Vor vier Jahrzehnten schreckte der Club of Rome mit dem Report "Die Grenzen des Wachstums" die industrialisierte Welt auf. Jetzt zeichnen die Forscher ein noch düstereres Bild von der Zukunft.
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© Infografik WELT ONLINEBeängstigende Vorhersagen: So wird die Weltbevölkerung bis 2100 anwachsen.
Die moderne Zivilisation ist abhängig von Öl, seltenen Erden und Phosphat - doch diese Rohstoffe kann sie sich bald nicht mehr leisten. Zu diesem Ergebnis kommt der Forscherverbund Club of Rome in seinem neuen Bericht "Der geplünderte Planet", der eine detaillierte Bestandsaufnahme der Rohstoffe des Planeten enthält.

Die Forscher warnen darin vor einer Verknappung von Ressourcen und dem Zusammenbruch des Ökosystems. Schon lange bevor der Welt die Rohstoffe ausgingen, werde sie sich die Ausplünderung nicht mehr leisten können, betonte der italienische Autor und Chemiker Ugo Bardi in Berlin.

Bald müsse man mehr Energie in die Förderung von Öl und Gas investieren, als man herausbekomme, sagte Bardi. "Schon jetzt verbraucht die Bergbauindustrie zehn Prozent des weltweit hergestellten Dieselkraftstoffs." Die Investition in die Energiegewinnung würde sich schließlich nicht mehr rentieren, so Bardi.

"Es seien fast nur noch Ressourcen mit geringer Konzentration übrig", für die man immer tiefer bohren und - wie beim Fracking - teurere Technologien anwenden müsse.

Erde wird sich drastisch verändern

Das "Verglühen des fossilen Feuers" und die Zerstörung des Ökosystems mit hohen Konzentrationen von Treibhausgasen, versauerten Ozeanen und überfluteten Küsten werden die Erde nach Bardis Ansicht extrem verwandeln.


"Sie machen uns zu Bewohnern eines neuen Planeten - eines Planeten mit ganz anderen klimatischen Bedingungen und einer geringeren Ressourcenverfügbarkeit", schreibt er. Sollten sich die Menschen nicht rechtzeitig auf die neue Situation einstellen, drohe ein Rückfall in vorindustrielle Zeiten.

Wenn es gelänge, die Stromerzeugung mit anderen Mitteln - wie etwa der Solarenergie - aufrechtzuerhalten, müsse ein neues System zwar auf Autobahnen und Flugverkehr verzichten, nicht aber auf Internet, Roboter, Kommunikation über große Distanzen und Ernährungssicherheit.

Der Report erscheint 41 Jahre nach dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums", der im Jahr 1972 großes Aufsehen erregte und den Club of Rome bekannt gemacht hatte. Das Werk rief die Knappheit der Rohstoffe ins Bewusstsein und löste eine weltweite Debatte aus.

Frühere Prognosen weitgehend eingetreten

Ein großer Teil der Prognosen sei eingetreten, betonte Club-of-Rome-Vizepräsident Ernst-Ulrich von Weizsäcker. "Die Probleme haben sich vergrößert, nicht verkleinert."

Der neue Report zeige auch, dass die Energiewende nur eine Vorstufe einer Ressourcenwende sein dürfe, sagte Maja Göpel vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Bereits jetzt würden so viele Rohstoffe verbraucht, dass ein Nullwachstum für eine nachhaltige Entwicklung nicht ausreiche.

Die Studie ist die 33. Abhandlung, die der Club of Rome herausgegeben hat. Das nicht kommerzielle Expertengremium ist ein Zusammenschluss von Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft aus mehr als 30 Ländern. Die gemeinnützige Organisation setzt sich für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft der Menschheit ein.

Der Club of Rome wurde 1968 auf Initiative des italienischen Industriellen Aurelio Peccei und des schottischen Wissenschaftlers Alexander King in Rom gegründet.