Die Terroristen im Einkaufszentrum der Hauptstadt Nairobi sind besiegt - das verkündete Präsident Kenyatta in einer TV-Ansprache. Fünf der Angreifer seien bei der Militäroperation seit Samstag getötet, elf festgenommen worden. Insgesamt kamen mindestens 61 Zivilisten und sechs Mitglieder der Sicherheitskräfte ums Leben.
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© AFPRauch steigt aus der Westgate Mall in Nairobi auf: Die Geiselnahme ist zu Ende.
Addis Abeba/Nairobi - Kenias Präsident Uhuru Kenyatta hat am Dienstagabend das Ende des viertägigen Geiseldramas in Nairobi bekanntgegeben. "Wir haben die Angreifer besiegt und gedemütigt", erklärte Kenyatta, nachdem sich ein islamistisches Kommando seit Samstag mit Geiseln im Westgate-Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt verschanzt hatte. Zu dem Überfall bekannte sich die im Nachbarland Somalia ansässige islamistische Schabab-Miliz. Sie wollte damit der Forderung nach einem Abzug der kenianischen Truppen aus Somalia unterstreichen.

Fünf Angreifer seien getötet worden, elf weitere Verdächtige seien festgenommen, sagte der Staatschef. Einige sollen beim Einsturz von Teilen des Einkaufszentrum gestorben sein: Nach einem heftigen Feuergefecht mit großkalibrigen Waffen hatte sich ein Brand entwickelt.

Immer wieder waren in den vergangenen Tagen Schüsse und Explosionen aus dem Gebäude zu hören.

Insgesamt kamen mindestens 61 Zivilisten und sechs Sicherheitsleute ums Leben. Forensische Experten arbeiteten derzeit daran, die Nationalitäten der Terroristen zu klären, so Kenyatta. "Unsere Verluste sind immens", fügte der Staatschef hinzu.

Berichte, dass zwei bis drei Amerikaner und eine Britin in die Geiselnahme verstrickt waren, könne er derzeit aber noch nicht bestätigen. Laut dem Experten Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik kämpfen sogar deutsche Islamisten für die Terrorgruppe, die hinter dem Angriff steckt. "Ein deutscher Konvertit namens Andreas Khaled Müller ist immer noch als Schabab-Kämpfer Afrika."

Außerdem wurde spekuliert, ob es sich bei einer Frau unter den Geiselnehmern um die 29-jährige Samantha Lewthwaite handelt. Die Tochter eines britischen Soldaten ist als "die weiße Witwe" bekannt. Ihr Mann Germaine Lindsay riss im Juli 2005 bei einem Selbstmordanschlag in der Londoner U-Bahn 26 Menschen mit in den Tod. Dem Schabab-Kommando sollen bis zu 15 Mitglieder angehört haben.

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© afpWährend des viertägigen Geiseldramas sind 61 Zivilisten und sechs Sicherheitskräfte getötet worden.
Ab Mittwoch ordnete der kenianische Präsident drei Tage Staatstrauer an.

Der Prozess gegen Kenyatta vor dem Weltstrafgericht in Den Haag soll davon nicht berührt sein. Er wird wie geplant am 12. November beginnen. Die Richter lehnten am Dienstag einen Antrag der Verteidigung auf Verschiebung ab. Kenyatta muss sich im Zusammenhang mit der Gewaltwelle nach der Präsidentenwahl 2007 in Kenia wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten.

Auch Kenias Vizepräsident William Ruto steht vor dem Gericht. Sein Prozess wurde wegen des Terroranschlags in Nairobi für eine Woche ausgesetzt. Die Verteidigung Kenyattas hatte den Antrag auf Vertagung des Prozesses bereits Anfang September und damit lange vor dem Anschlag auf das Westgate-Einkaufszentrum gestellt.

mia/dpa/Reuters