Schwangerschaftsabbruch jedoch nur legal, wenn Leben der Mutter gefährdet ist

Als letztes Land der Europäischen Union (EU) läßt nun auch Irland Abtreibungen zu - allerdings unter sehr restriktiven Bedingungen. Nach einer über Monate erbittert geführten Debatte stimmten die Abgeordneten in der Nacht zum Freitag für ein Gesetz, das einen Schwangerschaftsabbruch erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Sie setzten damit mit mehr als 20 Jahren Verzögerung ein Urteil des Verfassungsgerichts um. Gegner des Gesetzes hatten sich mit Massendemonstrationen und anderen Protestaktionen gegen die Änderung gestemmt, die von einer Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wird.

Die Neuregelung zeugt von dem schwindenden Einfluß der Kirche in dem einst erzkatholischen Land. Das Parlament stimmte in einer Nachtsitzung mit 127 zu 31 Stimmen für das Gesetz. Ministerpräsident Enda Kenny sah sich dabei mit mehr Widerstand in seiner Partei konfrontiert als bei der Einführung der einschneidenden Kürzungsmaßnahmen im Kampf gegen die Schuldenkrise: Fünf Abgeordnete von Fine Gael stimmten gegen die Vorlage und wurden aus der Fraktion ausgeschlossen. Seine langjährige Verbündete Lucinda Creighton, einst als neue Parteivorsitzende im Gespräch, muß ihr Amt als Europaministerin abgeben. »Es kann keinen Kompromiß bei so grundsätzlichen Dingen wie Leben und Tod geben«, erklärte sie.

Die irische Verfassung war 1983 geändert worden, um Abtreibungen unter allen Umständen zu untersagen. Allerdings klagte ein 14jähriges Vergewaltigungsopfer gegen die Passage und bekam 1992 vom Verfassungsgericht recht. Sechs irische Regierungen in Folge scheuten sich, das Urteil umzusetzen, denn zu groß war die Furcht, konservative Wähler zu verprellen. Zu einem zentralen Thema wurde die Abtreibungsfrage wieder durch den Tod einer 31jährigen Schwangeren im November, deren Kind im Mutterleib gestorben war. Ihr wurde eine Operation zur Entfernung des toten Fötus verweigert. Einer Umfrage von der Irish Times und Ipsos MRBI vom Januar zufolge befürworten drei Viertel der Iren die neue Regelung.

Reuters/jW