen, um Beichte abzulegen. Nach einer Gnadenfrist von 7 Tagen wurden jene vorgeladen, die sich nicht gemeldet hatten.

Die Strafen reichten vom Verlust des Eigentums bis zum Verlust des Lebens. Einmal abgesehen von Kapitaldelikt - ein Katharer zu sein - galten das Beherbergen eines Katharers oder sogar das Verheimlichen von Ketzerei als strafbare Übertretungen. Der einzige Beweis, dass man der Katholischen Kirche wohlwollend gegenüberstand, wurde an der Anzahl jener Personen gemessen, die man bereit war, zu verraten.

Es daurte nur 10 Jahre bis sich die Inquisition von der Aktivität von nur ein paar Fanatikern zu einer ausgereiften Bürokratie weiterentwickelte, die über 600 Jahre andauerte. Sie stellte hunderte von Beamten an, die tausende von Menschen mit solch einer Regelmäßigkeit verhörten, dass sogar Befragungs-Leitfäden für die ‚Arbeiter‘ herausgegeben wurden.

Ausgestattet mit einer Liste von allen möglichen Verwaltungsübertretungen, die als „ketzerisch“ oder „unterstützend“ galten - was selbst das Betreten des eigenen Grundstücks durch einen Ketzer beinhaltete - fuhr die Inquisition fort, die Bevölkerung Europas in einem Maßstab einzuschüchtern, den man sich nur schwer vorstellen kann. Die Anzahl von Menschen, die vorgeladen wurden, um auszusagen und wiederholt auszusagen, war atemberaubend. In einer merkwürdigen Verdrehung von geschichtlicher Ironie inspirierten die Katharer - die glaubten, dass die materielle Welt böse und irrelevant war - die Kodifizierung des Polizeistaats.

Es wurde ein Kompendium mit Querverweisen aus allen Aussagen von zehntausenden Menschen zusammengestellt, was eine ‚Landkarte‘ der mentalen Landschaft von Languedoc erzeugte. Die mehr als fünftausend Niederschriften von Befragungen, die bis heute überlebten, sind nur ein Bruchteil des Gesamtwerks der Inquisition.

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Die Inquisition folterte erbarmungslos tausende unschuldige Menschen.
Es wurden Handbücher zusammengestellt, die als Leitfaden für die wachsende Anzahl von päpstlichen Gerichten in Europa dienen sollten. Diese Handbücher erinnerten die Inquisitoren daran, dass sie mit ihren Aktivitäten Seelen retteten, aber ich denke, dass dieser Zweck nicht von jenen Menschen verstanden wurde, deren Leben von den Urteilen der Inquisition entweder runiniert oder ausgelöscht wurde.

Languedoc war im Wesentlichen ein Laboratorium für Unterdrückung. Die Reputation der Inquisition wurde durch den talentierten Inquisitor von Toulouse, Bernard Gui, noch weiter verschlechtert, der die Vorlage des Bösewichts in Umberto ECO‘s Der Name der Rose war.

Die Inquisitoren überredeten eine handvoll von gefangenen Katharern dazu, zum Christentum zu konvertieren und ihre Geschichte zu verkaufen. Sicard de Luel von Albi gab ihnen eine detaillierte Liste von Katharer-Sympathisanten, auf der sogar seine eigenen Eltern standen. Alle Menschen, die ihn jemals als Katharer unterstützt hatten - ob sie ihn nur übernachten ließen, ihm ein wenig zu Essen gaben, oder einfach nur ein Glas Honig - wurden zur Bestrafung einberufen, einfach nur wegen seines Wortes. Er und ein paar Andere wurden dann in einem Schloss außerhalb von Toulouse logiert, auf eine Art, die wir heute „Zeugenschutzprogramm“ nennen würden. Sicard de Luel wurde für seine Perfidität hoch bezahlt und lebte bis in hohes Alter. Jedoch wundert man sich, wie friedlich es war.

Den Einsatz von Folter umschrieb man mit den schönen Worten: „die Frage stellen“. Wiederholte Wellen von gut trainierten Inquisitoren - unterstützt durch Informanten und Folterknechten, angefeuert durch das totalitäre Credo der Katholischen Kirche, abgesichert durch Handbücher und eine wachsende Datensammlung durch den „Informationsdienst“ - radierte den Katharismus langsam aber sicher aus. Tausende Dramen des Gewissens endeten in Kerchern oder in mit Blut ausgelöschten Feuern. Am Ende dieses Jahrhunderts trauten sich nur mehr die wahrlichen Helden zu sagen, dass diese Welt böse war.

Es war kein Rechtssystem. Es war ein System, das entworfen worden war, Angst zu erzeugen. Dieses katholische System von Terror war bequemerweise schon 250 Jahre verfügbar, bevor die Hexenverfolgungen starteten, obwohl die ersten Prozesse nicht aus kirchlichen Gründen, sondern aus politischen Gründen stattfanden.

1397 wurde ein Mann namens Stedelen aus Simmental, Schweiz, angeschuldigt, ein Hexer zu sein, nachdem es in seinem Dorf einen Ernteausfall gegeben hatte. Seinen Anschuldigern zufolge hatte Stedelen schwarze Magie eingesetzt, um die Ernte zerstören; er soll am Sabbat auf einer Kreuzung einen schwarzen Hahn geopfert, und eine Echse auf die Schwelle der Dorfkirchge gelegt haben.

Peter von Greyerz, der Richter, war glaube stark an Hexerei. Er glaubte, dass im Jahr 1375 die Hexerei nach Simmertal von einem noblen Mann namens Scavius gebracht wurde. Dieser wurde von seinen vielen Gegnern umgebracht, hatte jedoch einen Studenten, der, so Greyerz, der Lehrer von Stedelen war.

Es konnten natürlich keine echten Beweise vorgebracht werden, aber Stedelen war anscheinend zu einem Experten der Magie herangewachsen; er hatte anscheinend gelernt, mittels Magie Heu und Mist von den Feldern anderer Menschen zu stehlen, Hagel und Gewitter hervorzurufen, Menschen und Tiere zu sterilisieren, Pferde überschnappen zu lassen, indem er sie auf den Hufen berührte, zu fliegen und all jene zu terrorisieren, die in einzufangen versuchten. Greyerz schuldigte Stedelen auch an, Milch von Kühen eines Ehepaars gestohlen zu haben, um bei seiner Frau eine Fehlgeburt hervorzurufen. Nachdem er gefoltert wurde, gab Stedelen zu, Dämonen als Teil eines Paktes mit dem Teufel wachgerufen zu haben. Seine Verhandlung fand in einem weltlichen Gericht statt, nach der er am Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Greyerz glaubte, dass es eine satanische Sekte gab, deren Mitglieder sich dem Teufel verschrieben und in der Kirche des nächstens Kinder aßen. Er setzte seine Verfolgungen fort und folterte eine Frau, um eine Bestätigung dessen zu erhalten.

Von 1415 bis 1419 gab es in Savoyen einen Bürgerkrieg zwischen Adelsfamilien. Einige dieser Familien hatten sich gegen die Familie Raron aufgelehnt, und die Menschenmassen wurden in diesen Konflikt mit hinein gezogen. Dies dauerte einige Zeit an, und im Jahr 1428 war die gesamte Bevölkerung in diesem Gebiet unter großen Spannungen. Niemand weiß, wer mit der Idee daherkam, dass alle diese Probleme von Hexen hervorgerufen wurden, aber am 7. August 1428 verlangten Abgesandte aus 7 Bezirken von Valais, dass die Autoritäten angebliche und unbekannte Hexen und Hexer untersuchen. Jeder, der von mehr als drei Personen als Hexer bezeichnet wurde, wurde verhaftet. Wenn sie gestanden, wurden sie am Scheiterhaufen als Ketzer verbrannt; wenn sie es nicht taten, dann wurden sie so lange gefoltert, bis sie gestanden. Auch wurden jene verhaftet, die von mehr als zwei der verurteilten Hexer genannt wurden.

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Eine fantasiereiche Interpretation der Salem Witch Trials.
Diese Anschuldigungen, Gerichtsverhandlungen und Exekutionen wurden offenbar von anderen Mitgliedern der Elite - oder jenen, die ein Teil der Elite werden wollten, indem sie das Eigentum von anderen stahlen, die sie verachteten oder beneideten - als ein praktischer Weg erkannt, viele Probleme aus dem Weg zu räumen. Der Wahn beitete sich schnell bis nach Nordeutschland aus, dann nach Frankreich und die Schweiz. Die Hauptanschuldigungen waren:
  • durch die Luft zu fliegen und Weinkeller zu plündern
  • Lykanthropie: sich in einen Werwolf zu verwandeln und Viehbestände zu töten
  • sich selbst mit Hilfe von Kräutern unsichtbar zu machen
  • mit Zauberei Lähmungen und Krankheiten zu heilen, indem sie auf andere Personen transferiert wurden
  • Kinder entführt und gegessen zu haben
  • den Teufel getroffen und von ihm gelernt zu haben
  • geplant zu haben, dem Christentum ihre Macht über die Menschen zu entreißen
Aus dieser Liste können wir ableiten, mit welchen Problemen die Menschen damals zu kämpfen hatten: Hungersnot, die zu Vandalismus und Diebstahl führte; Reduktion in ihren Viehbeständen; weit verbreitete Krankheiten; sterbende Kinder; und ohne Zweifel auch Kannibalismus. Es war ganz klar eine schwierige Zeit.

Einhundert Jahre nachdem der Schwarze Tod die Hälfte der Bevölkerung Europas hinweggefegt hatte, fand auch der Hundertjährige Krieg sein Ende. Aber die Situation war immer noch sehr, sehr schwierig. Um in der sich erholenden Bevölkerung Ordnung und Kontrolle wiederherzustellen, musste irgendjemand für die Schwierigkeiten beschuldigt werden (und es waren definitiv nicht die Kometenexplosionen). Das Problem war natürlich, wie man um den Canon Episcopi herumkam. Es war notwendig, diese offizielle Kirchenpolitik irgendwie herabzuspielen, damit man eine „Hexenjagd“ haben konnte. Also wurden die ersten Angriffe auf die Gültigkeit dieses Dokuments gestartet.

Im Jahr 1450 stellte Inquisitor Jean Vineti die Hexerei mit Ketzerei gleich. Im Jahr 1458 identifierte Inquisitor für Frankreich und Böhmen, Nicholas Jacquier, die Hexerei als eine neue Form von Ketzerei - das heißt, es wurde behauptet, dass die zeitgenössischen Hexer anders waren, als die, auf die sich das Dokument bezog. Im Jahr 1460 stellte Inquisitor Visconti Girolamo in der Provinz Lombardy auf, dass die Verteidigung von Hexerei ebenfalls Ketzerei war.

Es wurden weitere kleine Schritte unternommen, um daraus einen offiziellen Standard zu machen, aber als Kramer und Sprenger (beide Mitglieder des Dominikanerordens und Inquisitoren der Katholischen Kirche) das Malleus Maleficarum schrieben und am 9. Mai 1487 an die Fakultät für Theologie der Universität Köln sandten, damit es unterstützt würde, wurde es jedoch als klar unethisch und illegal abgelehnt. Die Katholische Kirche verbot das Buch im Jahr 1490 und fügte es dem Index Librorum Prohibitum hinzu, und Kramer wurde von der Inqusition abgemahnt. Es sollte hier angemerkt werden, dass Kramer im Jahr 1484 in Tirol eine systematische Verurteilung von Hexern versucht hatte, was jedoch auf dramatische Weise scheiterte. Kramer wurde aus der Region verbannt und vom lokalen Bischof als „seniler alter Mann“ bezeichnet. Laut dem Kirchenhistoriker Diarmaid Macculloch schrieb Kramer das Buch aus Selbstgerechtigkeit und Rache.

Der Hauptantrieb des Malleus war, den Canon Episcopi systematisch zu widerlegen, jene in Verruf zu bringen, die sich skeptisch gegenüber der Existenz von Hexerei äußerten, zu behaupten, dass es mehr Hexen als Hexer gab, und die Ankläger zu unterrichten, wie man sie aufdeckte und verurteilte. Heutige Experten sind der Meinung, dass das Malleus zum Teil auf dem Formicarius von Johannes Nider basierte, das zehn Jahre zuvor geschrieben wurde. Vor Nider galt generell, dass Magie nur von gelehrten Menschen ausgeführt wurde, die schwierige Rituale ausführten.

In Niders Formicarius werden Hexen jedoch als ungelehrt und weiblich dargestellt. Unglücklicherweise erlaubte Johannes Gutenbergs Druckerpresse - ein Produkt der Renaissance - , dass ein jedes Werk sich rapide in Europa ausbreiten konnte. Das ist der Grund, warum die Hexen-Panik überhaupt beginnen konnte. Die Vorstellung, dass eine Person eine andere durch Magie verletzen konnte, einfach nur, weil sie den Teufel verehrte - besonders Frauen, die schon lange als hilflos und als unterdurchschnittliche Menschen galten - war schockierend und angsteinflößend.

Als sich die Panik in Europa ausbreitete, wurden buchstäblich hunderttausende Frauen am Scheiterhaufen verbrannt. Kinder und ganze Familien wurden in das Feuer gesandt. Die geschichtlichen Aufzeichnungen sind voll von grausamen Details, welche Qualen diese armen Leute ertragen mussten. Ganze Dörfer wurden dezimiert. Ein Bericht erzählt davon, dass ganz Deutschland mit Scheiterhaufen ‚bedeckt‘ war, und dass alle Deutschen nur mehr damit beschäftigt waren, diese zu bauen und die Opfer anzuzünden. Von einem Inquisitor wird überliefert, er habe gesagt: „Ich wünschte mir, alle Hexen hätten nur einen Körper, so dass wir ihn mit einem Feuer, in einem Male, verbrennen könnten!“ [TREVOR-ROPER 1967, S. 152]

In den 1580er Jahren begann sich die Katholische Gegenreformation ebenfalls zu engagierten Hexenjägern zu entwickeln, die aber vor allem gegen Prostanten vorgingen. In Frankreich waren die meisten Hexen Hugenotten. In protestantischen Regionen waren die meisten Hexen katholisch. Es kann daher gesagt werden, dass die meisten Fälle von Hexenverbrennungen entweder persönlich motiviert waren, oder politisch, oder beides. Ein Opfer war ein Richter, der 1628 wegen „verdächtiger Milde“ verbrannt wurde. Als der Wahn sich ausbreitete, wuchs die Grausamkeit und Barbarei der Angriffe. Der erwähnte Richter, ein gewisser Dr. Haan, gestand unter Folter, dass er fünf Bürgermeister von Bamberg am Hexensabbat gesehen habe. Diese wurden ebenfalls hingerichtet. Einer davon, ein gewisser Johannes Julius, gestand unter Folter, dass er Gott abgeschworen, sich dem Teufel hingegeben und siebenundzwanzig seiner Kollegen am Sabbat gesehen habe. Später, im Gefängnis, gelang es ihm, einen Brief an seine Tochter Veronica hinauszuschmuggeln, in dem er einen vollständigen Bericht über seinen Prozess abgab. Er schrieb darin:
Mein liebstes Kind, du hast hier all meine Taten und Bekenntnisse, für die ich sterben muss. Es ist alles Falschheit und Erfindung, so helfe mir Gott [...] Sie hören nie damit auf, einen zu foltern, bis man etwas sagt. Wenn Gott nicht Mittel sendet, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, wird unsere gesamte Rasse verbrannt werden. [TREVOR-ROPER 1967, S. 157]
Protestanten und Katholiken beschuldigten sich gegenseitig, und die frühen Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts waren von einer wahrhaftigen Epidemie von Dämonen infiziert! Dies dauerte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges an. Man sagt, dass wenn die Veröffentlichung des Malleus Maleficarum der Beginn des Terrors war, so war der Friede von Westfalen im Jahre 1648 sein Ende.

Während dieser Periode wurde die Unterscheidung zwischen guter und böser Magie aufgehoben, und Zauberei wurde etwas durch und durch Böses und Weibliches. Die Vorstellung einer mannigfaltigen, übernatürlichen Welt wurde aufgegeben und alles, was es ab nun gab, war ein einziger, guter Gott, der aber anscheinend hilflos war, wenn es um angeblich böse Menschen ging, die mit dem bösen Teufel unter einer Decke steckten. Nun, nicht wirklich „Menschen“; meistens „Frauen“.

In jüngerer Zeit ist der Malleus kritisch untersucht worden, jedoch nicht von Individuen, die über die kosmische Ereignisse der damaligen Zeit Bescheid wissen. Nichtsdestotrotz hat das, was sie beobachtet haben, hier einen Zusammenhang zu unserem Thema: In seinem Artikel „Sexy Devils“ schreibt Dale Keiger:
Eines Abends vor 10 Jahren las Walter Stephens im Malleus Maleficarum. Der Malleus, wie er von Gelehrten genannt wird, ist nicht jedermanns Wahl als Bettlektüre. Üblicherweise als „Hammer der Hexen“ übersetzt, wurde er erstmals 1487 in Deutschland als Handbuch für Hexenjäger der Inquisition herausgegeben. Es ist ein abschreckender Text - 300 Jahre im Gebrauch, bis weit in die Aufklärung hinein - welcher die Erkennung, Ergreifung, Verhörung und Hinrichtung von Menschen rechtfertigt und beschreibt, denen vorgeworfen wurde, mit Dämonen zu verkehren, Abkommen mit dem Teufel zu unterzeichnen und schädliche Magie auszuüben.

„Es war 11 Uhr Nachts“, erinnert sich Stephens. „Meine Frau war schon zu Bett gegangen, und auf der ersten Seite [des Malleus] gibt es diesen seltsamen Satz über Menschen, die nicht an Hexen und Dämonen glauben:“
„Deshalb sind diejenigen im Unrecht, die sagen, dass es solcherart wie Hexerei nicht gibt, dass es hingegen bloße Einbildung ist, sogar dass sie nicht daran glauben, dass es den Teufel gibt, außer in der Einbildung des Unwissenden und Gewöhnlichen, und dass all die natürlichen Missgeschicke, die die Menschen heimfallen, fälschlicherweise einem angeblichen Teufel zugeschrieben werden.“
Dieser verschlungene Satz stimmte mit einem merkwürdigen Spruch, den Stephens von Il messagiero her kannte, einem Werk des italienischen Poeten Torquato Tasso von 1582, überein:
„Wenn Zauberer und Hexen und die Besessenen existieren, dann existieren auch Dämonen; doch kann nicht daran gezweifelt werden, dass in jedem Zeitalter Exemplare der drei ersteren gefunden worden sind; somit ist es unvernünftig daran zu zweifeln, dass Dämonen in der Natur zu finden sind.“
Stephens - der Charles S. Singleton Professor für Italienische Studien am Hopkins Departement für Romanistische Sprachen - ist ein Literaturkritiker, und er spürte, dass sich etwas verblüffendes hinter dem Text auf dieser Seite verbarg. Tasso, und vor allem der Autor des Malleus, ein dominikanischer Theologe und Inquisitor mit Namen Heinrich Kramer, hatten in ihren Werken ein auffallendes Maß an Energie aufgewendet, um Zweifel an die Existenz von Dämonen zu widerlegen. Warum das?

In den folgenden acht Jahren las Stephens jede Abhandlung über Hexerei, derer er habhaft werden konnte, wie auch Berichte über Verhöre, theologische Abhandlungen und andere Werke (seine bibliographische Liste umfaßt 154 primäre und mehr als 200 sekundäre Quellen). Die meisten der von ihm zitierten 86 Abhandlungen über Hexerei sind im westlichen Europa im 15., 16. und 17. Jahrhundert geschrieben worden, und einer nach dem anderen (einschließlich dem Malleus) beinhalten Beschreibungen von Geschlechtsverkehr mit teuflischen Geistern. Warum? Waren die Autoren unbarmherzige Frauenhasser, die versessen darauf waren, die Frauen im schlechtest möglichen Licht darzustellen? Waren sie schreckliche, unterdrückte Zölibatäre, die einen ‚Kick‘ davon erhielten, Abhandlungen über Sex mit Dämonen zu schreiben? Stephens war nicht dieser Auffassung; die Texte unterstützten dies seiner Ansicht nach nicht. An einer anderen Stelle im Malleus fand er eine wichtige Quellenangabe, die angeklagte Hexen unter Folter als „Sachverständige der Realität von fleischlichen Beziehungen zwischen Menschen und Dämonen“ bezeichnete. Diese Kerle versuchten Beweise zu konstruieren, dass Dämonen existieren, dachte er. Sie versuchen, die Skeptiker zu überzeugen. Und dann dachte er, sie versuchen sich selber zu überzeugen.

Stephens These revidiert tiefgreifend die herkömmliche Meinung über Jahrhunderte der Grausamkeit und des Unrechts. Die großen europäischen Hexenverfolgungen, sagt er, waren die Auswüchse einer schwerwiegenden Glaubenskrise. Die Männer, die Bücher wie den Malleus schrieben, klammerten sich verzweifelt an den Glauben an Hexen, weil im Falle, dass Hexen real waren, dann auch Dämonen real waren, und wenn Dämonen real waren, so war auch Gott real. Nicht nur real, sondern auch anwesend und aufmerksam. Wenn man die Werke genau liest, die die Hexereiautoren geschrieben haben, sagt Stephens, so sieht man, wie zutiefst verwirrt diese gebildeten und belesenen Männer durch ihren wachsenden Verdacht waren, dass, sollte es Gott überhaupt geben, er den Nachfahren von Adam nicht allzusehr Beachtung schenkte.

[...] Die Kirche selber zersplitterte, gespalten von massiven organisierten Irrlehren, und durch ein Schisma, welches dazu führte, dass bis zu drei Männer gleichzeitig den Thron des wahren Papstes für sich beanspruchten. Wie konnte eine Welt, die von einem aufmerksamen, gütigen und engagierten Gott geschaffen worden war, in ein derartiges Schlamassel abgleiten?

[Johns Hopkins Magazine 2002, Betonung hinzugefügt]
Das 14. und 15. Jahrhundert waren eine Zeit, wo die Naturkräfte Amok liefen. Die Kräfte an der Macht mussten daher ihr Gesicht wahren und die Kontrolle behalten. Denn wie konnte es passieren, dass sie, die das Heidentum unter dem Versprchen auslöschten, dass der ‚neue‘ Gott alle wahren Gläubigen von den Naturkräften beschützen könne, plötzlich als völlig inkompetent dastanden? Es gab unzweifelhaft eine Wiederbelebung des Heidentums und die Bestrebung, diese Heiden für die allgegenwärtige Zerstörung zu beschuldigen, für die sie aber nichts konnten. Auch der Protestantismus belebte sich wieder, aber seine Anhänger hielten es nicht für Recht, gegen die immer noch mächtige Mutter Kirche vorzugehen, also musste ein anderer Sündenbock gefunden werden. Am Ende des Hundertjährigen Krieges, des Schwarzen Todes und des Dreißigjährigen Krieges - die wahrscheinlich von Kometen-Zerstörung geprägt waren - wurde die Hexenverfolgung ausgenutzt, um jeglichen Hinweis darauf zu überspielen, dass die Erde im Weltall nicht sicher war, und die wahre Erdgeschichte wurde mit Blut und verbranntem Menschenfleisch verdeckt.

Solche Verfolgungen waren daher ein Mittel, jene zu kontrollieren, die Zweifel gegen die von Kirche und Staat aufgestellte ‚heitere‘ Ordnung des Universums hegten, indem sie hervorhoben, dass häufigere Sichtungen von Feuerbällen und Kometen bedeuten, dass der Planet und seine Bewohner möglicherweise in Gefahr waren. Nicht zuletzt war das die Zeit von Galileo; und sogar er wurde als Ketzer bezichtigt, weil er nicht die Allmacht des beworbenen Gottes unterstützte.

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Die spanische Ausgabe des Malleus Maleficarum (1486) vom Inquisitor Heinrich Kramer.
Auch sollten wir hier bemerken, dass Hexer vor diesem Zeitabschnitt als Menschen galten, die eine Technologie einsetzten, um die Naturkräfte zu beeinflussen: Schamanen. Nach diesem Zeitabschnitt galten sie jedoch als Menschen, die ausschließlich das Böse in die Welt kanalisierten, weil sie unter der Kontrolle des Teufels standen. Sie alle galten als Satans Marionetten, die überhaupt nichts Gutes tun konnten. Der Malleus Maleficarum erwähnt sogar, dass „Hexerei besonders unter Frauen“ auftritt, weil sie „besonders gutgläubig sind und ein schlechtes Gedächtnis“ haben, und weil „Hexerei der körperlichen Lust entspringt, die in Frauen unersättlich ist“. [SPRENGER & KRAMER 1968, S. 41-48]

Die politische Ausnutzung dieser Vorstellungen sollte nun offensichtlich sein. Sprenger und Kramer et. al. kamen einfach daher und schrieben Bücher, in denen sie gesunde, kompetente und intelligente Frauen als Hexen bezeichneten, und presto! Problem gelöst! All die Frauen (bzw. nicht nur Frauen), die in der Überzahl waren, all die selbständigen Frauen, die Land besaßen, konnte man mit dieser List loswerden und auch noch ihren Besitz vereinnahmen; und gleichzeitig konnte man die psychologische Kontrolle von Männern über Frauen wiederherstellen, die Frauen wieder der Kirche untertan machen, und all das ein nur einem Streich! (Man muss in diesem Prozess auch die Vernichtung von vielen genetischen Linien von starken Frauen berücksichtigen - schamanische Abstammungen - , die in der Geschichte ein konstanter Faktor zu sein scheint.)

Eine der verstörendsten Ergebnisse der veränderten Haltung Hexern gegenüber war die systematische Vorstellung in den Köpfen der Verfolger, dass Zauberei eine Anti-Religion war; es wurde zum genauen Gegenteil von allem, wofür das Christentum - sowohl katholisch als auch protestantisch - stand. Zauberei als ein komplexes, religiöses System, war vor dem 15. Jahrhundert unbekannt (das ist auch der Grund, warum heutige Rekonstruktionen nicht sehr genau sein können). Es war eine Zeitperiode, in der eine Theorie von übernatürlichen Dämonen als Erklärung für das Übel, das die Menschheit umfiel, erfunden und auskristallisiert wurde. Wie hätte man sonst den Schwarzen Tod erklären sollen, der wider den Gebeten und Fürbitten der christlichen Priester - sowohl katholisch als auch protestantisch - ohne Skrupel die Menschen hinwegraffte?

Es scheint, dass die Legenden über die Götter, die am Himmel kämpften (die Fragmentierung eines gigantischen Kometen vor 13000 Jahren) später in gnostische Ideen eines „kosmischen Fehlers“ korrumpiert wurden. Sicherlich existiert auf einer gewissen Ebene die Dualität, denn ansonsten würde wahrscheinlich nichts existieren, aber diese gnostische Interpretation ging wahrscheinlich zu weit. (Für ein besseres Verständnis dieses Gnostizismus kann The Other God von Stoyanov gelesen werden, wenn man die Arbeit von Victor Clube und Bill Napier im Gedächtnis behält.)

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Der „Hexen-Mythos“ wurde in den späten 1400er Jahren als Reaktion auf den Schwarzen Tod - Zerstörung in unvorstellbarem Maßstab, verursacht durch Kometen - geschaffen, und dieser Mythos bestand aus einem kohärenten System aus Glaubensvorstellungen, Annahmen, Ritualen und „heiligen Texten“, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht existiert hatten und von nur ein paar psychopathischen Anschuldigern geschaffen wurde! Die Dominikaner entwickelten und stellten Dämonologie und Hexerei als ein negatives Bild dar, und die die Protestanten waren genauso damit beschäftigt.

Das bedeutet, dass, wenn man in den Zeiten der Hexenverfolgung eine Hexe war, man genauso wie die Katharer eine dualistische Glaubensvorstellung hatte, die Natur beobachtete, Astrologie betrieb und die Wahrheit sprach; man war eigentlich so wie Burton MACK die frühen Leute unter Jesus beschrieb. Es bedeutete wahrscheinlich auch, dass man fähig war, hinsichtlich kosmischen, gesellschaftlichen und menschlichen Energien „das Unsichtbare zu sehen“ und „zwischen den Welten“ zu wandeln, wie das die paleolithischen Schamanen taten, und diese Fähigkeiten zu Gunsten anderer Menschen einzusetzen. Vielleicht war das Bild einer Hexe, die vor dem Vollmond auf einem Besenstiel ritt, nicht mehr als ein korrumiertes, uraltes Symbol eines Kometen mit einem Schweif, das mit Frauen in Verbindung gebracht wurde?

Am Ende eines Oktobers vor 13000 Jahren kam ein Komet und zerstörte beinahe die gesamte Menschheit, und die einschlagenden Trümmer dieses Komets brachten das Judentum, das Christentum, den Islam, und später die Auferlegung des Christentums auf die gesamte Welt. Später brachte derselbe Kometenstrom den Schwarzen Tod und die Verfolgung von Hexen, männlich und weiblich. Das Finden dieser Sündenböcke wurde ausgenutzt, jene Menschen loszuwerden, die den Status Quo bedrohten - die Kontrolle über die Menschenmassen - , und das beinhaltete viele starke, unabhängige Frauen. Und so kam es, dass wir heute Hexen mit Halloween in Verbindung bringen, am Ende vom Oktober, dem Jahrestag der annähernden Zerstörung allen Lebens auf der Erde. Es ist nur eine Variation der Geschichte von Eva, die den Apfel aß und dadurch den Fall aus Eden verursachte. Es ist eine Geschichte, die von Psychopathen erfunden wurde, die Frauen hassen und all das, wofür sie stehen: Schöpfung, Nährung und Dienst an Anderen.

In der Tat. Die Katastrophen jener Zeit - jeglicher Zeitperiode - greifen das religiöse Vertrauen an. Und jeder der auf eine vernünftige und sachliche Weise darüber spricht, dass solche Katastrophen einfach das sind, was die Natur tut, und der es mit wissenschaftlichen Daten untermauert, muss zum Schweigen gebracht werden, da er ebendas Fundament der westlichen Zivilisation bedroht: das jüdisch geprägte Christentum und den Uniformitarismus und die faschistische Kontrolle der Menschheit.