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Der Papst fordert von Präsident Putin eine Friedenslösung für Syrien und ruft die G20 zum Handeln auf. Gerüchte um Papst-Telefonat mit Assad dementiert der Vatikan.

Papst Franziskus hat in einem Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Friedenslösung für Syrien gefordert. Die in St. Petersburg versammelten Vertreter der G-20-Staaten dürften nicht "untätig" bei der Suche nach einer Friedenslösung bleiben, um "ein Massaker zu verhindern", hieß es nach einer Mitteilung des Vatikans in dem Schreiben.

Darin wandte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche auch gegen jegliche Form eines Militärschlags gegen Syrien, wie Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte. Der Papst findet laut dem Brief einen Militärschlag gegen Syrien "sinnlos".

Außerdem kursierte am Donnerstag das Gerücht, dass der Papst mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad telefoniert habe, der vom Westen für den Einsatz von Chemiewaffen verantwortlich gemacht wird. Ein Sprecher des Vatikan dementierte laut der Zeitung La Nación "kategorisch", dass es ein solches Telefonat gegeben habe.

Die argentinische Tageszeitung Clarin hatte am Vormittag als einziges Medium berichtet, dass Papst Franziskus von sich aus ein Telefongespräch mit Assad gesucht habe. Als Quelle nennt das angesehene Blatt "Informationen aus dem Vatikan". In einem Gespräch habe das Kirchenoberhaupt den syrischen Präsidenten aufgefordert, berichtet die Zeitung weiter, die Repressionen gegen die Rebellen möglichst einzuschränken und - ganz generell - eine versöhnlichere Haltung einzunehmen.

Clarin schreibt zudem, dass die Initiative des Papstes noch über das angebliches Telefonat hinausgehe: Der Vatikan wolle versuchen, durch päpstliche Mitarbeiter "im Umfeld des Weißen Hauses" auf den US-Präsidenten dergestalt einzuwirken, dass dieser von einem Militärschlag gegen Syrien absehe.

Laut Clarin gibt es Spekulationen, dass Denis McDonough, der katholische Kabinettschef des Präsidenten, diesem abgerungen habe, seine Entscheidung für einen Militärschlag von der Zustimmung des Kongresses abhängig zu machen.

Laut den Gerüchten versucht der Vatikan auch durch ähnliche Vorstöße auf Paris einzuwirken, dem einzige Land, das sich in seiner Beurteilung der Lage in Syrien eng an die Sicht des Weißen Hauses anlehnt. Dies beweise, so Clarin, wie entschlossen der Papst sei, sich an der Suche nach einer Lösung der Krise aktiv zu beteiligen. Erst gestern hatte der Papst zum dritten Mal in Folge die Gläubigen aufgerufen, für den Frieden im Nahen Osten zu beten.

"Alle Ingredienzien für einen Weltkrieg"

Die Zeitung Clarin zitiert Monsignore Mario Toso, den Vatikansekretär für die Kommission Gerechtigkeit und Frieden, dass der Syrien-Konflikt "alle Ingredienzien habe, um in einem Weltkrieg zu münden". Außerdem werde niemand aus einem Konflikt dieser Dimensionen ungeschoren herauskommen.

Erste Erfolge habe der Papst schon zu verzeichnen, meint Clarin: Christen aller Orientierungen, Juden und gemäßigte Muslime schlössen sich den Aufrufen des Papstes zum Gebet bei interreligiösen Begegnungen überall auf der Welt an. Den Papst treibe vor allem auch die Zukunft der Christen im Nahen Osten an, die die ersten Opfer radikal islamischer Kräfte seien.

Die USA und Frankreich drohen mit einem Militärschlag gegen Syrien. Besonders Russland stellt sich dagegen und blockiert eine einheitliche Haltung im UN-Sicherheitsrat. Die Syrien-Krise dürfte im Mittelpunkt des G-20-Gipfels stehen, der am Donnerstag im russischen St. Petersburg beginnt.