Unruhen im Oman
© Karim Sahib/AFP/Getty ImagesDemonstranten in der omanischen Hafenstadt Sohar
Seit dem Wochenende ist auch der Oman Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Die Reformankündigungen des Sultans verhallen bislang.

Die Proteste in der arabischen Welt haben nun auch das Sultanat Oman erfasst. Hunderte Menschen demonstrierten vor einem Regierungsgebäude in der Hauptstadt Maskat. In Sohar, einer Industriestadt am Golf von Oman, blockierten ebenfalls Hunderte Demonstranten Zufahrtswege zum Hafen, zu einer Raffinerie sowie einer Aluminium-Fabrik. Nach Auskunft des Hafenbetreibers konnte Öl jedoch wie gewohnt exportiert werden. Zudem versuchten die Protestler, eine Polizeistation zu stürmen. Die Sicherheitskräfte setzten daraufhin Tränengas ein.
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Bereits am Wochenende war es in Sohar zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten gekommen. Über die Zahl der Opfer gibt es widersprüchliche Angaben. Einem Arzt zufolge kamen sechs Menschen ums Leben; der Gesundheitsminister sprach von einem Toten und 20 Verletzten.

Die Teilnehmer an den Demonstrationen in der 50.000-Einwohner-Stadt hatten zunächst Jobs und bessere Arbeitsbedingungen gefordert. Nun gab es erstmals auch Parolen gegen den seit 40 Jahren herrschenden Sultan Kabus bin Said sowie Forderungen nach dem Rücktritt von Ministern wegen Korruption. Zudem verlangten die Protestteilnehmer die Senkung von Steuern und Abgaben. Sie kündigten an, solange zu demonstrieren, bis ihre Forderungen erfüllt seien.

Kabus bin Said hatte am Wochenende ein Einlenken angedeutet und die Schaffung von 50.000 Arbeitsplätzen im öffentlichen Dienst sowie eine Arbeitslosenunterstützung von umgerechnet rund 280 Euro pro Monat versprochen. Zudem wolle die Regierung prüfen, ob einem Berater-Gremium, das eine quasi-parlamentarische Rolle hat, mehr Rechte zugebilligt werden können. Das Kabinett wurde nach ersten Protesten ebenfalls umgebildet.

Derlei Zugeständnisse konnten die Lage zunächst nicht beruhigen. In Sohar wurde am Montag ein Supermarkt und angezündet. Zudem wurden Gehwege zerstört, Fensterscheiben von Bürogebäuden eingeworfen. Soldaten patrouillierten zwar in der Stadt, griffen aber nicht ein. "Wir wollen, dass unser Öl-Reichtum gerechter aufgeteilt wird", rief ein Demonstrant. Außerdem wurde ein Stopp des Zuzugs von Gastarbeitern verlangt. "Es gibt keine Arbeit und keine freie Meinungsäußerung. Das Volk ist müde und will mehr Geld", sagte ein 30-jähriger Arbeitsloser. Auf Graffitis war zu lesen: "Die Menschen haben Hunger" und "Die Unterdrückung des Volkes muss enden".

Der Sultan herrscht seit 1970 mit absoluter Macht über den Oman, in dem Parteien verboten sind. Das Land verdankt seinen Reichtum dem Ölexport und unterhält enge militärische sowie politische Verbindungen zu den USA, ist aber nicht Mitglied der Opec. Strategische Bedeutung hat das Land durch seine Lage an der Straße von Hormus zwischen dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer, durch die 40 Prozent der weltweiten Öllieferungen transportiert werden.

Auswärtiges Amt warnt vor Reisen nach Jemen

Derweil bleibt die Lage auch im Nachbarland Jemen angespannt. Das Auswärtige Amt warnte wegen des Machtkampfes vor Reisen in den Jemen. Die Situation spitze sich durch die zum Teil in Gewalt ausartenden Demonstrationen zu. Allerdings sei die Lage im Jemen nicht mit der in Libyen zu vergleichen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes halten sich derzeit etwa 250 Deutsche im Jemen auf. Zu den meisten habe die Botschaft Kontakt, sagte ein Sprecher.

Die seit einem Monat andauernden Proteste gegen Präsident Ali Abdullah Salih erfassen das ärmste Land der arabischen Halbinsel immer mehr. In der Hauptstadt Sanaa verbrachten Zeugen zufolge 5000 Demonstranten die Nacht auf den Straßen rund um die Universität und forderten lautstark das Ende der 32-jährigen Herrschaft Salehs. Im 200 Kilometer südlich gelegenen Tais protestierten mindestens 10.000 Menschen. Auch in den nördlichen Städten Ibb und Hudeida versammelten sich Tausende zum Protest.

Zugleich nahmen die Auseinandersetzungen mit den staatlichen Sicherheitskräften an Härte zu. Insgesamt wurden in den vergangenen zwei Wochen 24 Menschen bei Demonstrationen getötet. Salih bot der Opposition bereits die Bildung einer Einheitsregierung an, was diese bislang ablehnt. "Die Opposition steht unverbrüchlich auf der Seite des Volkes und seinem Ruf nach einem Sturz des Regimes", sagte ein Sprecher der Regierungsgegner.