Um zu verhindern, dass sich noch stärker kontaminiertes Wasser ausbreitet, pumpt Japan radioaktiv verseuchtes Wasser weiter in den Pazifik. Laut Regierungssprecher Yukio Edano ist diese Maßnahme im AKW Fukushima leider unvermeidlich.

Vom havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi ist auch am Dienstag weiter radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer gepumpt worden. Die Maßnahme sei leider unvermeidlich, sagte Regierungssprecher Yukio Edano auf einer Pressekonferenz. Nur so könne verhindert werden, dass sich noch stärker kontaminiertes Wasser ausbreite. „Wir verklappen radioaktives Wasser, und das tut uns sehr leid“, sagte Edano.

Zugleich erließ die Regierung am Dienstag erstmals eine Obergrenze für die radioaktive Belastung von Fisch. Zuvor waren Berichte aufgetaucht, dass sich bereits Radioaktivität in Fischen angereichert habe. Insbesondere Jod und Cäsium 137, die beide aus dem Atomkraftwerk ins Meer gelangten, seien in den Fischen nachweisbar.

Zwar könne sich das Jod im Meerwasser verteilen und zerfalle auch schnell, anders verhalte es sich aber mit den Langzeitfolgen des Cäsiums, sagte Yoichi Enokida, Professor für Materialwissenschaft an der Nagoya Universität. Diese müssten noch untersucht werden. „Es ist extrem wichtig, so schnell wie möglich den Ausfluss von kontaminiertem Wasser zu stoppen“, sagte Enokida.

Skepsis ist auch bei den Fischern zu spüren. „Selbst wenn die Regierung sagt, dass Fisch sicher ist, werden die Leute keine Meeresfrüchte aus Fukushima kaufen“, sagte Ichiro Yamagata, ein Fischer der in Sichtweite des Kraftwerks lebt und nun nach Tokio geflüchtet ist. „Wir können dort wahrscheinlich für mehrere Jahre nicht mehr fischen.“

Zwar sind sich die Experten einig, dass sich die Radioaktivität in den Weiten des Pazifik schnell auflöst, gleichwohl würde es zu „umgehenden Verletzungen“ führen, wenn man sich direkt dem verseuchten Wasser aussetzt, sagte Enokida. Die japanische Regierung bat inzwischen Russland um die Bereitstellung eines Schiffs, das speziell für die Entsorgung atomarer Abfälle gerüstet ist.

Grenzwerte millionenfach überschritten

Unterdessen wurde bekannt, dass der Anteil von radioaktivem Jod im Meerwasser unweit des Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi die gesetzlichen Grenzwerte um mehrere Millionen Mal übersteigt. Am vergangenen Wochenende habe der Wert 7,5 Millionen Mal über dem Maximalwert gelegen, teilte Kraftwerksbetreiber Tepco mit. Am Montag sei der Grenzwert fünf millionenfach überschritten worden. Das radioaktive Material verteile sich jedoch zügig im Meerwasser und stelle keine unmittelbare Gefahr für die Umwelt dar, hieß es in einer Stellungnahme des Unternehmens.

Einige Strahlenmessungen von Tepco waren in der vergangenen Woche in Zweifel gezogen worden. Die Atomsicherheitsbehörde ordnete daraufhin eine neue Untersuchung der Proben an.
Tepco-Vizepräsident Takashi Fujimoto teilte mit, allen Orten in der Evakuierungszone sei eine Entschädigungszahlung von jeweils 20 Millionen Yen (rund 167.000 Euro) angeboten worden. Eine Stadt habe das Angebot abgelehnt, weil sie nicht einverstanden gewesen sei.