Die Präsidentenwahl auf den Malediven wurde von der Polizei verhindert, das Land ist in einem Schwebezustand. Der favorisierte Kandidat für das Präsidentenamt fordert nun den Rücktritt des amtierenden Präsidenten und bezichtigt ihn einer Verschwörung zur Verhinderung der Wahl.
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© ReutersPro-Nasheed-Demonstranten: "Wahlen jetzt" steht auf dem Schild.
Male - Der als Favorit gehandelte Kandidat für das Amt des Präsidenten der Malediven fordert den sofortigen Rücktritt des derzeitigen Amtsinhabers Mohamed Waheed Hassan. Kandidat Mohamed Nasheed fordert zudem, dass der Sprecher des Parlamentes die Regierungsgeschäfte vorübergehend übernehmen und Neuwahlen einleiten solle.

Nasheed wandte sich selbst an die Presse, einen Tag, nachdem die Polizei die eigentlich angesetzte und mit viel Aufwand vorbereitete Präsidentenwahl unterbunden hatte. Nasheed beschuldigte den derzeitigen Präsidenten Waheed Hassan, gemeinsam mit dem Verteidigungsminister und dem Polizeichef die Wahl verhindern zu wollen. Ein Sprecher Waheed Hassans wies die Vorwürfe zurück.

Mohamed Nasheed, 46, ist ein Menschenrechtsaktivist, der bereits bei der ersten demokratischen Wahl vor fünf Jahren gesiegt hatte. Er war im Februar 2012 aus dem Amt gedrängt worden, er selbst spricht von einem Putsch, ein Untersuchungsausschuss widersprach dieser Behauptung. Trotzdem galt er weiter als Hoffnungsträger, auch weil er die Einnahmen aus dem Tourismus breiter verteilen wollte. Gegen ihn traten der Geschäftsmann Gasim Ibrahim und Abdulla Yameen an. Letzterer ist ein Halbbruder des früheren Autokraten Maumoon Abdul Gayoom, der drei Jahrzehnte in dem Inselstaat herrschte.

"Es herrscht sehr viel Unsicherheit"

Das oberste Gericht der Malediven hatte zuvor das Ergebnis eines Wahlgangs am 7. September annuliert. Nasheed hatte dabei mit 45 Prozent einen deutlichen Vorsprung vor den übrigen Kandidaten erzielt, aber keine absolute Mehrheit erreicht. In der Stichwahl wäre er gegen den Halbbruder des langjährigen Alleinherrschers angetreten.

Kurz vor der Öffnung der Wahllokale um 7.30 Uhr Ortszeit am Samstagmorgen hatten die Sicherheitskräfte die Mitarbeiter der Wahlkommission daran gehindert, die Wahldokumente zu verteilen. "Die Situation ist sehr angespannt, es herrscht viel Unsicherheit", sagte Aiman Rasheed von der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International am Samstag in der Hauptstadt Male.

Schon im Vorfeld hatten Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Abstimmung bestanden, nachdem die zahlreichen Vorgaben des Verfassungsgerichts nicht erfüllt werden konnten. Das Gericht hatte auch die erste Wahl im September wegen mutmaßlicher Fehler für ungültig erklärt, obwohl alle nationalen und internationalen Beobachter die Abstimmung in der jungen Demokratie als fair und frei einschätzten.

Zwei der drei Kandidaten hatten sich bis zuletzt geweigert, die notwendige Unterschrift unter die Wählerlisten zu setzen, weil ihnen ihrer Meinung nach nicht genügend Zeit zur Prüfung der Namen gegeben worden war. Die Wahlkommission hatte die 240.000 Wähler des Inselstaats im Indischen Ozean am Samstag trotz der fehlenden Unterzeichnung an die Urnen gerufen. Die Amtszeit des derzeitigen Präsidenten Mohamed Waheed Hassan endet am 11. November.

Das Auswärtige Amt rät derzeit aufgrund der unübersichtlichen Lage von "nicht zwingend erforderlichen Reisen auf die Hauptinsel Male und andere bewohnte Inseln" in der Region ab.

cis/ric/AFP/dpa