Grau in Grau seit Monaten, und keine Sonne in Sicht. Dieses Wetter ist nicht nur trüb, sondern es macht auch trübsinnig. Wenn sich Nebel und Wolken nicht bald lichten, droht ein neuer Negativrekord.
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© dpaDresden.
Deutschland steuert auf den trübsten Winter seit mehr als 40 Jahren zu: Im Dezember, Januar und Februar schien eindeutig zu wenig die Sonne, sagte Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach.

Keine 100 Stunden Sonnenschein gab es seit Anfang Dezember in Deutschland. Damit steuert dieser Winter, der für die Meteorologen am 28. Februar zu Ende geht, auf einen Rekord zu: Seit mindestens 42 Jahren ist es der trübste Winter in Deutschland.

Im Schnitt lag die Sonnenscheindauer in diesem Winter wahrscheinlich um etwa ein Drittel unter dem langjährigen Mittelwert. "Damit werden wir wahrscheinlich nach 1970 einen neuen Minimumrekord erreichen", sagte der DWD-Experte.

Und von der Frühlingssonne ist immer noch weit und breit nichts zu sehen. Zwar wird es Mitte der Woche etwas milder, und ab Donnerstag bleibt es trocken, aber Wolken, Dunst und Nebel halten sich. Ganz vereinzelt könnte die Sonne sich mal kurz durchkämpfen, sagte Meteorologin Dorothea Paetzold vom Deutschen Wetterdienst (DWD). "Da, wo es schön ist, sollte man das nutzen, denn es hat Seltenheitswert." Mehr als einstellige Plusgrade sind tagsüber aber nicht drin, nachts kann es leichten Frost geben.

Keine Sonne bedeutet miese Stimmung

Und das kann sich auf die Stimmung legen: Lichtmangel verändere das Zusammenspiel körpereigener Hormone, sagte DWD-Medizinmeteorologin Christina Koppe-Schaller. "Über das Auge regelt das Sonnenlicht die Hormon-Produktion." Nimmt das Auge wenig Licht auf, wird wenig Wach-Hormon Serotonin gebildet, Antriebslosigkeit ist die Folge.

Das Schlaf-Hormon Melatonin dagegen braucht Licht, um abgebaut zu werden. Viele Menschen, vor allem in den skandinavischen Ländern, leiden nach den Worten der Expertin unter "Winterdepressionen", sind schlapp und ohne Schwung.

Auch wenn das Wetter wenig Lust auf Spaziergänge mache, sei das ein wirksames Gegenmittel. "Wer auf dem Sofa liegen bleibt, zieht sich noch weiter runter", sagte Koppe-Schaller. Bewegung im Freien, selbst bei bedecktem Himmel, verschaffe genug Licht, um die Serotonin-Produktion anzukurbeln. Künstliches Licht reiche dafür nicht aus. Um den Kreislauf in Schwung zu bringen, rät die Medizinerin zu Wechselduschen und Saunabädern - "aber das sind Rosskuren nur für Gesunde."

1970 war mit durchschnittlich 104 Sonnenstunden der bisherige Winter-Tiefstwert erreicht - wird er unterschritten, ist der Winter 2012/13 der trübste seit Beginn der flächendeckenden Aufzeichnungen im Jahr 1951. Normal seien 160 Stunden Sonnenschein in den drei Monaten des meteorologischen Winters, sagte DWD-Sprecher Gerhard Lux.

Laut DWD ist es aber völlig normal, wenn es bis in den März hinein schneit und es auch im April noch Schneeschauer gibt. Meteorologischer Frühlingsbeginn ist am 1. März. Kalendarisch beginnt der Frühling erst am 20. März.

dpa/AFP/mac