09.04.2011 - Nach dem Beben der Stärke 7,1 im Nordosten Japans sind immer noch 260 000 Menschen ohne Strom. Im Atomkraftwerk Fukushima 1 sind keine zusätzlichen Probleme aufgetreten. Bei dem Beben kamen drei Menschen ums Leben. Die japanische Regierung legt unterdessen einen Strahlungsgrenzwert für Reis fest.

Nach dem neuerlichen Erdbeben im Nordosten Japans waren am Samstag in dem betroffenen Gebiet noch immer 260 000 Menschen ohne Strom. Zahlreiche Haushalte waren von der Gas- und Wasserversorgung abgeschnitten. Bei dem Beben der Stärke 7,1 vom Donnerstag kamen drei Menschen ums Leben. Aus dem schwer beschädigten Atomkraftwerk Fukushima wurden keine zusätzlichen Probleme aufgrund des Erdstoßes gemeldet.

Dort pumpten Arbeiter am Samstag weiter Stickstoff in die Kammer eines Reaktors, um das Risiko einer Wasserstoffexplosion zu verringern. Außerdem leitete die Betreiberfirma Tepco weiterhin radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer. Damit soll Platz für die Lagerung stärker verstrahlten Wassers geschaffen werden. Die Arbeiten sollen am Sonntag abgeschlossen werden.

Die Regierung kündigte am Freitag neue Strahlungsgrenzwerte für Reis an. Bauern dürfen außerdem in Gebieten mit zu hoher Cäsium-Strahlung keinen Reis mehr anbauen. Bislang betrifft dies lediglich zwei Orte im Dorf Iitate, 40 Kilometer von dem Atomkraftwerk entfernt. Die Landwirte sollen für den Ausfall entschädigt werden. Die Regierung habe schnell entscheiden müssen, da man sich in der Pflanzzeit befinde, sagte Landwirtschaftsminister Michihiko Kano. Die Präfektur Fukushima ist das viertwichtigste Reisanbaugebiet in Japan. Vor wenigen Tagen hatte die Regierung erstmals auch Strahlungsgrenzwerte für Fisch festgelegt.

Am Freitag hoben die Behörden das Verkaufsverbot für einzelne Feldfrüchte aus bestimmten Gebieten auf. Spinat und die Gemüseart Kakina aus der Präfektur Gunma sowie Milch aus dem am weitesten vom Kraftwerk entfernten Teil von Fukushima dürfen nun wieder angeboten werden.

Ansturm auf Supermärkte

In zahlreichen Supermärkten in der Region gingen wegen eines Ansturms von Käufern nach dem jüngsten Beben Grundnahrungsmittel und Wasser aus, vielerorts wurde daraufhin die Menge der Einkäufe pro Person begrenzt. Auch an Tankstellen bildeten sich lange Schlangen.

Ein russisches Frachtflugzeug vom Typ Antonow AN-124 landete am Freitag in Atlanta in den USA, um eine 86 Tonnen schwere Riesenpumpe nach Japan zu bringen. Die umgebaute Betonpumpe soll dort zur Kühlung des havarierten Atomkraftwerks eingesetzt werden.

Die von Putzmeister America, einem Tochterunternehmen von Putzmeister aus Deutschland, gebaute Pumpe hat einen 60 Meter langen Auslegerarm und kann aus bis zu drei Kilometern ferngesteuert werden. So können auch bislang nur schwer zu erreichende Teile des AKWs Fukushima mit Wasser gekühlt werden.

Falls nötig, könnte die Pumpe auch eingesetzt werden, um das AKW einzubetonieren. Nach dem Atomunglück von Tschernobyl 1986 schickte Putzmeister elf Betonpumpen in die Ukraine. Die Pumpe aus Atlanta und eine weitere aus Los Angeles sollten am Samstag nach Japan gebracht werden.

China verbietet Lebensmitteleinfuhren aus zwölf Gebieten

China verbot unterdessen Lebensmitteleinfuhren aus zwölf Gebieten in der Nähe von Fukushima. Es handele sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme um zu verhindern, dass verstrahlte Lebensmittel ins Land gelangen, berichtete am Samstag die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die Importe aus anderen Teilen Japans würden zudem auf Radioaktivität getestet. Radioaktive Teilchen, die aus Fukushima stammten, wurden in vielen Teilen Chinas nachgewiesen.