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© ESA/ M. McMillanGut sichtbar: Obwohl der Cook Sub-Glacial Lake unter rund 2,7 Kilometer Eis begraben ist, brachte der rasante Abfluss auch an der Oberfläche Veränderungen. Auf den Satellitenbildern ist der so entstandene Krater gut erkennbar. Forscher Malcolm McMillan sagte "BBC News", die Formation messe 260 Quadratkilometer und sei bis zu 70 Meter tief.
Unter dem Eis der Antarktis schwappen riesige Wassermassen. Jetzt haben Forscher mit Hilfe von Satellitendaten eine verborgene Flut rekonstruiert - die bisher größte ihrer Art. Sie hat einen 260 Quadratkilometer großen Krater in der Eisdecke hinterlassen.

Tief unter dem Eis der Antarktis verbirgt sich eine wundersame Welt. Unter dem kilometerdicken Panzer befindet sich ein ganzes Netzwerk von Seen, die zum Teil miteinander verbunden sind. Insgesamt 400 von ihnen kennen Forscher bislang. Das Wasser in den verborgenen Seen ist flüssig wegen des gigantischen Drucks, der vom darüberliegenden Eis ausgeübt wird - und gilt als interessanter Wohnort exotischer Lebensformen.

Mit Hilfe von Satellitendaten haben Forscher nun Hinweise darauf gefunden, was passiert, wenn sich einer dieser Seen in kürzester Zeit entleert. Wissenschaftler um Malcolm McMillan von der britischen University of Leeds hatten Daten des Esa-Satelliten Cryosat und des Nasa-Satelliten ICESat kombiniert. Konkret ging es um einen Krater im ostantarktischen Eisschild, der vermutlich beim Abfluss des sogenannten Cook Sub-Glacial Lake entstanden war.

In den Jahren 2007 und 2008 verschwanden binnen 18 Monaten insgesamt sechs Kubikkilometer Wasser aus dem Reservoir unter dem Eis, wie die Forscher im Fachmagazin Geophysical Research Letters schreiben. Laut Esa entspricht das in etwa der Wassermenge, die im schottischen Loch Ness gespeichert ist - oder ungefähr doppelt so viel wie im Starnberger See. Das mache das Ereignis zur "größten Flut aller Zeiten" - auch wenn der genaue Grund noch unbekannt sei.

Obwohl der Cook Sub-Glacial Lake unter rund 2,7 Kilometer Eis begraben ist, brachte der rasante Abfluss auch an der Oberfläche Veränderungen: Auf den Satellitenbildern ist der so entstandene Krater gut erkennbar. Forscher McMillan sagte "BBC News", die Formation messe 260 Quadratkilometer und sei bis zu 70 Meter tief.

Seit Ende 2008 kommt das Wasser unter dem Eis langsam zurück - aber, wie die Satellitenbilder zeigen, sechsmal langsamer als es abgeflossen ist. Außerdem ist nicht klar, ob sich dort tief unter dem Eis wieder flüssiges Wasser sammelt, oder ob es womöglich gefroren ist. Die Forscher beschäftigt auch die Frage, ob zumindest ein Teil des Wassers in den Ozean abgeflossen sein könnte. Hinweise dafür gibt es zwar nicht, doch ausschließen lässt sich diese Variante auch nicht. Die Frage ist interessant, weil das Abfließen unterirdischer Seen auf diese Weise auch zum Masseverlust des Südkontinents beitragen könnten.

chs