Ägyptens Führung gibt sich im Konflikt mit den Islamisten unnachgiebig: Die besetzte Moschee wurde gestürmt, ein Verbot der Muslimbruderschaft wird erwogen.
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© Muhammad Hamed/ReutersPolizisten in einem Nebenraum der Al-Fath-Moschee in Kairo, die von Unterstützern und Mitgliedern der Muslimbrüder besetzt worden war
Die von Hunderten Islamisten besetzte Moschee am Ramses-Platz in Kairo soll von ägyptischen Sicherheitskräften gestürmt und geräumt worden sein. Nach Angaben von Vertretern der ägyptischen Sicherheitsbehörden sei es nur noch nicht gelungen, die Kontrolle über das Minarett zu erlangen. Der Räumung waren heftige Schusswechsel mit bewaffneten Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi vorausgegangen.

Die ägyptische Nachrichtenagentur Mena meldete, Bewaffnete hätten aus der Al-Fath-Moschee das Feuer auf gepanzerte Armeefahrzeuge eröffnet. Im Fernsehen war zu sehen, dass Polizisten und Soldaten auf das Minarett schossen. Zudem wurde von Tränengaseinsatz berichtet.

Seit Freitagabend hatten sich in der Moschee Hunderte Mursi-Anhänger verschanzt, Militär und Polizei riegelten den Bereich ab. Das Militär hatte den Demonstranten in der Moschee eigentlich freies Geleit versprochen. Ein Augenzeugin berichtete dem Sender Al Jazeera von etwa 700 Menschen, die in der Moschee ausgeharrt hätten. Die Anhänger Mursis wollten die Moschee verlassen, doch sie hätten Angst vor den Einsatzkräften gehabt und davor, festgenommen zu werden.

Regierung erwägt Verbot der Muslimbruderschaft

Die ägyptische Regierung verschärft derweil die Konfrontation mit den Anhängern Mursis. Übergangsministerpräsident Hasim al-Beblawi hat ein Verbot der Muslimbruderschaft vorgeschlagen. Das teilte ein Regierungssprecher mit. Eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden. Das Sozialministerium sei für ein solches Verbot zuständig.

Damit setzt die Regierung weiter auf Konfrontation im Konflikt mit den Anhängern des abgesetzten Präsident Mohammed Mursi, der aus der Muslimbruderschaft kommt. Die Organisation war bereits 1954 verboten worden. Erst mit dem Sturz Hosni Mubaraks 2011 wurde die ihr nahestehende Partei für Freiheit und Gerechtigkeit zugelassen.

Seit dem Sturz Mursis protestieren ihre Anhänger für seine Wiedereinsetzung, dabei ist es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen. Mit der Räumung zweier Protestcamps der Mursi-Anhänger am Mittwoch ist die Gewalt noch einmal eskaliert: Allein am Freitag sollen 173 Menschen getötet worden sein. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 1.004 Anhänger der Muslimbrüder festgenommen.

Bei den Zusammenstößen zwischen Anhängern Mursis und ägyptischen Sicherheitskräften soll auch der Sohn des Chefs der Muslimbrüder, Mohammed Badie, erschossen worden sein. Das teilte die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit mit. Die Übergangsregierung hatte ihr hartes Vorgehen gerechtfertigt und erklärt, sie müsse ein "terroristisches Komplott der Muslimbrüder" niederschlagen. Zudem drohte sie, mit "eiserner Faust" gegen Terrorismus vorzugehen.

Die Muslimbruderschaft hat ihre Unterstützer trotz der Gewalt zu weiteren Protesten aufgerufen. Die Demonstrationen sollten weitergehen, "gewaltfrei und ohne Vandalismus". Der Widerstand gegen die von der Armee eingesetzte Übergangsregierung sei eine "islamische, nationale und moralische" Pflicht.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat vor einem Bürgerkrieg in Ägypten gewarnt. Es gebe "keine zuverlässige, keine friedliche und stabile Lösung" außer einen Dialog aller Beteiligten sowie einen Neuanfang, der alle politischen Kräfte zusammenbringe, sagte Westerwelle bei einem Treffen mit dem katarischen Außenminister Chalid bin Mohammed al-Attijah in Berlin. Andernfalls müsse "die Gefahr eines Bürgerkrieges gesehen werden", so Westerwelle. Die Bundesregierung will angesichts der Gewalt vorerst keine Waffenexporte mehr nach Ägypten genehmigen.

dpa, AFP, jam, lab