Kind im Blütenregen
© fotoliaDas Glück ist wie ein Blütenblatt...
Essen. Die neue Forschungsrichtung der „Positiven Psychologie“ untersucht, was uns glücklich macht. Sie will moderne Industrie-Gesellschaften zum Umdenken bewegen, damit ihre Bürger sich wieder wohl fühlen.

Eine Pfütze! Schokoladeneis! Die Glücksmomente unserer Kindheit.

Und heute? Trauern wir der Kinderleichtigkeit oft schwermütig hinterher und hoffen auf jene Talentschmieden des Glücks, die sich dem neuen Zweig der „Positiven Psychologie“ verschreiben. 100 Glücksforscher aus aller Welt hat der belgische Journalist Leo Bormans gebeten, ihre Erkenntnisse in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Entstanden ist ein Buch (Glück. The World Book of Happiness. Dumont Verlag, 349 Seiten, 25 €), dessen Botschaft geradezu erschütternd einfach zu verstehen ist: Froh zu sein bedarf es wenig.

Was macht uns glücklich? Einigkeit herrscht im Dreiklang. Ob man das „Haben, Lieben, Sein“ nennt oder „den Genuss, Dinge zu besitzen; das Gleichgewicht zwischen Bedürfnis und Befriedigung; die Verwirklichung der eigenen Fähigkeiten“.

1. Haben. Geld macht - nein, nicht glücklich. Materialistisch eingestellte Menschen sind sogar eher unglücklich. Ganz sicher dann, wenn sie ihren Besitz nicht wertschätzen, gar neidisch auf andere schielen. „Wenn Menschen die Armutsgrenze hinter sich gelassen haben, trägt ein höheres Einkommen fast nichts zu ihrem Glück bei“, weiß Robert E. Lane, Professor in Yale. Er hat ein Buch geschrieben über den „Verlust des Glücks in Marktwirtschaften“ und meint, dort finde „eine tragische Erosion der Familiensolidarität und des Gemeinschaftsgefühls statt.“

Ruut Veenhoven, Gründer der „World Database of Happiness“, hat Menschen weltweit zum Grad ihrer Zufriedenheit befragt - von 1 (extrem unzufrieden) bis 10 (extrem zufrieden). Deutschland liegt bei 7,2 - Guatemala auch! „Schlechte Bedingungen mit guten Aussichten“, schreibt der Frankfurter Soziologie-Professor Wolfgang Glatzer, „machen uns oft glücklicher als gute Bedingungen mit schlechten Aussichten.“

2. Lieben. Glücklich ist, „wer lieben kann“ (Hermann Hesse) und „wer andere glücklich macht“ (André Gide). Nichts, wirklich nichts macht uns glücklicher als unsere Freunde, unsere Familie. Ein soziales Netz ist die beste Absicherung gegen stimmungsmäßigen Absturz. Großzügigkeit wirkt auf uns selbst zurück: Wer gibt, gewinnt.

3. Sein. Extrovertierte Menschen sind glücklicher, aber die Stillen müssen nicht verzweifeln. Glück sei wie ein Muskel, den man trainieren kann, so die Forscher. Gelingende Selbstverwirklichung und der Eindruck, Einfluss auf das eigene Dasein, gar die Gesellschaft zu haben, hebt das Lebensgefühl enorm (s. auch: Stuttgart 21).

So neu eine gesellschaftlich gewollte Suche nach dem individuellen Glück ist - in der Menschengeschichte ging es jahrtausendelang ja eher ums Überleben - so streng sind die Glücksforscher mit modernern Industrienationen. So schreibt der Londoner Ökonom Lord Richard Layard: „Wir brauchen eine andere Art Staat, der auf Vertrauen, Solidarität, Kameradschaftsgefühl und Harmonie beruht.“ Der Staat als Glücksgarant - ist das nicht eine schöne Idee?