moodys
© Andrew Gombert/DPA
Der Entzug der Topbonität AAA demütigt die britische Regierung. Schatzmeister Osborne gibt sich entschlossen, Staatsschulden und Arbeitslosigkeit zu senken - doch die Wirtschaftsdaten sprechen gegen eine baldige Erholung.

London - Drei Jahre lang hat Schatzkanzler George Osborne den Briten die Bedeutung der Bestnote AAA in der Kreditwürdigkeit zu erklären versucht. Die Spitzenbonität, so sein Mantra, sei für die Volkswirtschaft des Vereinigten Königreichs wichtiger als die Kronjuwelen. „Welcher Investor kommt nach Großbritannien, wenn er eine Kreditwürdigkeitsabstufung befürchten muss?“, fragte er etwa im Februar 2010. Es ist eine Bemerkung, die der Finanzminister nun bereuen dürfte. Denn nun hat die Insel ihre Top-Bewertung verloren.

Die Agentur Moody’s hat die Bonität der Briten Ende vergangener Woche um eine Stufe auf Aa1 herabgesetzt. Begründet wird dies mit der schwachen Konjunktur und einer steigenden Verschuldung. Die Wachstumserwartung werde „trotz einer bemerkenswerten strukturellen Stärke in den kommenden Jahren schleppend“ bleiben, lautete die Prognose.

Moody’s erwartet, dass der Schuldenstand Großbritanniens, der derzeit von der europäischen Statistikbehörde Eurostat auf knapp 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beziffert wird, dem Land noch bis mindestens 2016 zu schaffen macht und auf 96 Prozent anschwillt. Der Verlust der Spitzenbonität könnte zu einer Verteuerung von Krediten führen, wenn die Finanzmärkte eine höhere Risikoabsicherung aufschlagen. Die Zeitung Sunday Times schürte am Wochenende bereits die Angst, dass das Pfund Sterling gegenüber dem Euro und dem Dollar abfällt.

Demütigung der Regierung

Für Finanzminister George Osborne ist die Abstufung zweifellos ein Nackenschlag. Die Neuverschuldung wird im kommenden Haushaltsjahr zwar voraussichtlich von elf Prozent bei seinem Amtsantritt 2010 auf 6,9 Prozent fallen. Aber inzwischen musste Osborne einräumen, dass der Gesamt-Schuldenberg auch im Wahljahr 2015 noch wachsen wird, weil Steuereinnahmen fehlen und das Wachstum stagniert. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres schrumpfte die Wirtschaft erneut um 0,3 Prozent.

All dies hatte die drei großen Ratingagenturen bereits im vergangenen Jahr dazu bewogen, der zweitgrößten EU-Volkswirtschaft einen negativen Ausblick zu bescheinigen. Moody’s hat nun als Erster reagiert. Auch den USA und Frankreich wurde zuletzt die Bestnote AAA aberkannt - übrigens ohne größere Folgen für die Kreditkosten.

Für die britische Oppositionspartei Labour kommt der Verlust der Bonitäts-Bestnote einem Verlust der Glaubwürdigkeit der Finanzpolitik der konservativ-liberalen Koalition gleich. Labour-Finanzexperte Ed Balls sprach von einer Demütigung der Regierung: „Die Wahrheit ist“, sagte er, „dass eine Politik fortgesetzt wird, die nicht funktioniert“.

George Osborne bleibt indes bei seinem Kurs. Die Abstufung sei eine „deutliche Erinnerung“ an die Schuldenprobleme des Landes, sagte er: „Der Schritt schwächt nicht unsere Entschlossenheit, mit dem Plan der Wirtschaftserholung fortzufahren, er wird sie verdoppeln.“ Für einen Lichtblick sorgte zuletzt der Arbeitsmarkt auf der Insel: Die Arbeitslosenquote sank auf 7,8 Prozent. Es war das beste Ergebnis seit vielen Jahren.