Amman/Sanaa (Reuters) - Die Menschen im Nahen Osten lassen sich nicht von ihrer Forderung nach Freiheit abbringen.

In einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus versammelten sich am Sonntag Hunderte Demonstranten und warteten auf die Überführung der Leichen von Mitstreitern, die bei Protesten am Freitag von Sicherheitskräften getötet worden waren. "Vertreter der großen Familien haben klar gemacht, dass Duma seine Toten haben will. Wir erwarten 15", sagte ein Anwohner. Auch im Jemen und im Sultanat Oman setzten die Menschen ihre Proteste fort.

Die syrische Sicherheitspolizei brachte in der Nacht zum Sonntag rund 50 Verletzte nach Duma zurück. Nach den Freitagsgebeten waren in mehreren Städten Tausende Demonstranten auf die Straße gezogen und hatten ein Ende der Korruption unter der autoritären Regierung von Präsident Baschar al-Assad gefordert. "Duma kocht", sagte einer der Aktivisten in dem nördlichen Vorort, von dem es etwa 15 Kilometer ins Zentrum der Hauptstadt sind. "Die Männer hier stellen fest, dass sie sich zu Hause verstecken, während ihre Frauen auf die Straße gehen und festgenommen werden."

Assad beauftragte am Wochenende den bisherigen Landwirtschaftsminister Adel Safar mit der Bildung einer neuen Regierung. Er hatte das Kabinett am Dienstag aufgelöst und damit auf die anhaltenden Proteste reagiert. Insgesamt sind in Syrien der Opposition zufolge bislang 60 Demonstranten getötet worden.

Jemens Opposition legt Plan für Machtwechsel vor

Auch im Jemen reißen die Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Gegnern von Präsident Ali Abdullah Saleh nicht ab. In der Stadt Tais südlich von Sanaa ging die Polizei am Sonntag mit scharfer Munition, Tränengas und Schlagstöcken gegen Demonstranten vor, die einmal mehr den Rücktritt des Staatschefs forderten. Dutzende Menschen wurden nach Angaben von Medizinern verletzt. Vor Anhängern rief Saleh die Opposition zum Ende der Protestaktionen auf. Er sei zum Machtwechsel bereit, dieser müsse aber friedlich sein und sich im Rahmen der Verfassung bewegen.

Zu einem neuen Vorschlag der Opposition für einen geordneten Übergang äußerte sich Salehs Lager zunächst nicht. Der mehrere Punkt umfassende Katalog liege nicht vor, hieß es lediglich. Salehs Gegner schlagen die Einsetzung eines Vizepräsidenten vor, der die Befugnisse des langjährigen Staatschefs übernehmen soll. Außerdem sollen nach dem am Samstag vorgelegten Plan eine Regierung der nationalen Einheit gebildet und Wahlen vorbereitet werden.

Der von der Opposition ins Gespräch gebrachte Vizepräsident soll vor allem die Armee und die Sicherheitskräfte umstrukturieren. Damit soll Experten zufolge der Einfluss der Angehörigen und Verbündeten Salehs auf die bewaffneten Organe zurückgedrängt werden.

Zusammenstösse auch im Sultanat Oman

Nach Zusammenstößen bei Protesten wurden im arabischen Sultanat Oman Dutzende Demonstranten festgenommen. Die Sicherheitskräfte hätten zwischen 50 und 60 Menschen in Gewahrsam genommen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Demonstranten hätten in der südlichen Industriestadt Sohar am Freitag Steine auf die Polizei geworfen und Sicherheitskräfte mit Messern angegriffen. Die Polizei schoss mit Gummigeschossen auf die Demonstranten und setzte Schlagstöcke sowie Tränengas ein. Ein 25-jähriger Mann erlag seinen Schussverletzungen.

In Bahrain verbot die Regierung die größte Zeitung der Opposition und warf ihr vor, falsch über die jüngsten Proteste und die Reaktion der Armee darauf zu berichten. "Das ist eine direkte und absichtliche Gefährdung der Sicherheit und Stabilität des Königreichs", hieß es. Die Regierung hat für den Kampf gegen die Proteste saudiarabische Truppen zur Hilfe gerufen.