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© dpaSebastian Edathy
Der SPD-Vorzeigepolitiker Sebastian Edathy ist im Visier der Ermittler. Zum Hintergrund wollen die Behörden nichts sagen. Offenbar wird wegen Kinderpornografie ermittelt. Ein Medienbericht stützt die These - und verrät, woher mögliche Hinweise kamen.

Schwerer Verdacht gegen den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy: Die Staatsanwaltschaft Hannover hat gegen den Politiker ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Bei Durchsuchungen einer Wohnung und von Büroräumen sei Beweismaterial gesichtet und sichergestellt worden, heißt es aus Ermittlerkreisen. Über die Durchsuchungen hatte zunächst die Nienburger Zeitung Die Harke berichtet. Sie nannte auch den Verdacht auf Besitz von kinderpornografischem Material und bezog sich dabei auf SPD-Kreise in Niedersachsen.

Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Hannover, Kathrin Söfker, sagte: „Zum Hintergrund der Ermittlungen kann ich derzeit nichts sagen. Ich gebe keine weiteren Stellungnahmen im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen ab.“ Edathy selbst reagierte: Er wies den Vorwurf auf Besitz von Kinderpornografie zurück. „Die öffentliche Behauptung, ich befände mich im Besitz kinderpornografischer Schriften bzw. hätte mir diese verschafft, ist unwahr“, erklärte er auf seiner Facebook-Seite.

Kanadier gaben offenbar Hinweise

Doch Informationen des Spiegel stützen die These, dass die Ermittlungen in Zusammenhang mit Kinderpornos stehen. Dem Bericht nach soll die kanadische Polizei in den vergangenen drei Jahren umfangreiches Material sichergestellt haben, in dem sich offenbar Hinweise auf den SDP-Mann fanden. Wie Spiegel Online weiter berichtet, lief die Operation unter dem Codenamen „Spade“ (Spaten).

Die Ermittlungen stehen demnach im Zusammenhang mit dem 2013 gesprengten internationalen Porno-Ring. Nach kanadischen Angaben wurden bis Ende letzten Jahres 386 Kinder als Opfer identifiziert und 341 Verdächtige festgenommen, davon allein 108 in Kanada, 76 in den USA und 65 in Australien. Die Ermittlungsergebnisse der Operation „Spade“ seien Fahndern in mehr als 50 Ländern zur Verfügung gestellt worden. Spuren führten auch nach Deutschland. Videos sollen hier gekauft worden sein und auch deutsche Kinder sollen unter den Opfern sein.

Informationen an das BKA weitergeleitet

Wie Spiegel Online weiter berichtet, wurden diese Informationen von den Kanadiern an das Bundeskriminalamt weitergeleitet und von der „Zentralstelle Internetkriminalität“ (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main bearbeitet. Die zuständigen Staatsanwälte der ZIT sind dem Magazin zufolge auf Kinderpornografie im Netz und ähnlich gelagerte Fälle spezialisiert und hätten das Material gesichtet. Offenbar wurde in mehreren Angelegenheiten entschieden, so Spiegel Online, die Staatsanwaltschaften an den Wohnorten der Beschuldigten einzuschalten.

frz/mit dpa