Anschlag oder Unglück: In der libanesischen Hauptstadt starben bei einer heftigen Explosion fünf Menschen, mindestens 50 wurden verletzt. Das betroffene Stadtviertel ist eine Hochburg der Hizbollah-Miliz.
Bild
© APHizbollah-Hochburg Haret Hreik: Ein Mann löscht brennende Autos am Ort der Explosion.
Eine starke Explosion hat einen südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut erschüttert und fünf Menschen getötet. Mindestens 50 weitere Personen seien bei der Detonation in dem als Hochburg der radikalislamischen Hizbollah-Miliz bekannten Viertel Haret Hreik verletzt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur. Nach Angaben der Armee befanden sich 20 Kilogramm Sprengstoff in einer dunkelgrünen Geländelimousine. Unklar sei noch, wie er explodieren konnte.

Menschliche Überreste fanden sich in dem Auto und nahebei, wie das Militär weiter mitteilte. Ob es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe, sei noch nicht klar, hiess es. Der Ort der Explosion lag nach einem Bericht des Hizbollah-Fernsehsenders Al-Manar wenige hundert Meter vom «Politbüro» der Miliz entfernt, die Syriens Präsidenten Baschar al-Assad im Bürgerkrieg unterstützt.

Der politische Geschäftssitz der Miliz sei aber offensichtlich nicht das Ziel gewesen, meldete der Sender. Die Explosion habe sich an den «Libanon als Ganzes» gerichtet, sagte der stellvertretende Chef der Hizbollah, Scheik Naim Kassim. Die Hizbollah-Hochburgen im Süden der Hauptstadt galten lange als undurchdringlich, aber auch sie wurden in jüngerer Zeit von Anschlägen getroffen.

Serie tödlicher Attacken

Kassim sagte Al-Manar weiter, die Explosion unterstreiche, dass der Libanon seinen politischen Stillstand beenden müsse. Die letzte Regierung war im März zurückgetreten. Die unterschiedlichen Fraktionen konnten sich bisher nicht auf eine Nachfolgerregierung einigen. Zudem droht das Land, immer tiefer in den Bürgerkrieg im benachbarten Syrien hineingezogen zu werden, nicht zuletzt wegen des Engagements der Hizbollah an der Seite von Assad.

Fernsehbilder zeigten Rauch über dem Ort der Explosion und verbrannte Autos. Zu sehen war zudem, dass bei mindestens einem Gebäude die Fassade weggesprengt war. Mehrere weitere Häuser waren beschädigt. Sicherheitskräfte der Hizbollah und libanesische Soldaten versuchten, den Ort weiträumig abzusperren, um eine wütende Menschenmenge zurückzuhalten.

Sollte es sich um einen Anschlag handeln, wäre dies das jüngste Attentat in einer Serie tödlicher Attacken, die den Libanon seit einigen Monaten heimsucht. Erst vor knapp einer Woche waren in Beirut der ehemalige Finanzminister Mohammed Chatah sowie fünf weitere Menschen bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen. Mehr als 70 Personen wurden verletzt.

ajk/AFP