Brauner Zwerg/Doppelsternensystem
© DPADoppelsternensystem (Illustration): Brauner Zwerg ist außergewöhnlich kühl.
Heiß wie ein Tee und trotzdem außergewöhnlich kalt: Astronomen haben einen gewaltigen Gasball entdeckt, dessen Oberfläche eine Temperatur von nur 100 Grad Celsius erreicht. Die Forscher sind erstaunt - eigentlich würde man von einem solchen Braunen Zwerg anderes erwarten.

In seiner Atmosphäre ist es kaum wärmer als in einer Sauna: Ein sternartiges Objekt, das ein französisch-amerikanisches Astronomenteam entdeckt hat, erweist sich als erstaunlich kühl. Bei dem Himmelskörper handelt es sich um einen sogenannten Braunen Zwerg, wie die Europäische Südsternwarte (Eso) in ihrem Hauptquartier in Garching bei München mitteilte.

Im Universum nehmen Braune Zwerge eine Sonderstellung ein: Für einen Planeten sind sie zu groß, gleichzeitig aber zu klein, um das Kernfusionsfeuer in ihrem Inneren dauerhaft zu unterhalten, das Sterne zum Leuchten bringt. "Die Oberfläche des Objekts hat in etwa dieselbe Temperatur wie eine Tasse heißer Tee", berichtet die Eso.

Der kühle Zwerg ist Teil eines Doppelsystems, in dem sich zwei Braune Zwerge umkreisen. Das 75 Lichtjahre von der Erde entfernte System wurde mit dem Keck-Teleskop auf Hawaii erstmals identifiziert. Mit dem Very Large Telescope der Eso in Chile maßen die Astronomen die Temperatur. Es zeigte sich, dass der lichtschwächere der beiden Braunen Zwerge eine Oberflächentemperatur von nur etwa 100 Grad Celsius hat. Zum Vergleich: Die Außenschicht unserer Sonne ist etwa 5500 Grad heiß.

Ähnlichkeit mit einem Gasplaneten

"Bei so einer Temperatur erwartet man von einem Braunen Zwerg ganz andere Eigenschaften als von den bisher bekannten Vertretern dieser Gattung", sagte Michael Liu von der University of Hawaii. Das Objekt mit der Katalognummer CFBDSIR 1458+10B dürfte einem großen Gasplaneten ähneln. Es könnte in seiner Atmosphäre sogar Wolken aus Wasserdampf geben, berichtet das Forscherteam im Fachmagazin The Astrophysical Journal.

Die Suche nach kühlen Objekten wie Braunen Zwergen sei ein aktuelles Thema in der Astronomie, betont die Eso. Erst kürzlich habe das Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer zwei andere besonders lichtschwache Himmelskörper entdeckt, die ebenfalls Kandidaten für die kühlsten Braunen Zwerge seien. Allerdings seien deren Temperaturen bisher nicht genau genug bestimmt.

Die Grenze zwischen Braunem Zwerg und Riesenplanet ist derzeit nicht präzise definiert. Die Internationale Astronomische Union (IAU) rechnet zu den Braunen Zwergen gegenwärtig Objekte mit ungefähr der 13- bis 75-fachen Masse des Jupiters, dem größten Planeten in unserem Sonnensystem. Eine charakteristische Eigenschaft Brauner Zwerge ist ihre höhere Dichte. Sie leuchten vor allem deshalb, weil sie sich durch die Zusammenballung ihrer Materie aufgeheizt haben.