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© ReutersWeihnachtsgottesdienst an Heiligabend in der chaldäischen St.-Joseph-Kirche in Bagdad. Sehr viele Christen haben den Irak in den vergangenen zehn Jahren verlassen.
Für mindestens 14 irakische Christen endet ein Kirchenbesuch tödlich, als sie das Gotteshaus nach dem Weihnachtsgottesdienst verlassen. Wenig später wird ein Markt in einem christlich geprägten Viertel Schauplatz eines weiteren verheerenden Bombenattentats, das noch mehr Opfer fordert.

Bei Anschlägen in überwiegend von Christen bewohnten Vierteln der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Weihnachtstag mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Allein 14 Menschen starben am ersten Weihnachtsfeiertag, nachdem sie den Gottesdienst in einer Kirche im südlichen Viertel Dura besucht hatten.

Bei der Explosion der Autobombe seien zudem mehr als 30 Menschen verletzt worden, sagte ein Polizeioffizier. Die meisten Opfer waren Christen. Die Bombe sei gezündet worden, als die Gläubigen gerade die Kirche verließen. Zu dem Anschlag hat sich bisher niemand bekannt.

Stunden später ereignete sich ein weiterer Anschlag auf einem Markt. Dabei sollen nach neuesten Angaben des Innenministeriums 35 Menschen getötet worden sein. 50 wurden verletzt. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte die terroristische Gewalttat gegen Angehörige einer religiösen Minderheit aufs schärfste. "Es ist furchtbar, dass die Täter noch nicht einmal am Weihnachtstag vor blutigen Anschlägen gegen Christen zurückschrecken", sagte er in einer Erklärung.

Die meisten Christen haben das Land verlassen

Die Christen im Irak sind immer wieder Ziel blutiger Anschläge islamistischer Extremisten. Seit der Invasion der Amerikaner im Frühjahr 2003 sind hunderttausende Christen vor der Gewalt ins Ausland geflohen. Während ihre Zahl zuvor zwischen einer Million und anderthalb Millionen lag, sind derzeit Schätzungen zufolge weniger als eine halbe Million Christen im Irak geblieben.

Die Gewalt im Irak hat in diesem Jahr wieder einen neuen Höhepunkt erreicht. Seit Jahresbeginn wurden vermutlich mehr als 6500 Menschen bei Anschlägen und anderen Gewalttaten getötet. Sunnitische Aufständische wie die Extremistenorganisation Al-Kaida verstärkten ihre Angriffe. Sie attackieren Zivilisten, Sicherheitskräfte und mutmaßliche Unterstützer der von Schiiten geführten Zentralregierung in Bagdad. Allein in dieser Woche starben zahlreiche schiitische Pilger. Der schiitische Feiertag Arbaein fällt in diesem Jahr mit Weihnachten zusammen.

Quelle: n-tv.de , nsc/rts/AFP