Eine SWAT-Spezialeinheit der texanischen Polizei, in Deutschland würde man »SEK« (»Spezialeinsatzkommando«) sagen, stürmte in der vergangenen Woche einen Biobauernhof, weil man dort angeblich Marihuana vermutete. Nach der zehnstündigen Razzia waren viele der Pflanzen zerstört, und Hinweise auf Drogen hatte die Polizei auch nicht gefunden.
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Der 1,4 Hektar große Hof in Arlington nennt sich »Garten Eden« und setzt sich für eine nachhaltige Lebensweise ein. Die Polizei vermutete dort Marihuana, nachdem Fotos des Anwesens, die das texanische Ministerium für öffentliche Sicherheit von einem Flugzeug aus geschossen hatte, angeblich Pflanzen zeigten, die Marihuana ähnlich sahen.

Als das SWAT-Team auf der Farm erschien, wurden die dort lebenden sechs Erwachsenen mit vorgehaltener Waffe bedroht und mit Handschellen gefesselt. Dann durchsuchten die SWAT-Beamten das Anwesen, wobei sie Teile des Hofes zerstörten.

Auch Beamte des so genannten City Code Enforcement Office (CCEO) suchten den Hof auf, obwohl ihre Arbeit eigentlich nichts mit Drogenbekämpfung zu tun hat. Diese Code Enforcement Offices sollen dafür sorgen, dass die Viertel sicher und »attraktiv« bleiben und sich alle anständig verhalten. Die Bewohner des »Garten Eden« glauben, dass die Razzia nur ein Vorwand dafür war, ihnen zu ermöglichen, das unkonventionelle Erscheinungsbild, das vielleicht vielen »guten Bürgern« ein Dorn im Auge war, zu »verändern«. »Sie sind unter dem Vorwand hier eingedrungen, dass wir hier Rauschgifthandel betreiben und Marihuana anbauen. Sie haben alles zerstört«, sagte die Besitzerin des Anwesens, Shellie Smith, gegenüber dem lokalen Fernsehsender WFAA-TV, der mit dem großen Fernsehsender ABC zusammenarbeitet.

In der letzten Zeit war der »Garten Eden« verschiedentlich wegen Regelverletzungen angesprochen worden: Einmal »war das Gras zu hoch, dann wuchsen die Büsche zu nahe an der Straße, ein Klavier und eine Couch waren im Hof aufgestellt und Holzscheite waren nicht ordentlich gestapelt worden, ein Teil der Verkleidung des Hauses war nicht ersetzt worden, und allgemein beklagte man sich über ›dreckige Gebäude‹«, sagte Smith in einer Erklärung.

Während die Spezialeinheit der Polizei nach Drogen suchte, begannen die CCEO-Mitarbeiter das Gras zu mähen und Wild- und Kulturpflanzen sowie andere Ausrüstung zu entfernen, was ein ziemlicher Schock für alle Bewohner war, wie Smith bemerkte. Die Polizei von Arlington behauptet, der ganze Einsatz habe nur 45 Minuten gedauert, aber die Einwohner des »Garten Eden« beharren darauf, dass der Einsatz zehn Stunden dauerte. »Große Mengen an Material wurden abtransportiert«, berichtete Quinn Eaker, ein anderer Bewohner des Hofes gegenüber dem Fernsehsender NBC. »Sie müssen sich nur einmal die Listen ansehen, in denen das beschlagnahmte Material erfasst wurde, das sind Seiten über Seiten. Das war kein Ramsch oder Abfall.«

Die Polizei beschlagnahmte und zerstörte 17 Brombeerbüsche, 15 Okra-Pflanzen (Gemüse-Eibisch), 14 Tomatenpflanzen und Sonnenblumen. Eakers ist überzeugt, dass die Polizei auf den Überwachungsfotos Tomatenpflanzen mit Marihuana verwechselte. »Sie kennen nicht einmal den Unterschied zwischen Tomatenpflanzen und einem Marihuana-Drogenkartell; das ist einfach nur miserable Aufklärung.«


Kommentar: Man könnte sich fragen, ob die oben genannten Pflanzen mittlerweile auch auf die Liste von "Terroristen" gekommen ist? Immerhin sind sie ja aus biologischem Anbau, was natürlich eine enorme Bedrohung für die Machthaber darstellt: wer will schon gesundheitsbewusste Menschen?


Die Polizei fand zwar keine Anzeichen für Drogen oder andere Verbrechen, aber sie verhaftete Eaker, weil gegen ihn ein Vollstreckungsbefehl wegen einer ganz anderen Sache vorlag: Es ging dabei um ein noch unbezahltes Bußgeld wegen Falschparkens. Die Bewohner des Hofes verlangen eine Entschuldigung. Sie sagen, sie hätten sich nichts zuschulden kommen lassen, und sind immer noch über die Beschädigungen und Zerstörungen auf ihrem Hof sehr verärgert. »Wir haben niemandem geschadet. Dies ist unser Land«, sagte Eaker gegenüber dem Fernsehsender KXAS-TV. »Wir haben das Recht, persönlich und auf unserem Eigentum nicht behelligt zu werden. Punktum. Das steht nicht zur Diskussion.

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