Die orthodoxen Weihnachten brachten eine kurze Schonfrist - doch nun macht die vom Westen unterstützte Opposition in der Ukraine wieder mobil. Mit Streiks will der Boxer im Ruhestand und Chef der UDAR-Partei, Witali Klitschko, offenbar die Machtfrage provozieren. “Wir beginnen mit einem kurzen Warnstreik. Wenn die Regierung uns nicht erhört, dann wird er erheblich länger werden”, erklärte er am Wochenende - und könnte mit dieser Eskalation auf einen Bürgerkrieg zusteuern.

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© Nessa Gnatoush; CC BY 2.0Pro-westliche Demonstranten in Kiew im Dezember 2013.
Im Dezember ging es der Opposition noch scheinbar nur um eine Assoziierungsabkommen des Landes mit der Europäischen Union. Staatschef Wiktor Janukowytsch hatte die bereits fertige Übereinkunft nach einem lukrativeren Angebot aus Moskau auf Eis gelegt und sich stärker nach Russland hin orientiert. Eine Entscheidung, die Brüssel und seine Verbündeten auf den Straßen Kiews nicht hinnehmen wollten.

In der Januar-Ausgabe von COMPACT schreibt der Ukraine-Experte Viktor Timtschenko: “Russland sähe die Ukraine gerne in seiner eurasischen Zollunion, zusammen mit Kasachstan, Belarus und künftig Armenien. Die EU dagegen lockt das Land mit einer „Assoziierung“. Die Ukraine braucht dringend Geld, regierungsoffiziell wird der Fehlbedarf für die nächsten Jahre auf zehn bis 165 Milliarden Euro beziffert. Zur Bedienung der Schulden fehlen allein 2014 sieben Milliarden Dollar, darunter sind Zahlungsausstände an den russischen Gaslieferanten Gasprom in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Das Geld könnte der Westen dem Land geben - als Kredit. Die Rede ist von 600 Millionen Euro. Das Geld könnte auch Russland geben - als Erlass der Gas-Schulden, zum Beispiel. Druck auf das Land ist das nicht, durchaus aber Bestechung. Von beiden Seiten. Die Ukraine stand lange zwischen Moskau und Brüssel wie Buridans Esel, der sich zwischen zwei Heuhaufen nicht entscheiden konnte - bis er schließlich verhungerte. Die Ukraine müsste ihre zwanzigjährige Multivektoren-Politik ad acta legen und zwischen zwei Imperien wählen. Zwischen Skylla und Charibdis”.

Am kommenden Donnerstag wird Timtschenko bei COMPACT Live im Gespräch mit Chefredakteur Jürgen Elsässer in Berlin die neuesten Entwicklungen in der Ukraine auf den Punkt analysieren. Werden Jürgen Elsässer und Viktor Timtschenko streiten? Über die Analyse? Oder die Konsequenzen? Ein spannender, aufschlussreicher Abend ist garantiert.