Bild
© dpaBei einer Befreiungsaktion von Islamisten sterben im Irak zahlreiche Menschen. Die Welle der Gewalt hat in den vergangenen Tagen einen neuen Höhepunkt erreicht
Die Gewaltwelle im Irak erreicht einen neuen Höhepunkt. Bei einer Befreiungsaktion der Islamisten konnten Hunderte Häftlinge aus Hochsicherheitsgefängnissen befreit werden. Es gab zahlreiche Tote.

Hunderte irakische Häftlinge sind nach einer Befreiungsaktion durch Extremisten aus Hochsicherheitsgefängnissen in der Umgebung der irakischen Hauptstadt Bagdad entkommen. Allein aus dem Gefängnis Abu Ghoreib seien rund 500 Gefangene geflohen, teilten Abgeordnete des Parlamentsausschusses für Sicherheit und Verteidigung am Montag mit. Dutzende Menschen kamen bei den Feuergefechten rund um die Haftanstalten ums Leben.

Unter den Tausenden Häftlingen in Abu Ghoreib und im Gefängnis von Tadschi, 20 Kilometer nördlich von Bagdad, befinden sich auch verurteilte al-Qaida-Kämpfer. Der Abgeordnete Hakim al-Samili erklärte, viele entflohene Gefangene hätten wieder gefasst werden können oder seien getötet worden.

Die anderen würden von Polizei und Soldaten verfolgt. Ein Sprecher des irakischen Justizministeriums teilte mit, dass 21 Häftlinge bei den Gefechten in beiden Gefängnissen getötet worden seien. Die Aussagen der Abgeordneten über die Flucht von Hunderten Häftlingen konnte der Sprecher nicht bestätigen, die Gefangenen würden noch gezahlt, sagte er.

Aktion war generalstabsmäßig geplant

Die Extremisten begannen ihren offenbar generalstabsmäßig geplanten Angriff auf die beiden Hochsicherheitsgefängnisse am späten Sonntagabend. Bei dem Sturm auf das Gefängnis von Tadschi setzten die Angreifer Bomben und Granatwerfer ein, bevor einer von ihnen sein mit Sprengstoff beladenes Auto am Haupttor zur Detonation brachte. Ein zweiter Selbstmordattentäter sprengte sich ebenfalls in die Luft.

Während der rund zweistündigen Gefechte mit Gefängniswärtern steckten die Häftlinge im Inneren des Gebäudes Decken und Möbel in Brand, wie die Polizei mitteilte. 15 Soldaten und mindestens sechs Extremisten kamen ums Leben.

Ähnlich lief auch der Angriff in Abu Ghoreib westlich von Bagdad ab, wo mindestens zehn Polizisten und vier Aufständische ums Leben kamen - zusätzlich zu den später getöteten Häftlingen. Das Gefängnis von Abu Ghoreib wurde vor allem durch die Misshandlungen von Häftlingen durch US-Soldaten bekannt, die international für Empörung gesorgt hatten.

Neue Welle der Gewalt

Weitere Tote gab am Montag es bei einem Selbstmordanschlag auf eine Armee-Patrouille in der nordirakischen Stadt Mossul. Mindestens zwölf Menschen, neun Soldaten und drei Zivilisten, seien am frühen Morgen ums Leben gekommen, als ein mit Sprengstoff beladenes Auto in die Patrouille raste. Weitere 14 Menschen wurden verletzt, darunter vier Zivilisten. Mossul liegt rund 360 Kilometer nordwestlich von Bagdad und gilt als einer der Krisenherde im Irak.

Über das Land rollt seit Wochen eine neue Welle der Gewalt, die schlimmste seit fünf Jahren. Seit Anfang April wurden mehr als 2000 Menschen getötet. Erst am Wochenende waren bei einer Serie von Bombenanschlägen in Bagdad und anderen Teilen des Landes als 80 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 125 Menschen wurden verletzt.

AP/ds