Schwere Detonationen im Zentrum der syrischen Hauptstadt: Das Hauptquartier der regierenden Baath-Partei ist Ziel eines Anschlags geworden. Die staatlichen Medien berichten von zahlreichen Toten. Aktivisten sprachen von mindestens 59 Opfern.
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© AFP/Sana
Damaskus - Explosionen haben am Donnerstagmorgen Damaskus erschüttert. Sie ereigneten sich in der Nähe des Hauptquartiers der regierenden Baath-Partei und der russischen Botschaft. Die Nachrichtenagentur sprach von drei Autobomben, die hochgegangen seien.

"Es waren mehrere Explosionen zu hören", erzählt SPIEGEL-Reporter Thilo Thielke, der zum Zeitpunkt des Anschlags in Damaskus war. Die Erschütterungen seien noch aus zwei Kilometer Entfernung zu spüren gewesen. Die riesige Rauchwolke sei über weiten Teilen der Stadt sichtbar.

Das staatliche syrische Fernsehen berichtete, es habe zahlreiche Opfer gegeben. Es gebe "eine große Zahl" von Verletzten und Toten und schwere Sachschäden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Syrische Aktivisten sprachen von mindestens 59 Toten. Die meisten Opfer seien Zivilisten. 70 weitere Menschen seien verletzt worden.

Der staatliche Nachrichtensender Al-Echbarija zeigte Bilder blutüberströmter Leichen und zerstörter Fahrzeuge. Unter den Verletzten seien Kinder, berichtete der TV-Sender. In der Nähe des Anschlagsortes befinde sich eine Schule. Die Sirenen von Krankenwagen heulten auf, auch Maschinengewehrfeuer war zu hören.

Der TV-Sender bezeichnete die Explosion als "Terrorangriff". Diesen Begriff verwendet das Regime von Präsident Baschar al-Assad bei Attacken aufständischer Kämpfer.

Die Wucht der Detonation war nach Berichten des syrischen Fernsehens so stark, dass selbst Autos in einer Entfernung von 300 Metern schwer beschädigt wurden. Auch die rund 200 Meter vom Explosionsort entfernt gelegene russische Botschaft wurde beschädigt. Fensterscheiben seien durch die Wucht der Explosion zu Bruch gegangen, zitierte die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass einen Diplomaten.

Möglicherweise hat es mehrere Anschläge auf verschiedene Ziele gegeben. Selbst eine Stunde nach der ersten schweren Explosion sei die Stadt noch nicht zur Ruhe gekommen, berichtet Thielke. "Es sind immer wieder kleinere Explosionen zu hören. An mehreren Orten steigen über der Stadt Rauchsäulen auf."

Ein Polizist vor Ort sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Autobombe sei auf dem Platz des 16. November in der Nähe der al-Iman-Moschee explodiert. Dort befindet sich der Sitz der Baath-Partei. Alle Straßenverbindungen zum Anschlagsort waren blockiert.

Vor drei Wochen hatten die Rebellen eine Offensive gegen die Regierungstruppen in Damaskus begonnen. Der seit fast zwei Jahren andauernde Konflikt zwischen der Regierung und Gegnern von Assad hat sich zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet. Nach Schätzungen der Uno wurden seither fast 70.000 Menschen in Syrien getötet.

Am Mittwoch waren bei Luftangriffen in und um die syrische Hauptstadt Damaskus mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen.

heb/Reuters/AP/AFP