Sein Aufatmen währte nur kurz. Erst hieß es, Edward Snowden habe Reisepapiere erhalten. Dann die Wende: Sein Anwalt Kucherena sagte, Snowden müsse weiter im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo bleiben.

Er kann raus, er kann nicht raus - die Nachrichtenlage war zeitweise verwirrend. Jetzt steht anscheinend fest: Der frühere US-Geheimdienstexperte Edward Snowden darf den Moskauer Flughafen Scheremetjewo doch noch nicht verlassen. Der 30-Jährige habe noch immer kein entsprechendes Schreiben der Migrationsbehörde in Moskau erhalten, sagte sein Anwalt Anatoli Kutscherena (siehe Artikelbild) nach einem Treffen mit Snowden. Snowden bleibe daher vorerst in der Transitzone, sagte Kutscherena.

Der Anwalt hatte selbst mitgeteilt, er überbringe seinem Mandanten das nötige Dokument. Aus Sicherheitskreisen verlautete zunächst, Snowden habe bereits seine Sachen gepackt. Später hieß es, bei den Grenzbehörden sei noch kein Dokument eingegangen. Kutscherena sprach von einer "einmaligen Situation".

Frische Kleidung und russische Klassiker

Dem US-Amerikaner seien Fingerabdrücke abgenommen worden, sagte Kutscherena. Über Snowdens Antrag auf vorläufiges Asyl sei aber bislang nicht entschieden. Er habe seinem Mandanten frische Kleidung sowie russische Literaturklassiker gebracht. Nach Angaben des Anwalts muss sich Snowden auf einen langen Aufenthalt in Russland einstellen. Dem Portal Spiegel Online sagte er: "Russland wird ihn nicht herausgeben."

Der von den USA wegen Geheiminsverrates Gesuchte war am 23. Juni in Moskau gelandet. In Russland hat er vorläufiges Asyl beantragt - aus Angst vor Folter und Todesstrafe in seiner Heimat. Moskau lehnt eine Auslieferung Snowdens an Washington ab, fordert aber von ihm, den USA nicht mit weiteren Enthüllungen zu schaden.

Ein Preis für Snowden

Zumindest eine gute Nachricht gab es für Snowden: Weil er "als Insider die massenhafte und verdachtsunabhängige Ausforschung und Speicherung von Kommunikationsdaten durch westliche Geheimdienste öffentlich gemacht" hattte, wird er mit dem Whistleblower-Preis 2013 ausgezeichnet. Verliehen wird der mit 3000 Euro dotierte Preis seit 1999 alle zwei Jahre von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) und der deutschen Sektion der International Association of Lawyers Against Nuclear Arms (IALANA).

Mit dem Whistleblower-Preis zeichnen die Organisatoren Menschen aus, "die im öffentlichen Interesse schwerwiegende Missstände und gefährliche Entwicklungen für Mensch und Gesellschaft, Demokratie, Frieden und Umwelt aufdecken". In ihren Augen nahm Snowden mit der Weitergabe der Informationen angesichts drohender strafrechtlicher Folgen "schwerwiegende Nachteile für sich persönlich in Kauf".

mm/sc/kle (dpa, rtr, ap ,afp)