Alles, was Wert haben könnte in der Ukraine, wird weiterhin ungebremst zerstört - dank der Mithilfe Washingtons. Da ist nicht nur die ethnische Säuberung der Donbass-Region von russischsprachigen Bürgern durch die Psychopathen in Kiew, sondern zusätzlich treibt das brutale Diktat des Internationalen Währungsfonds (IWF) eine der fruchtbarsten landwirtschaftlichen Regionen der Welt in die Fänge Monsantos und des westlichen Agrobusiness.

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Es sollte nicht vergessen werden, dass die monatelangen Proteste gegen die Janukowitsch-Regierung im November 2013 auf dem Maidan-Platz begannen, nachdem Janukowitsch ein geplantes Assoziierungsabkommen mit der EU abgelehnt hatte. Dieses Abkommen war an einen 17-Milliarden-Dollar-Kredit des Internationalen Währungsfonds gekoppelt. Anstelle der EU und der Vereinbarung mit dem IWF wählte Janukowitsch russische Wirtschaftshilfe in Höhe von 15 Milliarden Dollar plus einen 33-prozentigen Preisnachlass für russisches Erdgas sowie die Mitgliedschaft der Ukraine in der neu entstehenden Eurasischen Wirtschaftsunion mit Russland, Kasachstan und Weißrussland.

Für die Ukraine stand jedoch mehr auf dem Spiel als ein paar Milliarden Dollar zusätzlich. Dabei sind die Einzelheiten der »Bedingungen« für den IWF-Kredit wichtig, um zu verstehen, warum Janukowitsch sie zu Recht ablehnte. Als angeblich von der NATO ausgebildete Scharfschützen auf dem Maidan-Platz das Feuer auf friedliche Demonstranten und Polizeikräfte eröffneten und viele erschossen, führte die anschließende Panik zu Janukowitsch Flucht und zur Bildung genau der Regierung, die sich die Osteuropa-Beauftragte des US-Außenministeriums, Victoria »Fuck the EU« Nuland, wünschte, wie sie seinerzeit in einem Gespräch mit dem US-Botschafter in Kiew betonte. Der entscheidende Posten des Ministerpräsidenten ging, wie sie verlangt hatte, an den ehemaligen Finanzminister Arseni Jazenjuk, der den USA und dem IWF freundlich gesonnen war, und den Nuland liebevoll »Jats« nannte.

Schon in der Woche nach Jazenjuks Amtsantritt entsandte der IWF eine Delegation nach Kiew, um sich zu vergewissern, dass die neue Regierung tatsächlich den IWF-Bedingungen für den 17-Milliarden-Dollar-Kredit zustimmte. Die Antwort war ein überwältigendes »Ja!«. Am Ende seines Besuchs erklärte Reza Moghadam, der Leiter der Europaabteilung des IWF, er sei »beeindruckt von der Entschlossenheit der Behörden, ihrem Verantwortungsgefühl und der Orientierung auf ein Programm wirtschaftlicher Reform und Transparenz.«

Am 22. Mai kündigte der amerikanische Präsident der Weltbank, Jim Yong Kim, in Washington ein Hilfspaket über 3,5 Milliarden Dollar für die Ukraine an. Dabei lobte er die Jazenjuk-Regierung für ihr »umfassendes Reformprogramm, das sie mit der Hilfe der Weltbank-Gruppe umsetzen will«.

Die Plünderung der ukrainischen Landwirtschaft

Der IWF konzentriert sich vor allem darauf, die Reichtümer der ukrainischen Landwirtschaft für US-amerikanische und EU-europäische Agrobusiness-Konzerne, allen voran die Gen-Saatgut-Hersteller Monsanto und DuPont, zu öffnen.

Am 27. Mai 2014 verriet die New York Times die Wahrheit über den »großzügigen« IWF-Kredit. Entsprechend dem Motto: »Nichts ist umsonst«, muss die Ukraine zahlen, und zwar nicht zu knapp. Wie die New York Times berichtete, »bestehen westliche Interessen auf Veränderung, große Multis bekunden vorsichtiges Interesse an der ukrainischen Landwirtschaft«. Außerdem wurde enthüllt, wie die Reformen der Wirtschaft und insbesondere des Landwirtschaftssektors, die an den 17-Milliarden-Dollar-Kredit des IWF gebunden sind, »das Vertrauen ausländischer Investoren stärken«, weil sie »Bürokratie und Ineffizienz« des landwirtschaftlichen Sektors aufs Korn nehmen.

Schon 2012, als der damalige Präsident Janukowitsch die Bedingungen von IWF und Weltbank als zu große Belastung für das Land ablehnte, startete die Weltbank über ihre Privatsektor-Abteilung, die International Finance Corporation (IFC), ein Programm zur Ausweitung des Agrobusiness in der Ukraine. Die IFC etablierte das Ukraine Investment Climate Advisory Services Project zur Verbesserung des Investitionsklimas bis 2015 durch »Straffung oder Aufhebung von 58 verschiedenen Verfahren und Methoden«.

Unter anderem forderte die IFC, die Ukraine solle »Vorschriften bezüglich der obligatorischen Zertifizierung von Nahrungsmitteln in den genannten Gesetzen aufheben« und die Gesetzgebung an internationale Standards über Pestizide, Zusätze und Aromatisierung anpassen, um »unnötige Kosten für Unternehmen« zu vermeiden. Diese Forderungen werden voraussichtlich unter der IWF-freundlichen Regierung Jazenjuk umgesetzt; unter Aufgabe jeglicher staatlicher Zertifizierung für Lebensmittelsicherheit, der Freigabe von Pestiziden und Herbiziden sowie Zusätzen wie MSG.

Historisch ist die Ukraine als »Brotkorb Europas« bekannt. Laut einer Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums aus dem Jahre 2013 (vor dem von den USA angezettelten Februar-Putsch) war die Ukraine auf dem Weg, zum zweitgrößten Getreideexporteur der Welt (nach den USA) zu werden. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 30 Millionen Tonnen Getreide exportiert.

Die Ukraine besitzt noch immer einen Teil der fruchtbarsten Schwarzerde der Welt. Dank des landwirtschaftlichen Reichtums, vor allem des westlichen Landesteils, war die Ukraine vor der Krise der drittgrößte Exporteur von Mais und Baumwolle, der fünftgrößte Weizen-Exporteur und der größte Exporteur von Sonnenblumenöl. Der fruchtbare Boden beschert reiche Getreideernten. Bis vor Kurzem verhinderten ukrainische Gesetze den Privatbesitz von Ackerboden. Außerdem war der Anbau von Gen-Getreide verboten.

EU hebt GVO-Verbot auf

Ein Abschnitt des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und der Ukraine wird in den europäischen und amerikanischen Medien kaum erwähnt. Artikel 404 der EU-Vereinbarung bezieht sich auf die Landwirtschaft, einschließlich einer kaum beachteten Klausel: Unter anderem werden beide Parteien daran arbeiten, den Einsatz der Biotechnologie zu steigern. »Biotechnologie« ist Monsantos beschönigender Ausdruck für gentechnisch veränderte Organismen (GVO).

Der offizielle Text des Assoziierungsabkommens der EU mit der Ukraine lautet:
»LANDWIRTSCHAFT UND ENTWICKLUNG DES LÄNDLICHEN RAUMS, ARTIKEL 404: Die Zusammenarbeit der Parteien im Bereich Landwirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raums wird unter anderem folgende Bereiche umfassen: ... c) Förderung moderner und nachhaltiger landwirtschaftlicher Produktion unter Achtung der Umwelt und des Tierschutzes, einschließlich der vermehrten Nutzung organischer Produktionsmethoden und der Anwendung von Biotechnologie, darunter durch den Einsatz der besten Methoden in diesem Bereich.«
Kurz gesagt: Das Regime in der Ukraine hat bereits zugestimmt, das Verbot für den Verkauf von Ackerland aufzuheben und die ertragreiche Landwirtschaft für Monsanto, DuPont und das GVO-Agrobusiness-Kartell zu öffnen. Das ist ein schlechtes Vorzeichen für die Absicht, die EU relativ GVO-frei zu halten. Die großen Saatgut- und Getreideproduzenten der USA haben sich schon vor dem Februar-Putsch in der Ukraine breitgemacht. Der Wall-Street-Investmentbanker Michael Cox, Chef der Forschungsabteilung beiPiper Jaffray, schrieb kürzlich, die Ukraine zähle zu den »vielversprechenden Wachstumsmärkten für ... die Saatguthersteller Monsanto und DuPont«.

Monsanto ist schon seit Jahren in angeblich GVO-freien Regionen der Ukraine aktiv. Schon im Mai 2013 gab der Konzern, heute der weltgrößte Saatgut-Produzent, Pläne bekannt, in Vinnytsya in der Westukraine »Non-GVO«-Mais anzubauen. Vitali Fedschuk, Konzernsprecher für Monsanto Ukraine, erklärte gegenüber Reuters: »Die Samen sind für den ukrainischen Markt und den Export bestimmt.«

Diese Ankündigung erfolgte, bevor die Ukraine Artikel 404 zustimmte, durch den GVO und der vom IWF geforderte Verkauf von Ackerboden an private Investoren zugelassen werden. Ungefähr zur selben Zeit kündigte Pioneer Hi-Bred von DuPont, ein weiterer großer Hersteller von Gen-Saatgut, den Bau einer 40 Millionen Dollar teuren Saatgut-Fabrik im Zentrum des Landes an, in der Samen von Mais, Sonnenblumen und Raps produziert werden sollen. Der Name der Fabrik lautet »Stasi Seeds Pioneer Hi-Bred«. Auch in diesem Fall wurde nicht angegeben, ob in der Fabrik auch GVO-Saatgut hergestellt werden wird.