In Bremen hat der Prozess gegen einen Lokalpolitiker begonnen: Er soll einen jungen Mann gemeinsam mit einem Freund K.o.-Tropfen verabreicht und ihn anschließend missbraucht haben - mit lebensgefährlichen Folgen für das Opfer.
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Eine hohe Dosis von K.o.-Tropfen kann zu einem lebensgefährlichen Atem- oder Herzstillstand führen
Am Landgericht Bremen hat am Mittwochvormittag der Prozess gegen den Bremer SPD-Politiker und einen möglichen Mittäter begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden 33 und 40 Jahre alten Männern vor, einem jungen Mann K.o.-Tropfen verabreicht zu haben. Die Angeklagten sollen den 20-Jährigen im Oktober vergangenen Jahres in die Wohnung des Lokalpolitikers gelockt haben.

In der Wohnung boten die beiden dem jungen Mann laut Anklageschrift dann eine bereits geöffnete Bierflasche an. Diese soll mit Gamma Hydroxybutttersäure, im Volksmund K.o.-Tropfen, versetzt gewesen sein. Der 20-Jährige hat aufgrund der hohen Dosierung daraufhin offenbar das Bewusstsein verloren. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Angeklagten vor, den hilflosen Zustand des Betroffenen ausgenutzt zu haben und ihn sexuell missbraucht zu haben.

Haftstrafe von mindestens fünf Jahren

Das Opfer verlor aber nicht nur das Bewusstsein, sondern zeigte auch eine allergische Reaktion auf die Wirkstoffe der K.o.-Tropfen: Seine Zunge und Lippen schwollen an und der Betroffene litt an lebensbedrohlichen Atembeschwerden. Die von den beiden Angeklagten gerufenen Rettungskräfte mussten den 20-Jährigen vor Ort reanimieren. Der junge Mann musste anschließend in ein Krankenhaus eingeliefert und künstlich beatmet werden.

Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten Haftstrafen von mindestens fünf Jahren. Derzeit sitzen der Bremer Lokalpolitiker und der Mitangeklagte in Untersuchungshaft. In einem Brief an die Staatsanwaltschaft bestritt der Politiker die Vorwürfe, wie „Radio Bremen“ meldete. Sein Freund äußerte sich bisher nicht öffentlich zu den Anschuldigungen.

Schwierige Beweisaufnahme

Gamma Hydroxbuttersäure ist auch als Vergewaltigungsdroge bekannt. Die geruch- und geschmacklosen K.o.-Tropfen wirken innerhalb kurzer Zeit stark einschläfernd. Besonders wenn Betroffene gleichzeitig unter dem Einfluss von Alkohol, Drogen oder Medikamenten stehen, kann eine hohe Dosis zu einem lebensgefährlichen Atem- oder Herzstillstand führen.