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© dpaSteve Jobs macht sich über Intel lustig
Bionade ist das offizielle Getränk für eine bessere Welt. Apple hingegen produziert Computer für bessere Menschen. Nun wurde Anfang des Monats in den Staaten die First Church of Apple gegründet. GLASAUGE bietet einen ersten Einblick in die neue Religion

Tampa, Florida: Ein geschmackvoller Raum. 13 Menschen in stilsicherer Kleidung. 12 Macintosh-Laptops werden gleichzeitig fehlerfrei hochgefahren, während Perfectus Scott McDermott den Lobpreis spricht. Nach einer kleinen Predigt über die Welt des Lichts und die Welt der Finsternis hält der Perfectus einen Apfel in die Höhe, von dem jeder der Anwesenden ein Stück abbeißt, kaut und schluckt, bevor er oder sie laut und deutlich "Hasta la vista" ruft. Die Geisttaufe ist vollzogen. Der Austritt aus der Welt der Verfehlungen vollzogen. Die Anhänger fühlen sich wie neugeboren.

Anschließend beginnt der gesellige Teil des Abends: Zu verkopfter Musik vom iPod wird auf eine Steve-Ballmer-Statue uriniert, bevor sich die kleine Gemeinschaft an den frisch gewaschenen Händen fasst und mantraartig wiederholt: "Besser als der Rest. Besser als der Rest."

"Wer statt eines PCs einen Macintosh besitzt, ist in aller Regel nicht nur attraktiver und intelligenter als der Durchschnitt, sondern auch kreativer und vor allem bewusster", verrät uns McDermott nach der Zeremonie, mit der die First Church of Apple vergangenen Dienstag ihren ersten Ritus vollzog.

"Die PC-Verdammten haben die Hölle im Haus"

Zur Zeit ihrer Gründung zählt die Kirche einen Perfectus und 12 Initiierte vor Ort. Die Online-Community der sogenannten Credentes beläuft sich allerdings bereits auf mehrere Dutzend und erhält täglich neuen Zulauf. "Wir sind froh, dass wir eine überschaubare Gruppe sind", kommentiert McDermott die Mitgliederzahlen. "Wir verstehen uns als die wenigen Auserwählten, die gegen die vielen Verdammten stehen. Ein erwachsener Mensch, der es in Kauf nimmt, jede Woche mehrere Stunden wütend auf seinen Rechner zu sein, muss als verkommen bezeichnet werden. Wir haben kein Recht, uns die Hölle ins Haus zu holen."

McDermott bezeichnet sich selbst als jemanden, der erst spät zum wahren Glauben fand. Eigener Aussage nach hat er seine ganze Jugend mit Microsoft Produkten verschwendet. "Mitte 20 war ich dann ganz unten", lässt uns der gebürtige Glasgower wissen. "Die Millenium-Phase. Eine schreckliche Zeit. Oft saß ich stundenlang vor dem Computer und dachte an Selbstmord."

Die Wende brachte ein Traum, in welchem dem Wahl-Amerikaner eine weiße Fläche mit dem eingravierten Symbol eines Apfels erschien. Am nächsten Tag sah McDermott ein Apple-Laptop im Schaufenster und wusste, was zu tun war. Wie viele Apple-User wollte er seinen neuen Glauben nicht im stillen Kämmerlein praktizieren und trat erstmals im Herbst 2006 als Wanderprediger in Erscheinung. Auf seinem Weg durch Computermessen, Vortragssäle und Universitäten fand er nur wenige Anhänger. Diese aber sind, so McDermott, "um so stärker im Glauben. Eine Elite, wie man keine elitärere finden kann."

Nach den Inhalten der Religion befragt, weiß der Perfectus sofort eine Antwort: "Bedingungslose Abkehr von allem Mangelhaften, Minderwertigen, Vorläufigen und Schäbigen. Dann der Kampf gegen das Böse, das sein vielgestaltiges Hydrahaupt bereits in allen Ländern der Erde reckt. Schließlich und endlich: die Errichtung eines Gottesstaates unter der Vorherrschaft weniger ausgewählter Gerechter. Die Hyliker sollen dienen, die Pneumatiker herrschen." Nach konkreten Umsetzungsstrategien befragt, hüllt sich der 33-Jährige allerdings in Schweigen. "Ich verrate Ihnen nur soviel: Der Clan of Linux und das Open Source Movement werden am jüngsten Tag an unserer Seite streiten. Und dieser Tag ist nicht mehr fern."

Microsoft: "Die essen Babys!"

Steve Ballmer, CEO bei Microsoft, äußert sich skeptisch über die neu gegründete Religion. In einem Interview mit der New York Times spricht er von dem Verzehr gebackener Babys, Hostien aus Sperma und unbeschreiblichen Orgien hinter vorgezogenen Gardinen. "Dieser McDermott ist der Teufel in Menschengestalt, und um in seine Sekte aufgenommen zu werden, muss man ihm erst den Arsch küssen und dann seine Seele verkaufen", brüllt Ballmer gewohnt energiegeladen und hüpft wie von der Tarantel gestochen durch den Raum.

McDermott lassen diese Vorwürfe kalt: "Arsch küssen? Seele verkaufen? Da schließt Ballmer wohl von sich auf andere. Niemand wird uns von unserem Kreuzzug...Entschuldigung - unserer Safari abhalten. Der Herr wird die Seinen schon erkennen."