Atomkraftwerk
© Susanne KellerAlles unter Kontrolle: Warnung vor dem Eingang zum Reaktorgelände in Mühleberg
Es kam einem Akt der Verzweiflung nahe: Die AKW-Betreiber versuchten gestern in Mühleberg BE, einer Horde Journalisten auch vor Ort zu demonstrieren, dass das AKW sicherer ist als jenes in Japan.

Nach der aus aktuellem Anlass immer grösser werdenden medialen Kritik am Kernkraftwerk Mühleberg beschloss die BKW gestern kurzfristig, Journalisten Tür und Tor zum Kernkraftwerk Mühleberg zu öffnen. Vertrauensbildende Massnahme nennt man das in der PR-Branche. Der Coup gelang. Die Betreiber waren überrascht vom Ansturm: Viel mehr Journalisten, Reporter und Kameraleute kamen angerannt, als die Betreiber erwartet hatten.

Der Tross der Medienleute war so gross, dass keine Zeit blieb, den eigentlichen Kern der Sache - den Reaktor, geschweige denn das Becken mit den ausrangierten Brennstäben - zu besichtigen. Man wurde durch den Kontrollraum geführt, durfte die Generatoren und die vielen Knöpfe bestaunen, welche im Falle eines Falles betätigt würden, um einen Unfall von japanischem Ausmass zu vermeiden.

Geduldig beantworteten die Betreiber die kritischen Fragen zu den Notstromgeneratoren und dem Sicherheitsgebäude mit dem niedlichen Namen Susan. Immer und immer wieder die selben Fragen und immer die selben Antworten. Und immer wieder bekamen die Betreiber Gelegenheit, zu betonen, dass die Japaner eben kein solches zusätzliches Sicherheitsgebäude haben und dass hier, selbst wenn gleichzeitig ein Erdbeben, ein Dammbruch und eine Überschwemmung eintreten würden, das AKW nicht in Not käme.

Das Problem nur: Wohl keiner der anwesenden Journalisten hatte auch nur annähernd das Fachwissen, die komplexe Technik hinter den Redundanzen der Notstromaggregate, der Kommandozentrale und der Sicherheitssysteme zu begreifen. Auch wenn die Reporter die Knöpfe der Kommandozentrale stundenlang angestaunt und gefilmt hätten, wären sie kaum in der Lage gewesen, zu beurteilen, ob dieses Kernkraftwerk nun tatsächlich einer Katastrophe standhalten würde.