tränengas, demonstranten
Die Muslimbruderschaft in Ägypten hat den Sicherheitskräften vorgeworfen, ein Massaker an Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi verübt zu haben. Mindestens 120 Menschen seien getötet worden.

Die Sicherheitskräfte hätten am Samstagmorgen gezielt auf die Mursi-Anhänger geschossen, erklärte ein Sprecher der islamistischen Muslimbruderschaft, die dem vom Militär am 3. Juli abgesetzten Präsidenten nahesteht: "Sie schießen nicht, um zu verletzen, sie schießen, um zu töten." Ein AFP-Journalist zählte nach eigenen Angaben in einem Feldlazarett der Muslimbrüder 37 Leichen.

Regierung äußert sich nicht

Von seiten des ägyptischen Militärs oder der Übergangsregierung liegt noch keine Stellungnahme vor. Die amtliche Nachrichtenagentur MENA meldete allerdings nur zehn Tote und etwa 500 Verletzte. Die Polizei sei auf der Straße zum Flughafen gegen steinewerfende Mursi-Anhänger vorgegangen. Dabei habe die Polizei aber nur Tränengas eingesetzt (Artikelbild). Es seien zwar auch Schrotgewehre abgefeuert worden, doch sei unklar, wer dafür verantwortlich gewesen sei, so MENA weiter.

Tote und Verletzte in Ägypten

Vor dem Polizeieinsatz hatte die Regierung angekündigt, die Protestaktionen der Muslimbruderschaft zu unterbinden. Die Sitzblockaden von zehntausenden Mursi-Anhängern in Kairo würden "im Rahmen des Gesetzes" aufgelöst, sagte Innenminister Mohammed Ibrahim. Die Anhänger Mursis wollen erreichen, dass der gestürzte Präsident wieder in sein Amt eingesetzt wird. Am Freitag war die ohnehin angespannte Lage weiter angeheizt worden, als die Justiz eine zweiwöchige Untersuchungshaft gegen Mursi anordnete.

Die Muslimbruderschaft mobilisierte Hunderttausende ihrer Anhänger zu erneuten Protestaktionen. Gleichzeitig folgten ebenfalls Hunderttausende einem Aufruf des Militärs, zur Unterstützung ihres "Kampfes gegen den Terror" - gemeint sind die Islamisten - auf die Straße zu gehen. Hauptschauplatz der Kundgebungen der Mursi-Gegner war der Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo. Hubschrauber kreisten im Tiefflug über den Demonstranten, die ihnen begeistert zujubelten. Feuerwerksraketen stiegen auf.

Ein Sprecher von Übergangspräsident Adli Mansur, der vom Militär eingesetzt worden war, wertete die hohe Mobilisierung als "Bestätigung für die Ablehnung des Terrors", wie die Agentur Mena meldete. Die Muslimbrüder hingegen erklärten, dass Zehntausende gegen den Umsturz demonstriert hätten sei der Beweis, "dass der blutige, militärische, faschistische Staatsstreich" abgelehnt werde, weil er "das Rad der Geschichte zurückdreht".

wl/uh /(rtr,afp,dpa)