Mit Hilfe der luftgestützten Laser-Technologie "LIDAR" haben australische und französische Archäologen im dicht bewachsenen Dschungel Kambodschas die bislang verschollen geglaubte Tempelstadt Mahendraparvata gefunden, die vor 1.200 Jahren und in unwegsamem Gelände errichtet worden war.
verschollene Tempelstadt Mahendraparvata
© Nick Moir / theage.com.auDie Archäologen nähern sich dem Thom Dab-Tempel, der sich nun als Teil der verschollenen Tempelstadt Mahendraparvata erwiesen hat.
Sydney (Australien) - Wie die australische Tageszeitung The Saturday Age berichtet, gehen die Wissenschaftler um Damian Evans von der University of Sydney und Jean-Baptiste Chevance von der "Archaeology and Development Foundation" davon aus, dass die Tempelanlage im Gegensatz zum weltberühmten Angkor Wat nie von Schatz- und Grabräubern geplündert wurde und hoffen in den kommenden Jahren auf sensationelle Funde.

Auf einem Berg in der Region Phnom Kulen, 40 Kilometer nördlich von Angkor Wat entfernt, entdeckten die Forscher mit LIDAR das zugrunde liegende Netzwerk einer Tempelstadt, die hier in der Region Siem Reap im Jahre 802 n.Chr. von dem Kriegerkönig Jayavarman II - und damit 350 vor Angkor Wat - wohl als Gründungsmetropole des Angkor-Reiches gegründet wurde. Die LIDAR-Daten belegen nun, dass einige schon zuvor bekannte vermeintlich einzelne Tempel in Wirklichkeit Teile einer gewaltigen Stadtanlage vergleichbar mit Angkor Wat waren.

Bislang war die Existenz von Mahendraparvata nur in alten Schriften überliefert, ihre genaue Lage im dicht bewaldeten Terrain nicht mehr bekannt und 36 einzelne Funde am Boden konnten bislang nicht zu dem jetzt vorliegenden Gesamtbild einer Tempelstadt mit befestigten Straßen, Deichen, Teichen, Tempeln und Wohnanlagen zusammengesetzt werden.

Mit der LIDAR-Technologie war es den Forschern möglich, den Bewuchs virtuell zu entfernen, wodurch die exakte Topografie und somit auch die einstige Bebauung und künstliche Veränderung der Landschaft offenbar wurde. "Anhand der neuen Aufnahmen sehen wir, dass dieser Ort einst völlig frei von Vegetation war", erläutert Evans. "Wir vermuten, dass die völlige Entwaldung und die gleichzeitige Abhängigkeit von einem funktionierenden Wassermanagement zum Niedergang und zur Aufgabe der Anlage geführt hatten. Vielleicht wurde die hier ansässige Zivilisation zu erfolgreich, als dass sie von hier aus noch organisierbar war?"

Die Arbeiten an der noch nahezu gänzlich unerschlossenen und wohl größtenteils bereits zerfallenen Stadt, werden wohl noch Jahre in Anspruch nehmen, so die Archäologen.


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