Robert Mugabe und Frau Grace
© AP Photo/TsvangirayiMacht und Machterhalt ist alles in Afrika. Hier im Beispiel Simbabwes Präsident Robert Mugawe und Frau Grace.
Harare - Massendemonstrationen fegten in Tunesien und Ägypten die ewigen Herrscher aus dem Amt. In Simbabwe kann schon das bloße Betrachten von Filmaufnahmen des Aufstands zu einer Anklage wegen Hochverrats führen und mit der Todesstrafe enden. Mit Einschüchterung und Verhaftungen, mit Tränengas und Zensur versuchten afrikanische Staatschefs wie der seit 32 Jahren in Zimbabwe regierende Robert Mugabe zu verhindern, dass der im Norden aufgeflammte Funke des Aufstands auch in ihren Ländern zündet.

Bislang halten sie die Unzufriedenen in Schach. Fernsehsender in Eritrea, Äquatorialguinea, Uganda und Simbabwe dürfen keine Aufnahmen aus Nordafrika zeigen, die die Demonstranten positiv darstellen. In Kamerun, wo Präsident Paul Biya seit 1982 am Ruder ist, mussten die Mobilfunkunternehmen den Twitter-Dienst abstellen, weil darüber von einem Großaufgebot an Soldaten gegen einen Protestmarsch berichtet worden war.

Viele Ursachen des Aufstands im Norden finden sich auch südlich der Sahara wieder: steigende Lebensmittelpreise, Jugendarbeitslosigkeit und repressive Regimes, die durch Wahlmanipulationen die Demokratie zur Farce machen. Vor dem Aufstand in Tunesien waren 18 afrikanische Staatschefs beziehungsweise ihre Familien seit mehr als 20 Jahren an der Macht.

Mit aller Gewalt

Die arabischen Vorbilder inspirieren die Hoffnung und den Glauben der Afrikaner an die Kraft der Massenbewegung, wie Naeem Jeenah vom Afro-Middle East Center in Johannesburg meint. So wie die Menschen in Swasiland, die in Scharen auf die Straße gingen, weil die Gehälter im öffentlichen Dienst eingefroren wurden, während König Mswati III. mit seinen 14 Ehefrauen seine Apanage um 24 Prozent erhöhte. Dass die Machthaber allmählich nervös werden, wie Jeenah glaubt, schlägt sich darin nieder, dass sie hart durchgreifen, um Protest im Keim zu ersticken.

In Angola hat Präsident José Eduardo dos Santos massenweise Soldaten aufmarschieren und Kritiker verhaften lassen, um eine Demonstration für Demokratie zu unterbinden. In Dschibuti ging die Polizei im Februar gegen 6.000 Teilnehmer einer Oppositionskundgebung vor; von fünf Toten und Dutzenden Verletzten wurde berichtet. Eine zweite Demonstration fand wegen des massiven Polizeiaufgebots nicht statt, Oppositionsführer wurden verhaftet. "Keiner kommt gegen ihn an", sagt Oppositionsführer Abdourahman Boreh im Exil in London über Präsident Ismail Omar Guelleh. "Er setzt die ganze Macht ein, die Polizei, die staatlichen Instrumente und Institutionen, und brutale Gewalt."

Riskantes Wahl-Beispiel

Der ugandische Politiker John Ken Lukyamuzi hält es für "sehr wahrscheinlich", dass sich der Protest nach Süden ausbreitet. In seinem Land schoss die Polizei Tränengas gegen Demonstranten, die gegen Wahlfälschung bei der Wiederwahl des seit 1986 amtierenden Staatschefs Yoweri Museweni protestierten.

Der Elfenbeinküste droht wieder ein Bürgerkrieg, weil Laurent Gbagbo seine Wahlniederlage vom November nicht akzeptieren will. Setzt er sich damit durch, ist er nach Mugabe und Mwai Kibaki in Kenia schon der dritte afrikanische Staatschef, der sich um ein Wahlergebnis nicht schert. Das wäre ein riskantes Beispiel: Über ein Dutzend Präsidentschaftswahlen stehen in Afrika dieses Jahr an. Wenn es den Siegern freier und fairer Wahlen verwehrt wird, ihr Amt anzutreten, kann das die Unzufriedenheit im Volk nur noch schüren.

Die Dauerherrscher - Afrikanische Staatschefs und ihre Söhne

Afrikanische Staatschefs, die von der Macht nicht lassen wollen:
  • Teodoro Obiang Nguema (69), Äquatorialguinea: 1979 an die Macht geputscht.
  • José Eduardo Dos Santos (68), Angola: Präsident seit 1979.
  • Denis Sassou-Nguesso (67), Republik Kongo: Präsident von 1979 bis 1992, 1997 mithilfe angolanischer Truppen wieder an die Macht gelangt.
  • Robert Mugabe (87), Simbabwe: Nach dem Unabhängigkeitskampf 1980 gewählt. Weigerte sich 2008, eine Wahlniederlage anzuerkennen.
  • Yoweri Museweni (etwa 66), Uganda: Präsident seit 1986. Verweigerte Wahlen bis 1996. Zuletzt im Amt bestätigt am 18. Februar, Wahl laut Opposition manipuliert.
  • König Mswati III. (42), Swasiland: Folgte 1986 seinem Vater nach. Letzter absoluter Monarch der Welt.
  • Blaise Compaore (60), Burkina Faso: Seit einem Putsch 1987 an der Macht. Amtszeiten des Präsidenten durch Verfassungsänderung begrenzt. Wahlergebnisse von Opposition angezweifelt.
  • Omar al Baschir (67), Sudan: Unblutiger Putsch 1989. Als erstes amtierendes Staatsoberhaupt vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur.
  • Idriss Deby (59 oder 60), Tschad: 1990 an die Macht geputscht. Verfassungsmäßige Amtszeitbeschränkungen aufgehoben. Stellt sich im April zur Wahl.
  • Meles Zenawi (55), Äthiopien: Gehört der Rebellengruppe an, die 1991 den Bürgerkrieg beendete. 1995 gewählt. Seither fragwürdige, von Unruhen und Blutvergießen überschattete Wahlen.
  • Isaias Afwerki (65), Eritrea: Führte die 1991 siegreiche Rebellenbewegung gegen Äthiopien an, seit der Unabhängigkeit 1993 Präsident. Erwartet nach eigenen Worten noch 40 bis 50 Jahre zu leben und hält Wahlen in 30 oder 40 Jahren für machbar.
  • Paul Kagame (53), Ruanda: Führte die Rebellen an, die den Völkermord 1994 beendeten. Gewählt seit 2000 in Wahlen, bei denen jede ernsthafte Konkurrenz ausgeschlossen war.
  • Yahya Jammeh (45), Gambia: Putschte sich 1994 an die Macht und schwört, niemals abtreten zu wollen. Stammeshäuptlinge wollen ihn zum König ausrufen.
  • Ismail Omar Guelleh (67), Dschibuti: Gewählt 1999 in Fortsetzung einer 30-jährigen Familiendynastie. Hat die Verfassung geändert, um im April für eine dritte Amtszeit antreten zu können.
  • Faure Gnassingbé (44), Togo: Gewann 2005 umstrittene Wahl als Nachfolger seines Vaters, der 38 Jahre lang geherrscht hatte.
  • Ali Bongo (52), Gabun: Gewählt 2009 nach dem Tod seines Vaters, der seit 1967 regiert hatte. Vorwürfe der Wahlfälschung, gewaltsame Proteste.