Bild
© Screenshot/BBC-VideoDer Scharfschütze legt auf den Fotografen an – kurze Zeit später drückt er ab
Ein Scharfschütze kniet auf einem Dach in Kairo und feuert. Gefilmt wird er dabei von einem Fotografen der Muslim-Brüder. Bis der Sniper den Filmer entdeckt, sein Gewehr in dessen Richtung dreht - und abdrückt.

Es ist ein verstörendes Video, das der britische Fernsehsender BBC zeigt: Ein Fotograf filmt während der Proteste in Kairo einen Scharfschützen des Militärs, der von einem Dach aus in die Menge zielt. Immer wieder ruckelt das Bild - es wirkt, als wolle der Filmer nicht entdeckt werden. Das wird er dann aber doch: Der Sniper sieht den Fotografen, dreht sein Gewehr herum. Kurze Zeit später bricht das Video ab.

Der Filmer ist tot. Ahmed Samir Assem ist einer von 51 Menschen, die vergangenen Montag in Kairo getötet wurden, als sich Anhänger des gestürzten Präsidenten Mursi mit ägyptischen Soldaten Auseinandersetzungen lieferten, berichtet die britische Zeitung The Telegraph. Der 26-Jährige sei als Fotograf für die Zeitung der Freiheits- und Gerechtigkeitspartei unterwegs gewesen - dem politischen Arm der Muslimbrüder.

„Er wurde in die Stirn getroffen“

Der Telegraph hat mit Arbeitskollegen und Angehörigen von Ahmed Samir Assem gesprochen. Assems Bruder Eslam bestätigte den Tod des Filmers. Ein Arbeitskollege sagte: „Gegen sechs Uhr morgens kam ein Mann mit einer blutverschmierten Kamera ins Medienzelt und sagte, dass einer unserer Kollegen verletzt worden sei. Eine Stunde später habe ich erfahren, dass Ahmed in die Stirn getroffen wurde. “Bisher ist die Echtheit des Videos nicht verifiziert worden. Das Militär dementiert die Geschichte, sagt, man habe nur auf Menschen geschossen, die die Kaserne der Republikanergarde stürmen wollten. Die Mursi-Anhänger sagen das Gegenteil. Ahmed Samir Assem habe vom Beginn des Morgengebets bis zu den Auseinandersetzungen gefilmt, sagt sein Kollege. Auf seinem Film sehe man zahlreiche Opfer. „Seine Kamera wird ein Beweisstück dieser Gräueltaten bleiben.“


pnh