Auf Nachwuchsforschern lastet oft ein großer Druck, je mehr sie veröffentlichen, desto besser. Vielleicht betrügen sie deswegen häufiger, dachten drei US-Wissenschaftler. Ihr überraschendes Ergebnis: Frauen forschen ehrlicher.
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© Institut FreseniusArbeit im Labor: Wissenschaftler müssen viel publizieren - wie oft betrügen sie?
Männer sitzen häufiger im Gefängnis, sie lieben das Risiko - und sie scheinen im Uni-Labor häufiger zu betrügen als Frauen. Zu diesem Ergebnis kommt eine amerikanische Studie, die das Wissenschaftsmagazin mBio am Dienstag veröffentlicht hat (Studie als PDF).

Dabei wollten die drei US-Professoren Arturo Casadevall (Yeshiva University), Ferric Fang (University of Washington School of Medicine) und Joan W. Bennett (Rutgers University) das gar nicht unbedingt herausfinden. Ihre These war: Der Nachwuchs täuscht in der Wissenschaft häufiger, schließlich stehen Nachwuchswissenschaftler unter enormem Publikationsdruck.

Die drei untersuchten dafür die Jahresberichte der amerikanischen Stelle für Integrität in der Forschung (Office of Research Integrity, kurz ORI). Von 1994 bis jetzt listet das ORI 228 Forscher und Studenten auf, die durch Fehlverhalten in der Wissenschaft aufgefallen sind. 215 davon (94 Prozent) hatten betrogen, die meisten kamen aus den Biowissenschaften.

Studenten betrogen in 16 Prozent der Fälle

Die drei Wissenschaftler analysierten nun: Wer genau hat getäuscht? Das Ergebnis: In 25 Prozent der Fälle waren es Postdocs und in 16 Prozent der Fälle Studenten. Aber auch Mitglieder des Lehrkörpers (32 Prozent) und Forschungspersonals (28 Prozent) hatten betrogen.

Auch das Geschlecht interessierte die drei - und das Ergebnis überraschte sie letztlich am meisten. Denn: Zwei Drittel der Täuschungen hatten Männer begangen, damit waren sie überrepräsentiert. Unter den 72 Mitgliedern des Lehrkörpers, die getäuscht hatten, waren beispielsweise nur neun Frauen. Hätten diese Frauen so oft betrogen wie Männer, wären es 27 gewesen. Wobei die Wissenschaftler ausdrücklich schreiben: "Wir können die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Frauen genauso häufig wissenschaftliches Fehlverhalten begehen wie Männer, es aber unwahrscheinlicher ist, dass ihnen das auch nachgewiesen wird."

Die Frage ist nun: Warum ist das so? Studien hätten gezeigt, dass Männer eher ein Risiko in Kauf nehmen, sagt Arturo Casadevall. "Und einen Betrug zu begehen, bringt ein Risiko mit sich." Vielleicht suchten auch Männer eher den Wettbewerb, vielleicht schreckten Frauen eher vor Sanktionen zurück. "Ich denke, die beste Antwort ist die, dass wir es nicht wissen." Aber jetzt, wo das Problem bekannt sei, könne man beginnen, darüber zu diskutieren.

fin