Schwere Nachbeben in Japan
© AFPExakt einen Monat nach der verheerenden Erdbeben-Katastrophe hat ein schweres Nachbeben Japan erschüttert.
Die Provinz Fukushima ist von einem schweren Nachbeben erschüttert worden. Der Strom im Atomkraftwerk fiel zeitweise aus, Arbeiter mussten sich in Sicherheit bringen.

Im Nordosten und Osten Japans hat es ein schweres Erdbeben gegeben. Die Behörden gaben zunächst eine Tsunami-Warnung für die Pazifikküste aus. Es wurden kurz nach der Erschütterung Flutwellen von einem halben Meter in der Provinz Ibaraki gemessen. Nach etwa einer Stunde wurde die Warnung wieder aufgehoben.

Doch auch in der Hauptstadt Tokio gerieten Häuser stark durch das neue Nachbeben der Stärke 7,1 ins Schwanken. Der größte internationale Flughafen in Tokio wurde kurzzeitig geschlossen.

Das Erdbebenzentrum lag in der Provinz Fukushima, wo auch das havarierte Atomkraftwerk liegt. Die Stromversorgung von Fukushima wurde kurzzeitig unterbrochen. Wie der Betreiber Tepco zunächst mitteilte, fiel der Strom für die Pumpen zum Kühlen der Reaktoren 1, 2 und 3 aus. Das Einfüllen von Wasser sei dadurch gestoppt worden. Nach 50 Minuten sei die Stromversorgung wieder hergestellt worden, meldete ein Sprecher der Atomaufsichtsbehörde.

Regierung weitet Evakuierungszone um Fukushima aus

Nach dem Beben wurden die Arbeiter aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

Auf Live-Bildern des japanischen Fernsehsenders NHK war ein Feuer in der Stadt Iwaki zu sehen. Informationen über mögliche Opfer und weitere Schäden lagen zunächst nicht vor. Kurz nach ersten Beben kamen es erneut zu einer Erschütterung.

Am Morgen hatte die japanische Regierung entschieden, die Evakuierungszone rund um die Atomruine Fukushima auszuweiten. Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf den Regierungssprecher Yukio Edano. Derzeit gilt die Sperrzone nur für einen 20-Kilometer-Radius um das Atomkraftwerk. Innerhalb einer Woche sollten die Einwohner das Gebiet verlassen.

Die „Japan Times“ berichtete, dass die bisherige Evakuierungszone von 20 Kilometern komplett gesperrt werden soll. Den 70.000 betroffenen Menschen ist es dann nicht mehr gestattet, in den Trümmern ihrer Häuser nach Habseligkeiten zu suchen.

Trotz eindringlicher Appelle hat Japans Regierung bislang eine Ausweitung der Evakuierungszone abgelehnt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte eine Ausweitung auf 40 Kilometer, um die Bevölkerung vor Strahlen zu schützen. Die USA und Australien empfahlen ihren Bürgern, sich mindestens 80 Kilometer fernzuhalten.

Gleichzeitig vermeldete die Regierung, dass sie das Risiko weiterer massiver Strahlenlecks im havarierten Kernkraftwerk Fukushima 1 inzwischen für geringer halte, als zu Beginn der Katastrophe vor einem Monat. „Das Risiko, dass sich die Situation verschlechtern wird und dass es neue massive Ausstöße radioaktiver Substanzen geben wird, wird deutlich geringer“, sagte Regierungssprecher Yukio Edano.

Bild
© REUTERSBereits zum zweiten Mal hat die lokale Regierung von Fukushima sich geweigert, den Chef der AKW-Betreibergesellschaft Tepco, Masataka Shimizu, zu empfangen. Dieser war nach der Katastrophe erst einmal abgetaucht. Jetzt senkte er in Gedenken an die Opfer sein Haupt.
An einigen Orten seien erhöhte Strahlenwerte festgestellt worden, und es würden langfristige Gesundheitsrisiken befürchtet, erklärte Edano die Entscheidung der Regierung. Zugleich betonte er, dass es sich nicht um einen Notfall handele und die Bewohner nicht sofort evakuiert werden müssten.

Tepco-Chef Masataka Shimizu reiste indes in die betroffene Provinz, um sich bei der lokalen Regierung zu entschuldigen. Gouverneur Yuhei Sato weigerte sich jedoch laut Medien, ihn zu sehen. Es ist bereits das zweite Mal, dass der Gouverneur von Fukushima ein Treffen mit Shimizu ablehnt. Shimizu wird scharf kritisiert, da er sich zwei Tage nach Beginn der Katastrophe offiziell wegen Unwohlseins zurückgezogen hatte und seitdem nicht mehr in der Öffentlichkeit erschienen war. Mitarbeiter der Betreibergesellschaft versuchen unterdessen weiter, die Atomruine unter Kontrolle zu bringen.

Die Welle traf das Atomkraftwerk mit voller Wucht

zerstörtes Fukushima
© AFPNeue Bilder aus dem zerstörten Fukushima zeigen deutlich die Beschädigung.
Mit einer Schweigeminute haben die Japaner genau einem Monat nach der Katastrophe der Opfer des Erdbebens und des Tsunamis vom 11. März gedacht. Um 14.46 Uhr (Ortszeit; 07.46 Mitteleuropäischer Zeit), dem Zeitpunkt, als das verheerende Erdbeben der Stärke 9,0 die Region erschütterte, ertönten zudem Sirenen.

Regierungschef Kan bedankt sich für internationale Hilfe

In der zerstörten Stadt Kesennuma unterbrachen Soldaten ihre Suche nach in den Trümmern verschütteten Opfern, wie ein Reporter berichtete. Die Soldaten legten ihr Arbeitsgerät nieder und nahmen ihre Helme, Handschuhe und Schutzmasken ab, um der Toten zu gedenken. Seit der Katastrophe gelten fast 28.000 Menschen als tot oder vermisst.

Japans Regierungschef Naoto Kan bedankte sich für die internationale Unterstützung nach der Naturkatastrophe. In einem mit dem Titel „Vielen Dank für die Bande der Freundschaft“ überschriebenen Brief schreibt Kan, Menschen aus aller Welt hätten den Japanern Hoffnung gebracht und Mut gemacht. „Ich möchte jedem Land, jeder Organisation und Ihnen persönlich von tiefstem Herzen danken.“ Nach dem Beben und dem Tsunami habe es in der betroffenen Region weder Essen, noch Wasser, noch Strom gegeben. In dieser Zeit der „Verzweiflung“ hätten Menschen aus aller Welt geholfen.

Vier Wochen nach der Katastrophe

Die Möwen kommen
© AP/DAPDDie Möwen kommen. Vier Wochen nach der Katastrophe zieht der Geruch des Elends die Wasservögel in die vom Tsunami völlig zerstörte Stadt Rikuzentakata im Nordosten Japans.