Mindestens 28 Menschen wurden am Sonntag bei Bombenexplosionen in der irakischen Hauptstadt Bagdad getötet, annähernd 100 verletzt. Die meisten Anschläge richteten sich gegen stark besuchte Märkte in überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteilen und Vororten. Die Mehrheit der irakischen Bevölkerung gehört zur schiitischen Richtung des Islam.

Nach dem gleichen Muster wie in Bagdad waren Terroristen am Sonnabend auch in Pakistan vorgegangen, wo die Schiiten mit 15 bis 20 Prozent Bevölkerungsanteil eine religiöse Minderheit sind. Bei der Explosion eines mit Sprengstoff gefüllten Tankwagens in Quetta, der Hauptstadt der Provinz Balutschistan, gab es mindestens 84 Tote; zahlreiche Schwerverletzte befanden sich am Sonntag noch in Lebensgefahr. Ziel dieses Anschlags war ein Gemüsemarkt in einem Stadtteil, dessen Bewohner zumeist der Volksgruppe der Hazara angehören und Schiiten sind.

Es war das zweite gezielte Massaker dieser Größenordnung innerhalb weniger Wochen in Quetta: Im Januar waren 93 Menschen, fast ausschließlich Hazara, bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen. Angehörige der Opfer hatten anschließend mit den in weiße Tücher gehüllten Leichen mehrere Tage lang bei Kältegraden auf der Straße ausgeharrt, um die Erfüllung ihrer Forderungen zu erreichen: Absetzung der Provinzregierung und Übernahme der Kontrolle über die Stadt durch das Militär. Gebracht haben diese Maßnahmen offensichtlich nichts.

In Pakistan und im Irak versuchen hemmungslose Massenmörder, die Schiiten durch Anschläge gegen Märkte, Moscheen und Pilgerbusse zur Auslösung eines Bürgerkrieges zu provozieren. Bisher ohne große Erfolge, da es fanatische Intoleranz gegenüber der jeweils anderen Richtung des Islam zwar unter manchen Sunniten, aber so gut wie gar nicht unter Schiiten gibt. In Pakistan bekennt sich meist die militant sunnitische, seit 2001 verbotene Organisation Laschkar-e-Jhangwi zu den Massakern; im Irak sind es Al-Qaida-Ableger. Die Grenzen zwischen menschenverachtenden Fanatikern und gekauften Berufskriminellen sind fließend und nicht auszumachen.

Letztlich entspricht die Absicht, die zwei Hauptströmungen des Islam zu blutiger Gewalt gegeneinander aufzuhetzen, der Strategie, die die USA, Deutschland und andere westliche Staaten im gesamten Großraum vom Ostrand des Mittelmeers bis an die Grenzen Indiens und Chinas betreiben. Die massive Aufrüstung der reaktionärsten arabischen Regimes zum Krieg gegen den schiitischen Iran ist das materielle Zentrum dieser Politik. Kommt es zu einer militärischen Konfrontation, wäre das Verhältnis zwischen Sunniten und Schiiten auf unabsehbar lange Zeit zerstört. Und die Massaker in Pakistan und im Irak? Viele werden von den selben Kräften in Saudi-Arabien und Katar bezahlt, die auch die vom Westen protegierten syrischen »Freiheitskämpfer« zum Kampf gegen Alawiten und Christen munitionieren.