Die Biene ist nach Schwein und Rind das drittwichtigste Nutztier Deutschlands. Doch Monokulturen und Pestizide machen ihr schwer zu schaffen. Eine besondere Bedrohung ist die asiatische Varroamilbe.
bienen, imker
© pa
Schlechte Zeiten für Bienen - und Imker: Der Winter war lang, das Frühjahr war lange kühl und feucht, die erste Blüte war verregnet. "Schon voriges Jahr hatten wir eine schlechte Frühjahrsernte", erinnert sich Petra Friedrich, Sprecherin des deutschen Imkerbundes in Wachtberg bei Bonn.

"In diesem Jahr wird die erste Honigernte wohl gegen Null tendieren". Hinzu kommt: Die Imker haben im vergangenen Winter 15,2 Prozent Verluste unter den Bienenvölkern verzeichnet. "Zehn Prozent sind normal", sagt Friedrich.

Die Gründe für das seit Jahren andauernde Bienensterben sind nicht eindeutig bekannt, wahrscheinlich kommen mehrere Faktoren zusammen: die asiatische Varroamilbe, die sich immer weiter ausbreitet und für die westliche Honigbiene tödlich ist, Monokulturen in der Landwirtschaft sowie Pestizide.


Die EU-Kommission hat in diesem Frühjahr Konsequenzen gezogen: Zwei Jahre lang dürfen drei jener Pestizide aus der Gruppe der Neonikotinoide, die im Verdacht stehen, den Bienen zu schaden, auf Mais-, Raps-, Sonnenblumen- und Baumwollfeldern nicht ausgebracht werden.

Verbot sämtlicher Nikotinoide gefordert

Aber: "Das ist nur ein kleines Fitzelchen", kommentiert Petra Friedrich. Der Deutsche Imkerbund plädiert für ein Verbot sämtlicher Nikotinoide, und zwar überall. Pestizide wie Chlothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam sind Nervengifte, die das Kommunikationsvermögen, den Orientierungssinn und den Brutpflege-Instinkt der Bienen lähmen.

Da Obst und Gemüse bis zu 80 Prozent von Honigbienen bestäubt wird, ist es auch volkswirtschaftlich sinnvoll, die Bienen zu schützen. Nach Schwein und Rind ist die Biene das drittwichtigste Nutztier in Deutschland.

Das dringt offenbar immer mehr Menschen ins Bewusstsein, denn das Imkern kommt in Mode: Es ist noch nicht lange her, da klagten die Imker über Nachwuchsmangel. Vor sieben Jahren gab es nur noch gut 80.000 Imker im Lande, jetzt sind es wieder 88.500.

"Seit 2008 verzeichnen wir eine Steigerungsrate von drei bis vier Prozent", sagt Petra Friedrich. Auch der Altersdurchschnitt sei von 65 auf 57 Jahre gesunken.

Immer mehr Imker, immer weniger Bienen

Doch immer mehr Imker kümmern sich um immer weniger Bienenvölker. Gab es nach dem Krieg noch 2,5 Millionen Völker in Deutschland, so registrierte der Imkerbund vor zwei Jahren nur noch 750.000, mittlerweile ist die Zahl auf 620.000 gesunken. Da hilft auch die neue Mode des Stadtimkerns nicht.

"Früher hat jeder Imker im Schnitt neun Völker betreut, heute sind es nur noch sieben", sagt Friedrich und fügt hinzu: "Mit Stadtbienen kann man keinen Völkerbestand aufbauen, denn soviel Platz bietet kein Dach."

Das weiß auch die Biologin Corinna Hölzer, die mit ihrem Mann, dem Geografen Cornelis Hemmer, vor knapp drei Jahren die Stadtimker-Initiative "Berlin summt" ins Leben gerufen hat. "Unser Projekt hat eher Symbolcharakter", sagt sie.

"Wir wollen von der Honigbiene ausgehend das Bewusstsein der Städter für die biologische Vielfalt wecken - auch für die 560 hochbedrohten Arten der Wildbienen." Etwa 25 Stadtimker sollen zunächst die Berliner für die Landwirtschaft sensibilisieren, um die Stadt-Land-Beziehung zu fördern.

Imkern in der Stadt wird beliebter

Seit dem Frühjahr 2011 summt es auf 17 repräsentativen Dächern Berlins: so auf dem Berliner Dom, dem Abgeordnetenhaus und dem Haus der Kulturen der Welt. Die Initiative hat Kreise gezogen: In München stehen Bienenstöcke auf dem Kulturhaus Gasteig, der Bayrischen Architektenkammer und der Neuen Pinakothek.

Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt am Main hat sich dem Projekt angeschlossen. In Hamburg ziehen Ende Juni Bienen aufs Rathausforum, den Theatermachern auf Kampnagel fehlt noch ein Imker. Ein Vertrag mit Stuttgart steht kurz vor dem Abschluss.

Petra Friedrich vom Imkerbund gibt zu, dass die Stadtbienen von der Vielfalt der Blüten in städtischen Parks und Gärten profitieren. Wichtiger aber sei es, bessere Bedingungen für die Landbienen zu schaffen, sagt sie.

"Wir müssen mit den Landwirten reden, damit die Monokulturen verschwinden." Anstelle von Mais eigne sich auch die "durchwachsene Silphie" als Energiepflanze. Nicht nur Honigbienen, auch Wildbienen und Hummeln flögen auf sie - und die Energiebilanz sei fast so gut wie beim Mais.