Deltawellen tragen im Tiefschlaf entscheidend zu Gedächtnisbildung bei

Lübeck - Der Körper nutzt den Nachtschlaf nicht nur, um sich zu regenerieren, sondern auch um Erlebtes und Erlerntes dauerhaft abzuspeichern. Neurobiologen der Universität Lübeck zeigten in Versuchen an Menschen im Schlaflabor, wie das Gehirn diesen Datentransfer bewältigt. Dabei wiesen sie nach, dass an der Gedächtnisbildung so genannte Deltawellen beteiligt sind. Diese langsam oszillierenden elektrischen Signale sendet das Gehirn im Tiefschlaf aus. Wurden die Signale bei den Teilnehmern über Elektroden verstärkt, so schnitten die Personen am Tag darauf deutlich besser in Gedächtnistests ab als andere Schläfer.

Weitere Einblicke in die Hirnaktivität im Schlaf lieferte ein Partnerteam der Universität Paris durch Versuche an Ratten. Diese Experimente zeigten, dass neu erworbene Lerninhalte zunächst im Hippocampus zwischengespeichert werden. Nach Eintauchen in den Tiefschlaf werden die Erlebnisse dann aufgerufen und an die Hirnrinde gesendet. Dort werden sie schließlich fest in das Langzeitgedächtnis integriert. Dabei signalisiert die Hirnrinde über die Deltawellen, wann der Erinnerungsspeicher zur Aufnahme bereit ist.

Dieses Signal geben die Deltawellen über Botenstoffe an den Hippocampus weiter. Während im Tiefschlaf die Konzentration des Botenstoffes Acetylcholin und des Stresshormons Cortisol auf ein Minimum absinken, wird die Substanz Noradrenalin genau dann ausgeschüttet, wenn der Hippocampus seine Informationen an die Hirnrinde überspielt. Wird die Wirkung von Noradrenalin medikamentös verzögert, so laufen auch die zellulären Prozesse der Gedächtnisbildung verzögert ab.