Diagramm Ferkel Nahrung
© FOTO: agrarfoto.com, Grafik: lfl BayernFerkelaufzuchtleistungen im Vergleich: Die Ration mit zehn Prozent Vollfettsojabohnen geröstet konnte mit der Sojaschrotgruppe (Kontrolle) am besten mithalten.
Nur mit geeigneter Aufbereitung können auch Sojabohnen aus heimischem Anbau unter bestimmten Voraussetzungen in der Ferkelfütterung eingesetzt werden, zeigt ein Versuch in Bayern.

Größer Zum Unterschied von handelsüblichem Sojaextraktionsschrot - in der Regel Sojabohnen aus Übersee - müssen heimische Sojabohnen für die Schweinefütterung erst entsprechend vorbehandelt werden. Dabei stellt die maximale Reduzierung der antinutritiven Substanzen in der Sojabohne ein entscheidendes Qualitätskriterium dar. Denn Schweine können erst nach gezielter Entfernung des natürlichen Trypsininhibitors der Bohnen die volle Aminosäurelieferung der Sojaprodukte für den Eiweißansatz nutzen.

Weitere verzehrs- und wachstumshemmende (antinutritive) Substanzen wie Lectine (verdauungs- und immundepressiv) und Allergene (allergisch wirksam) sind durch gezielte Zerstörung (Dampferhitzen, Ankeimen) der entsprechenden Eiweißverbindungen auszuschalten.

Außerdem begrenzt der hohe Gehalt an Sojaöl und den darin enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren den Einsatz stark (Verfettung, weicher, oxydationsempfindlicher Schweinespeck).

Entscheidend für einen Einsatz von Sojabohnen aus heimischer Produktion in der Schweinefütterung ist, ob die erforderliche Aufbereitung möglich ist. Neben dem Standardverfahren - Entschälen, Entölen (Extraktion) und Dampferhitzen (Toasten) (siehe Kasten) gibt es noch andere Aufbereitungstechniken, zum Beispiel:

Sojabohnen geröstet oder extrudiert

Soja
© FOTO: LFL BayernSojaextraktionsschrot, Sojakuchen extrudiert, Sojabohnen geröstet (v. l.)
Rösten - Anfeuchten der Sojabohnen, Durchlauf durch rotierende Trommel über Gasbrennerflamme, Nachziehen/Abkühlen (20 min), kein Entschälen, kein Ölentzug

oder

Extrudern - teilweise Entölung der Sojabohnen mittels Kaltpresse (Sojakuchen), Druck-/Hitzebehandlung im Extruder (Schneckenpresse), kein Entschälen.

In diesem Artikel wird anhand dieser beiden alternativen Aufbereitungsverfahren, die in Bayern angewendet werden, dargestellt, welche Aufzuchtleistungen (Mastleistung, Futterverzehr, Futter-/Energieaufwand) im Vergleich zu praxisüblichen und nährstoffidentischen Sojamischungen möglich sind.

Durchgeführt wurde der Versuch an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Grub mit Sojabohnen der Sorte Merlin (Ertrag 26,1 dt/ha, DB 250 Euro/ha). Zunächst wurde der Futterwert der Sojaerzeugnisse aus den "Gruber" Bohnen - Sojavollbohne getrocknet, Sojavollbohne geröstet, Sojakuchen extrudiert - bestimmt.

Parallel dazu liefen und laufen noch Ferkelaufzuchtversuche sowie teilweise Mastfolgeversuche. Teilergebnis: Unbehandelte Vollfettsojabohnen mit zehn Prozent Rationsanteil führten sowohl in der Ferkelfütterung (minus 30 Prozent) als auch in der Mast (minus zehn Prozent) zu starken Leistungseinbußen auf allen Ebenen (Mastleistung, Fleischansatz, Speckqualität). Unbehandelte Vollfettbohnen sind allenfalls in Getreiderationen (nicht mit Mais) bis zu fünf Prozent und nur in der Mast akzeptabel.

Im Folgenden wird über die Leistungen mit "Sojakuchen extrudiert" bzw. "Sojavollbohnen geröstet" mit 15 Prozent bzw. zehn Prozent Anteil in der Ferkelaufzuchtration berichtet. Es handelte sich um zwei getrennte Versuchsdurchgänge mit jeweils gleichen Rationen auf Basis Getreide-/Sojaschrot in den Extrakontrollgruppen. Man ging davon aus, dass von dem entölten "Sojakuchen extrudiert" (15 Prozent) mehr im Aufzuchtfutter als von den "Vollfettbohnen geröstet" (zehn Prozent) enthalten sein kann.

Die Behandlungen waren:

- Sojakuchenversuch: Kontrollgruppe mit Sojaschrot (zweiphasig: acht bis 18/18 bis 30 kg Lebendmasse/LM)

- Testgruppe mit 15 Prozent Sojakuchen (zweiphasig: acht bis 18/18 bis 30 kg LM)

- Röstbohnenversuch: Kontrollgruppe mit zehn Prozent Röstbohnen (zweiphasig: acht bis 18/18-30 kg LM)

- Testgruppe mit zehn Prozent Röstbohnen (zweiphasig: acht bis 18/18 bis 30 kg LM)

Die Kontrollrationen waren in allen Sojaversuchen gleich aufgebaut. Sie sollten bezüglich der Komponentenwahl, der Zusammensetzung und der Nährstoffkonzentration typische, bayerische Hoffutter abbilden. Danach wurden die Testfutter nährstoffidentisch ausgerichtet:

- 15 Prozent proteinreicher Sojakuchen - 13,8 MJ ME (Megajoule umsetzbare Energie)/kg bzw. 400 g/kg Rp (Rohprotein) bei 88 Prozent Trockenmasse (TM) - verdrängten etwa zei Drittel des Sojaschrots 48; zum Energieabgleich wurde Weizen hochgefahren.

- Zehn Prozent Sojavollbohnen (16,2 MJ ME/kg bzw. 290 g Rp/kg bei 88 Prozent TM) bringen ja sehr viel Energie mit. Deshalb und auch wegen der sowieso schon zu hohen Polyensäurenfracht wurde auf Sojaöl verzichtet. Der Anteil von Sojaschrot 48 in der Ration kann nur um ein Drittel reduziert werden.

Grundsätzlich ist der Gesamteiweißfutteranteil in der Ration mit protein-/aminosäureärmeren Proteinträgern immer höher. Bei gleichwertiger Aufbereitung der verwendeten Sojaprodukte und gleicher Aminosäureverdaulichkeit erhöht sich der Rohproteingehalt in der Mischung im Vergleich zu reinen Sojaextraktionsschrotmischungen nicht und auch nicht die Ausstattung mit Mineralstoffen.

Energieverschiebungen durch die Vollfettbohnen (Energieerhöhung) oder teilentfetteten Sojakuchen (Energiesenkung) führen nur dann zu Kostenveränderungen, wenn Getreideenergie (Stärke) und Fettenergie (Sojaöl) preislich entkoppelt sind.

Demzufolge sind die Mischungen nach den Analyseergebnissen sehr harmonisch ausgefallen und alle inhaltlich für höchste Aufzuchtleistungen geeignet. Etwaige "Unwuchten" stammen entweder aus den gerundeten Prozent anteilen der Rezeptur oder natürlich aus den Fehlern beim Mischen, Probeziehen oder im Labor.

Beide Versuche liefen problemlos, die krankheitsbedingten Ausfälle waren gering. Innerhalb von sechs Aufzucht- und Versuchswochen erreichten alle Gruppen das geforderte Verkaufsgewicht von 30 kg Lebendmasse. Am Niveauunterschied zwischen den Versuchen zeigt sich aber wieder deutlich: Jeder Durchgang gelingt nicht gleich gut.

Sojakuchen im Versuch unterlegen

Im Versuch mit Sojakuchen war die Sojaschrotkontrollgruppe mit 490 g täglichen Zunahmen der Sojakuchengruppe mit 461 g pro Tag signifikant überlegen. Den Sojakuchen-Tieren gelingt es nicht, die großen Startschwierigkeiten in der zweiten Aufzuchtphase wieder aufzuholen.

Als abgesicherte Ursache kann der um circa zehn Prozent niedrigere Futterverzehr angesehen werden. Ob mangelnde Schmackhaftigkeit der Ration (bitter) oder verdauungshemmende Faktoren (Überhitzen) an der Futterverweigerung schuld sind bzw. ob Fehler bei der Aufbereitung des Kuchens gemacht wurden, lässt sich nicht ableiten.

Da überproportional weniger gefressen als weniger zugenommen wurde, scheint der Futteraufwand mit 15 Prozent Sojakuchen in der Ration geringer zu sein. Die entscheidende Größe sind allerdings die MJ ME je kg Futter (Energieaufwand), hier finden sich keine Unterschiede.

"Vollfettsojabohnen geröstet" an der Spitze

Der Versuchsdurchgang mit "Vollfettsojabohnen geröstet" war "spitze". Das Zunahmeniveau war um 80 g höher als obige Paralellvariante. Die Kontrollgruppe auf Sojaextraktionsschrotbasis erreichte 565 g pro Tag, die Testgruppe mit zehn Prozent Vollfettbohnen und 14 Prozent Sojaschrot dazu kam auf 558 g pro Tag.

Die Unterschiede sind gering und zufällig. Die Höchstleistung wurde nicht "umsonst" erbracht, die Basis wurde durch entsprechend hohen Futterverzehr gelegt.

In Summe brauchten auch die schnell wachsenden Ferkel im Vollfettbohnenversuch gut 23 MJ ME pro kg Zuwachs. Der Energiemehrverbrauch für die drei kg höheren Zuwächse (Versuch 2 zu Versuch 1) wurde bei schnellerem Wachstum (Versuch 2) am Erhaltungsfutter wieder eingespart.

Fazit und Beantwortung der Versuchsfragen

Welche Aufzuchtleistungen (Mastleistung, Futterverzehr, Futter-/Energieaufwand) sind im Vergleich zu praxisüblichen und nährstoffidentischen Sojamischungen möglich?

- Rohe Vollfettsojabohnen schmecken nicht. Sie drückten deswegen den Futterverzehr und damit die täglichen Zunahmen um über 20 bzw. 25 Prozent.

- Sojakuchen zu 15 Prozent in der Ration bremste den Zuwachs stark und signifikant. Verursacht wird der Leistungseinbruch durch die geringe Futteraufnahme im Vergleich zur Kontrolle.

- Vollfettbohnen geröstet mit zehn Prozent in der Ration konnten auf sehr hohem Leistungsniveau mit der Sojaschrotgruppe mithalten. Im Trend hängen die Zunahmen (ein Prozent) ein wenig und der Futterverzehr (fünf Prozent) stark hinterher, die Unterschiede sind aber nicht absicherbar. Vollfettbohnen geröstet schmecken wie geröstete Erdnüsse (und machen genauso dick). Sie werden vor allem zur Förderung der Futteraufnahme nach dem Absetzen empfohlen. Gerade dieser vermeintliche Produktvorteil zeigte sich aber nicht.

Können Sojakuchen extrudiert bzw. Sojavollbohnen geröstet aus heimischem Anbau und regionaler Aufbereitung problemlos zu 15 Prozent (Sojakuchen) bzw. zehn Prozent (Sojavollfettbohnen) in Ferkelrationen im Austausch gegen Sojaschrot eingemischt werden?

- Rohe Vollfettsojabohnen sind kein Ferkelfutter; 30 Prozent Minderzunahmen sind indiskutabel.

Die nach dem Verdauungsversuch für "Sojakuchen extrudiert" bereits empfohlene Einsatzrate von acht bis zwölf Prozent scheint eher zu passen als 15 Prozent im Aufzuchttest. Der Vorteil von Sojakuchen liegt in der Teilentölung und dem damit geringeren Druck auf die Qualität des Schweinespecks.

- "Vollfettbohnen geröstet" scheinen bis zu acht Prozent in Ferkelaufzuchtrationen zu passen. Vier bis sechs Prozent, wie im betreffenden Datenblatt empfohlen, sind trotzdem nicht verkehrt. Mit dieser Einsatzrate wird der Polyensäuredruck gemindert, der Energieüberhöhung vorgebeugt (Ferkel fressen nach Energiesättigung) und die Ration ballaststoffreicher (Rohfaser).

Generell muss zur bedarfsgerechten Rationsgestaltung für die heimischen Sojaprodukte ein aktuelles Datenblatt mit Angabe der tatsächlichen Gehalte verfügbar sein. Die Qualität der Aufbereitung ist an der "Braunverfärbung" nur bedingt erkennbar, an einem Schnellverfahren zur Bestimmung des löslichen Lysinanteils wird gearbeitet.

Dr. H. Lindermayer Dr. W. Preißinger G. Propstmeier

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, Grub-Poing-

Standardverfahren Extraktion

Standardverfahren zur Aufbereitung der Sojabohnen in den Ölmühlen weltweit und zur Herstellung von hochverdaulichen Sojaextraktionsschroten ist das Entschälen plus Entölen mittels Lösungsmittel (Extraktion) plus das anschließende Toasten mit definiertem (schwachem) Dampfdruck. Ungeeignete thermische Behandlungen, insbesondere die Verwendung trockener Hitze, bringen immer die Gefahr von Proteinschädigungen und Kohlenhydrat/Eiweißverkleisterungen (Braunfärbungen) mit sich. Es gilt die Mitte zu finden zwischen optimalem Aminosäureaufschluss und minimaler Eiweißzerstörung. Dies ist v.a. der Weg der nordamerikanischen Sojaverarbeitungsindustrie. In Südamerika (Brasilien, Argentinien) wird auf maximalen Trypsininhibitorabbau durch (zu) starke Erhitzung gesetzt, was nicht selten zu Ware mit starken Braunverfärbungen mit Aminosäurezerstörung (Lysin) oder Reduzierung der Aminosäureverfügbarkeit führt. Die dunkle Farbe des Sojaschrots kann aber auch vom eisenhaltigeren Anbaustandort kommen. Große Sojaverarbeiter messen deshalb den Gehalt an löslichen Aminosäuren und nehmen mangelhafte Aufbereitungen nicht an. Solche Ware landet eher bei den Kleinverarbeitern/Landwirten.

Versuchsumfeld

Gruppenfütterung, 2 x 95 Pi x (DE/DL) - Absetzferkel, je zur Hälfte weiblich und Kastraten, Anfangsgewicht 8 +/- 1 kg, Endgewicht ≥ 30 kg LM, sechs Wochen Dauer