Wer steckt hinter der Terrorgruppe, die in Südostalgerien an der Grenze zu Libyen das Gasfeld von In Aménas angriff, das von einem Konsortium aus BP, dem norwegischen Unternehmen Statoil und dem algerischen Staatsunternehmen Sonatrach betrieben wird? Angeführt und organisiert wurde die Operation vom aus Algerien stammenden Mokhtar Belmokhtar, dem Anführer der mit al-Qaida verbundenen islamistischen Muwaqiun bi-l dam (»die mit dem Blut Unterzeichnenden«), einer Untergruppe der ebenfalls von ihm geführten Katibat-al-Moulathamin‑Brigaden (»Brigaden der Maskentragenden«).
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Belmokhtars Organisationen waren am Drogenhandel, am Zigaretten-Schmuggel sowie an Entführungen von Ausländern in Nordafrika beteiligt. Obwohl sein gewöhnlicher Aufenthaltsort bekannt ist, bezeichnen ihn französische Geheimdienstkreise als den »Unfassbaren«. Belmokhtar übernahm im Auftrag von al-Qaida die Verantwortung für die Entführung von 41 westlichen Geiseln, darunter auch sieben Amerikanern, in den Förderanlagen des Gasfelds von In Aménas. Persönlich war Belmokhtar nicht an dem Angriff und der Geiselnahme beteiligt. Kommandeur vor Ort war vielmehr Abdul Rahman al-Nigeri, ein erfahrener »Gotteskrieger« aus dem Niger.

Dieser hatte sich bereits 2005 der 1998 von Hassan Hattab gegründeten algerischenal-Jamā‘ahas-Salafiyyah lid-Da‘wahwal-Qiṭāl(»Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf«, GSPC), die sich am 27. Januar 2007 dann in »al-Qaidades islamischen Maghreb« (AQIM) umbenannte, angeschlossen (siehe dazu: Albawaba, 17. Januar 2013). Die Entführungsoperation in In Aménas erfolgte nur fünf Tage nach Beginn der französischen Luftangriffe auf die Stellungen der AQIM im Norden Malis.

Französischen Spezialeinheiten und Truppen der malischen Regierung gelang es in der Zwischenzeit, die Kontrolle über die Ortschaften Diabali und Konna nördlich der Stadt Mopti zurückzugewinnen. Diabali war erst wenige Tage zuvor von Kämpfern des führenden AQIM-Kommandeurs Abdelhamid Abu Zeideingenommen worden.

Der Terrorangriff und die anschließende Geiselnahme in In Aménas wurden zwar als Racheakt bezeichnet, es handelte sich aber keineswegs um eine spontane und improvisierte Aktion. Nach Ansicht von Experten ist das Vorgehen im Gegenteil sorgfältig geplant und von langer Hand vorbereitet worden:
»Europäische und amerikanische Regierungsvertreter erklärten übereinstimmend, der Angriff sei offensichtlich so präzise durchgeführt worden, dass er nicht in kurzer Zeit geplant worden sein könne. Die französische Militäraktion könnte aber durchaus der Auslöser für die Kämpfer gewesen sein, ihren seit Längerem geplanten Angriff zu beginnen.«
Nach jüngsten Berichten (vom 20. Januar 2013) starben bei der Aktion 80 Menschen, darunter sowohl Geiselnehmer als auch Dschihadisten. In der Anlage hielten sich zum Zeitpunkt des Überfalls einige Hundert Arbeiter auf, von denen die meisten Algerier waren. »Unter den 792 befreiten Personen befanden sich nur 107 Ausländer«, hieß es aus dem algerischen Innenministerium.

Die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs machten die Dschihadisten für die hohen Opferzahlen verantwortlich. Der britische Premierminister David Cameron sagte dazu:
»Natürlich wird die Öffentlichkeit Fragen zum algerischen Vorgehen in dieser Angelegenheit stellen, aber ich möchte deutlich machen, dass die Verantwortung für die Todesopfer allein bei den Terroristen liegt, die diesen bösartigen und feigen Angriff begonnen haben.« (Reuters, 20. Januar 2013)
Andere Berichte bestätigen allerdings, dass ein erheblicher Anteil der Todesopfer sowohl auf Seiten der Geiseln als auch der islamistischen Geiselnehmer auf das Konto von Luftangriffen der algerischen Streitkräfte geht. Verhandlungen mit den Geiselnehmern, die möglicherweise dazu hätten beitragen können, Leben zu retten, wurden weder von der algerischen Regierung, noch von den westlichen Regierungen ernsthaft geführt. Die militanten Islamisten hatten im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln ein Ende der französischen Angriffe im Norden Malis gefordert. AQIM-Führer Belmokhtar hatte erklärt:
»Wir sind bereit, mit dem Westen und der algerischen Regierung unter der Voraussetzung zu verhandeln, dass sie ihre Luftangriffe auf die muslimische Bevölkerung Malis einstellen.« (ebenda)
Unter den Dschihadisten befanden sich auch Söldner aus anderen muslimischen Ländern wie Libyen (dies konnte bisher noch nicht eindeutig bestätigt werden), aber auch Kämpfer aus dem Westen.

Ein Who’s who der al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM)

Im Norden Malis sind derzeit einige lose miteinander verbundene Gruppen aktiv:
  • Al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM) - An der Spitze dieser Gruppe steht derzeit Abdelmalek Droukdel, der »Emir von AQIM«;
  • Ansar Dine(»Unterstützer des Glaubens«), die von Iyad Ag Ghaly angeführt wird;
  • die Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika(MUJWA).
Die Bewaffnete Islamische Gruppe (oder Groupe Islamique Armé, GIA), die in den 1990er Jahren sehr bekannt war, hat sich weitgehend aufgelöst und ihre Mitglieder haben sich der AQIM angeschlossen.

Bei der Nationalen Bewegung für die Befreiung des Azawad (al-ḥaraka al-waṭanīya li-taḥrīr Azawād, MNLA) handelt es sich um eine säkulare Unabhängigkeitsbewegung der Tuaregs.

Der historische Hintergrund

Im September 2006 schloss sich die vom früheren GIA-Kämpfer Hassan Hattab gegründete Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) al-Qaida an und änderte, wie schon gesagt, im Januar 2007 ihren Namen in Al-Qaida-Organisation im islamischen Maghreb(AQIM) um. In dieser Zeit entwickelte sie auch enge Beziehungen zur Libyschen Islamischen Kampfgruppe (LIFG).

Die Kommandeure der GSPC sind stark von den religiösen Lehren des Salafismus in Saudi-Arabien geprägt, die geschichtlich gesehen bei der Ausbildung und Indoktrinierung der Mudschahedin in Afghanistan eine wichtige Rolle spielten.

Dieser Einfluss und die Vorgeschichte der AQIM-Kommandeure im Dschihad ist im Zusammenhang mit den folgenden weiter- und tiefergehenden Aspekten von großer Bedeutung:
  • Wer steht hinter den unterschiedlichen mit al-Qaida verbundenen Fraktionen?
  • Wer unterstützt die Terroristen?
  • Welche politischen und wirtschaftlichen Interessen sollen damit gefördert werden?
Das Council on Foreign Relations (CFR) mit Sitz in Washington führt die Ursprünge von AQIM bis in die Zeit des sowjetisch-afghanischen Krieges zurück:
»Die meisten wichtigen AQIM-Führer sind offenbar während des Krieges gegen die Sowjets in Afghanistan (1979-1989) ausgebildet worden. Damals gehörten sie zu einer Gruppe nordafrikanischer Freiwilliger, die als ›afghanische Araber‹ bekannt war. Sie kehrten in den auf den Krieg folgenden Jahren in die Region zurück und radikalisierten islamistische Bewegungen. Die Gruppe ist in so genannte ›Katibas‹ oder Brigaden unterteilt, die sich wiederum in verschiedene und oft voneinander unabhängige Zellen aufspalten.

Seit 2004 steht Abdelmalek Droukdel alias Abu Mossab Abdelwadud, ein ausgebildeter Ingenieur und Sprengstoffexperte mit Kampferfahrung in Afghanistan und früheren Wurzeln in der algerischen GIA, an der Spitze der Gruppe. Unter seiner Führung erklärte die AQIM Frankreich zu ihrem Hauptgegner und -ziel. Zu den radikalsten und gewalttätigsten AQIM-Führern zählt nach Einschätzung von Terrorismusexperten Abdelhamid Abu Zeid, der mit verschiedenen Entführungen und Hinrichtungen von Europäern in der Region in Verbindung gebracht wird.« (Council on Foreign Relations, »Al-Qaeda in the Islamic Maghreb«, cfr.org, undatiert)
Dieser CFR-Bericht verschweigt geflissentlich, das der islamische Dschihad in Afghanistan auf eine CIA-Initiative zurückgeht, die ursprünglich 1979 unter Präsident Carter verfolgt wurde. In den 1980er Jahren wurde sie dann von Präsident Ronald Reagan aktiv weitergeführt und ausgeweitet.

1979 begann die CIA in Afghanistan die bisher größte verdeckte Operation ihrer Geschichte. Wahabitische Prediger aus Saudi-Arabien gründeten in Pakistan und Afghanistan Koranschulen, die so genannten »Madrasas«. Die im Unterricht verwendeten islamischen Schulbücher waren im US-Bundesstaat Nebraska gedruckt worden. Mit Unterstützung der CIA ließ man den Mudschahedin verdeckt finanzielle Mittel zukommen:
»Mit aktiver Förderung der CIA und des pakistanischen Geheimdienstes ISI, die den afghanischen Dschihad in einen weltweiten Krieg aller muslimischen Staaten gegen die Sowjetunion ausweiten wollten, schlossen sich zwischen 1982 und 1992 etwa 35.000 radikale Muslime aus 40 islamischen Ländern dem Kampf in Afghanistan an. Letztendlich wurden mehr als 100.000 radikale Muslime direkt durch den afghanischen Dschihad beeinflusst.« (Ahmed Rashid, »The Taliban: Exporting Extremism«, in: Foreign Affairs, November-Dezember 1999).
Die Central Intelligence Agency (CIA), die sich des pakistanischen Geheimdienstes Inter-Services Intelligence (ISI) bediente, spielte bei der Ausbildung der Mudschahedin eine wichtige Rolle. Und die von der CIA unterstützte Guerilla-Ausbildung wurde dann in die Lehren des Islam integriert:
»Im März 1985 unterzeichnete Präsident Reagan die National Security Decision Directive 166, ... mit der die verdeckte militärische Unterstützung für die Mudschahedin ausgeweitet wurde. Es wurde damit deutlich gemacht, dass der geheime afghanische Krieg ein neues Ziel verfolgte: Man wollte den sowjetischen Streitkräften mithilfe verdeckter Aktionen eine Niederlage zufügen und einen Abzug der Sowjets herbeiführen. Die neue verdeckte amerikanische Unterstützung begann mit einem massiven Anstieg der Waffenlieferungen, die bis 1987 stetig auf 65.000 Tonnen jährlich anwuchsen... sowie einem ›unaufhörlichen Strom‹ von Experten der CIA und des Pentagons, die in das geheime Hauptquartier des pakistanischen ISI an der Hauptstraße in der Nähe der pakistanischen Stadt Rawalpindi reisten. Dort trafen die CIA-Spezialisten mit pakistanischen Geheimdienstoffizieren zusammen, um diesen bei den operationellen Planungen für die afghanischen Rebellen zu helfen.« (Steve Coll, Washington Post, 19. Juli 1992)
Mokhtar Belmokhtar, der Kopf hinter dem Terrorangriff der islamistischen Katibat-al-Moulathamin-Brigaden auf die Fördereinrichtung In Aménas, gehört zu den Gründern der AQIM und wurde von der CIA in Afghanistan rekrutiert und ausgebildet. Belmokhtar ist den erwähnten nordafrikanischen Freiwilligen zuzurechnen. Er war damit einer der »afghanischen Araber« und hatte sich bereits im Alter von 19 Jahren den Mudschahedin angeschlossen, um in den Reihen der al-Qaida in Afghanistan zu kämpfen. Zur gleichen Zeit unterstützten die CIA und ihre Mitstreiter vom ISI aktiv die Dschihadisten sowohl bei der Rekrutierung als auch bei der Ausbildung.

Mokhtar Belmokhtar kämpfte im »afghanischen Bürgerkrieg«, kehrte dann 1993 nach Algerien zurück und schloss sich der GSPC an. Seine Geschichte und seine Beteiligung am afghanischen Krieg lassen darauf schließen, dass er ein von den USA unterstützter »Aktivposten« der Geheimdienste war.

Die Rolle der amerikanischen Verbündeten Saudi-Arabien und Katar

Bereits kurz nach ihrer offiziellen Gründung 2007 knüpfte AQIM enge Verbindungen zur Libyschen Islamischen Kampfgruppe (LIFG), deren Anführer ebenfalls in Afghanistan von der CIA rekrutiert und ausgebildet worden waren. Die LIFG wird verdeckt vom der CIA und dem britischen Geheimdienst MI6 unterstützt.

2011 erhielt die LIFG im Krieg gegen Libyen direkte Unterstützung seitens der NATO, die »Waffen lieferte, für die Ausbildung sorgte und sogar Spezialeinheiten und Luftangriffe einsetzte, um ihr beim Sturz der libyschen Regierung beizustehen« (Tony Cartalucci, »The Geopolitical Reordering of Africa: US Covert Support to Al Qaeda in Northern Mali, France ›Comes to the Rescue‹«, in: Global Research, Januar 2013). Britische Spezialeinheiten des SAS wurden bereits vor Beginn des Aufstandes in Stellung gebracht und berieten die LIFG in militärischen Fragen.

Erst vor Kurzem bestätigten Berichte, AQIM habe Waffen von der LIFG erhalten. Zudem schlossen sich LIFG-Söldner AQIM-Brigaden an. Belmokhtar, der die Entführungsoperation in In Aménas koordinierte, sagte dazu:
»Wir gehören zu den wirklich großen Nutznießern der Revolutionen in der arabischen Welt. Und dass uns jetzt die (libyschen) Waffen zugute kommen, ist unter derartigen Umständen die natürlichste Sache.« (Hanford.gov)
Die BP-Fördereinrichtung In Aménas befindet sich unmittelbar an der Grenze zu Libyen. Es drängt sich daher der Schluss auf, dass möglicherweise auch ein Kontingent der LIFG an der Operation beteiligt war. AQIM unterhält auch Verbindungen zur Schabhat an-Nusra (»Unterstützungsfront für das syrische Volk«), die verdeckt von Saudi-Arabien und Katar unterstützt wird.

Al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM) ist unauslöschlich mit der Agenda westlicher Geheimdienste verknüpft und wird oft als »eine der reichsten und am besten bewaffneten militanten Gruppen in der Region« bezeichnet - verdeckt finanziert von Saudi-Arabien und Katar.

Die französische satirische Wochenzeitung LeCanard enchaîné enthüllte (im Juni 2012), Katar, immerhin ein enger Verbündeter der USA, finanziere verschiedene terroristische Gruppen in Mali wie etwa die salafistische Ansar Dine:
»Die Tuareg-Rebellen der MNLA, Ansar Dine, AQIM und MUJWA werden einem Bericht der InternetseiteThe Examiner zufolge mit Dollars aus Katar unterstützt.

Die satirische französische Zeitung Le Canard enchaîné berichtete [im Juni 2012], Katar habe angeblich bewaffnete Gruppen im Norden Malis unterstützt, die sich nun auch in Algerien und anderen westafrikanischen Ländern ausbreiteten. In Mali zirkulierten seit mehreren Monaten Gerüchte, nach denen Ansar Dine, die wichtigste bewaffnete Gruppe, die die Durchsetzung des islamischen Rechts der Scharia auf ihre Fahnen geschrieben hat, Gelder aus Katar erhalten habe.

Nach bisher unbestätigten Berichten sei kurz vor Ausbruch des Konflikts ein Flugzeug aus Katar in Gao gelandet, das Waffen, Geld und auch Drogen an Bord gehabt habe. In dem Originalartikel wurde ein französischer Bericht eines Militärgeheimdienstes zitiert, der darauf hindeutet, dass Katar den drei wichtigsten bewaffneten Gruppen im Norden Malis - Ansar Dine unter Iyad Ghali, al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM) und der Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (MUJWA) Geld zukommen ließ.

Der Umfang der finanziellen Unterstützung, die jede dieser Gruppen erhielt, wird nicht erwähnt, aber man bezieht sich auf wiederholte Berichte des französischen Auslandsgeheimdienstes Direction Générale de la Sécurité Extérieure (DGSE) an das Verteidigungsministerium, in denen auf die Unterstützung Katars für ›terroristische Aktivitäten‹ im Norden Malis Bezug genommen wurde.« (Hervorhebungen von M.C.)
Die Rolle al-Qaidas im islamischen Maghreb als »geheimdienstlicher Aktivposten« muss sehr sorgfältig geprüft werden. Der islamistische Aufstand trägt erheblich zur Destabilisierung Malis als Nation bei. Welchen geopolitischen Interessen kommt dies entgegen?

Schlussbemerkung: »Der amerikanische Sudan«

In einer schon zynisch zu nennenden Wendung könnten die Entführung in Südalgerien und die tragischen Folgen der »Rettungs«-aktion des algerischen Militärs dem Westen eine humanitäre Rechtfertigung für ein militärisches Eingreifen unter Führung des amerikanischen AFRICOM an die Hand geben. Ein solcher Militäreinsatz würde sich möglicherweise nicht allein auf Mali und Algerien beschränken, sondern auch die Großregion der Sahelzone von Mauretanien bis zur Westgrenze des Sudan mit einbeziehen.

Eine solche Eskalation ist Bestandteil einer amerikanischen militärischen und strategischen Agenda, ein weiterer Schritt in der Militarisierung des afrikanischen Kontinents und eine Art Fortsetzung des Krieges der USA und der NATO gegen Libyen im Jahr 2011.

Letztlich handelt es sich hier um eine neokoloniale Eroberung eines riesigen Gebietes durch die USA. Auch wenn Frankreich als frühere Kolonialmacht im Interesse Washingtons handelt, soll es doch letztlich aus dem Maghreb und dem Afrika südlich der Sahara herausgedrängt werden. Diese Ablösung Frankreichs als Kolonialmacht läuft bereits seit Beginn des Indochinakriegs in den 1950er Jahren.

Amerika ist zwar auf kurze Sicht bereit, die Kriegsbeute mit Frankreich zu teilen, aber letzten Endes verfolgen die USA das Ziel, die »Karte des afrikanischen Kontinents neu zu zeichnen« und damit letztlich das frankophone Afrika in eine amerikanische Einflusssphäre zu verwandeln, die sich dann von Mauretanien an der Atlantikküste bis zum Sudan, Äthiopien und Somalia erstreckt.


Ein ähnlicher Prozess, Frankreich aus dem frankophonen Afrika heraus zu drängen, vollzieht sich seit den 1990er Jahren schon in Ruanda, Burundi und der Republik Kongo. Französisch als offizielle Sprache im frankophonen Afrika wird immer mehr zurückgedrängt. Heute ist in Ruanda Englisch neben Kinyarwanda und Französisch eine der Hauptsprachen. Seit dem Amtsantritt der RPF-Regierung 1994 wurde der Unterricht an den weiterführenden Schulen entweder in Französisch oder Englisch abgehalten. Seit 2009 wird nur noch Unterricht in englischer Sprache angeboten. (Der ruandische Präsident Paul Kagame versteht kein Französisch und kann es auch nicht lesen.) 2009 schloss sich Ruanda dem Commonwealth an.

Hier geht es um ein riesiges Gebiet, zu dem in der Kolonialzeit Französisch-Westafrika und Französisch-Äquatorialafrika gehörten. In dieser Zeit wurde Mali als der »französische Sudan« bezeichnet.

Ironischerweise vollzog bzw. vollzieht sich dieser Prozess der Schwächung des französischen Einflusses in Afrika, der darin gipfeln soll, dass Frankreich aus dem frankophonen Afrika herausgedrängt wird, mit stillschweigender Unterstützung des früheren französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und seines Nachfolgers François Hollande, die sich beide zum Nachteil der französischen Republik vor den Karren amerikanischer geopolitischer Ziele spannen lassen.


Die Militarisierung des afrikanischen Kontinents gehört zu den Aufgaben des amerikanischen Regionalkommandos AFRICOM. Als langfristiges Ziel wird die geopolitische und militärische Kontrolle über eine Großregion angestrebt, die geschichtlich gesehen zur französischen Einflusssphäre gerechnet wurde. In dieser Region befinden sich reiche Vorkommen an Erdöl, Erdgas, Gold, Uran und strategischen Mineralien (siehe dazu: R. Teichman, »The War on Mali. What you Should Know: An Eldorado of Uranium, Gold, Petroleum, Strategic Minerals ...«, in Global Research, 15. Januar 2013).