mais ernte
© unbekanntAuf knapp 11.000 Hektar wird im Landkreis Schwandorf Mais angebaut. Geht es nach den Bauern, sollen die Anbauflächen gentechnikfrei bleiben.
Verbraucher und Bauern im Landkreis Schwandorf haben Angst vor unkalkulierbaren Risiken, wenn der Anbau von Mais 1507 in Europa zugelassen wird.


Landwirte, Naturschützer und viele Verbraucher in Deutschland sind entsetzt: Der umstrittene Genmais 1507 wird wahrscheinlich für den Anbau in Europa zugelassen. Bundesagrarminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte sich bei der Abstimmung in Brüssel enthalten. Im Landkreis fallen die Reaktionen deutlich aus: „Das ist ein schwarzer Tag für die Landwirtschaft“, sagt Klaus Pöhler, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz.

Mit drastischen Worten kommentiert er die Tatsache, dass der umstrittene Genmais in naher Zukunft auf deutschen Feldern wachsen könnte. „Das ist ein Sündenfall - wenn er sich ausgebreitet hat, ist er nicht mehr rückholbar“. Große Sorgen macht sich Pöhler um die langfristigen Folgen für die heimische Natur. Der Naturschützer vermutet, dass der neue Genmais anfangs zwar mit weniger Pestiziden angebaut werden kann. Mit der Zeit würden die Schadinsekten aber resistenter und die Bauern müssten auch den Genmais wieder vermehrt mit Insektengift schützen.

Das sei auch für andere Tiere gefährlich, zum Beispiel Bienen, die mit pestizidvergifteten Maispollen in Kontakt kämen. Das Bienensterben in den USA lasse sich möglicherweise durch den Anbau von Genmais erklären. Pöhlers Fazit: „Es ist zum Kotzen, was die Bundesregierung gemacht hat, sich bei einer Abstimmung einfach zu enthalten, obwohl man weiß, dass die Bevölkerung gegen Genmais ist.

Sollte die neue Maissorte tatsächlich europaweit zugelassen werden, hofft Reinhold Witt, Leiter des Amts für Landwirtschaft und Ernährung, auf eine Ausstiegsklausel für die Bundesländer. Dann sei es Sache des bayerischen Landtags, den genmanipulierten Mais zu verbieten. Im Landkreis Schwandorf habe ein derart verändertes Futtermittel sowieso keine Chance. „Wir brauchen das nicht. Unsere Milcherzeuger wollen gentechnikfrei bleiben“, ist Witt überzeugt. Das sei auch der Wunsch der Verbraucher - und danach müssten sich die Landwirte richten.

Ähnlich beurteilt Josef Wittmann, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands, die Situation. „Wir wollen den Genmais nicht, und die Bürger wollen ihn auch nicht“, sagt er. Er sieht „zu viele ungeklärte Risiken“ für die Natur. Problematisch könne es auch für Landwirte werden, die sich für den Anbau der genmanipulierten Maissorte entscheiden. Wenn in Erzeugnissen eines benachbarten Biobauern genmanipuliertes Material auftauche, werde der Genmaisanbauer finanziell zur Verantwortung gezogen. „Das ist für ihn ein nicht kalkulierbares Risiko“, sagt Wittmann. Noch eine weitere Gefahr sieht er auf die Landwirtschaft zukommen: Er befürchtet, dass es nach der Einführung von Genmais langfristig immer weniger verschiedene Maissorten geben wird, die außerdem schlecht an die klimatischen Bedingungen in der Region angepasst sind. „Wir wollen die Vielfalt an Maissorten“, sagt Wittmann und hofft deshalb auf ein „nationales Verbot“ für den neuen Genmais.

Das würde auch die rund 700 Mitglieder des Kreisimkerverbands freuen. „Der Honig soll rein sein“, sagt ihr Vorsitzender Hermann Bronold. Zwar sei der Mais nicht gerade die Lieblingspflanze der Bienen. Trotzdem lasse es sich nicht vermeiden, dass sie mit den Pollen in Kontakt kämen. „Man kann es einfach nicht ausschließen“, sagt Bronold. Eine Biene auf Futtersuche könne durchaus einmal drei Kilometer zurücklegen. Deshalb seien auch Abstände von 500 Metern rund um ein Feld mit Genmais ohne Wirkung. Der Schwarze Peter lande beim Imker. Er könne dann nicht mehr behaupten, sein Honig sei frei von Gentechnik.

Nicht betroffen von der Debatte sind im Landkreis Biogasanlagen wie die Bioerdgas Schwandorf GmbH, die in Dachelhofen zwei Anlagen betreibt. Das Unternehmen habe schon seit 2004 eine Vereinbarung mit den Landwirten darüber, dass kein Genmais angeliefert wird, sagt Geschäftsführer Manfred Ritz. Die rund 55 000 Tonnen Mais, die pro Jahr in die Dachelhofener Anlagen wandern, blieben auch in Zukunft frei von Gentechnik.

Verärgert über die aktuellen Entwicklungen ist die SPD-Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder. „Die Union ist nicht bereit, nein zum Genmais zu sagen“, kritisiert sie. Dabei seien die Risiken im Moment gar nicht einschätzbar. Schieder wundert sich vor allem, warum der Anbau von Genmais nötig sein soll. „Es gibt doch keinen Druck von irgendwoher. Die Menschen wollen ihn doch gar nicht“, ist sie überzeugt.


Kommentar: Es gab sicherlich Druck von irgendwoher, den Genmais durchzupeitschen. Nur ist dieser Druck im Verborgenen und auf der höchsten politischen Ebene angesiedelt, wie bei allen solchen Entscheidungen. Die Macht geht ganz klar nicht vom Volk aus, weil es nicht gut genug informiert ist.


Klar gegen die Zulassung der neuen Genmaissorte spricht sich auch CSU-Bundestagsabgeordneter Karl Holmeier aus. „Die CDU sieht es leider ein bisschen anders“, sagt er. Das Ziel sei nun, eine Öffnungsklausel für nationale Regelungen zuerreichen. Dann könne jedes Land selbst entscheiden, ob es den Anbau zulasse oder nicht.