Zweimal schlug Japan Ende des 13. Jahrhunderts übermächtige Flotten der Mongolen zurück. Die Götter seien zur Hilfe gekommen, besagt die Legende, und hätten Taifune geschickt. Jetzt zeigen Geologen: Da ist was dran.

Mongolenschlacht von 1281
© picture-alliance/ Mary Evans Picture LibraryLegendäre Schlacht von 1281 (Zeichnung): Unter Kublai Khan versuchten die Mongolen, Japan zu erobern.
Hamburg - Die Mongolen hatten weite Teile Asiens erobert, ihr Reich dehnte sich Mitte des 13. Jahrhunderts von Europa bis nach China. Dann war Japan an der Reihe. Am 12. August 1281 segelte eine der größten Flotten der Weltgeschichte über die Koreastraße, 4400 Schiffe mit 140.000 Soldaten sollen in Japan gelandet sein.

40.000 Samurai und andere Kämpfer stellten sich den Invasoren entgegen. Drei Tage später waren die meisten mongolischen Krieger tot oder gefangen. Damit war nach 1274 der zweite Eroberungsversuch der Mongolen in Japan gescheitert. Wie konnte die Übermacht besiegt werden?

Der japanischen Legende zufolge hatten sich beide Male höhere Mächte auf die Seite Japans geschlagen. "Göttliche Winde", japanisch "Kamikaze", hätten die Schiffe der Angreifer versenkt. Jetzt haben Geologen Beweise für die Legende entdeckt.

Im Schlammboden des Daija-Sees nahe dem Schlachtfeld von 1281 haben Forscher Sandschichten gefunden, die während starker Stürme abgelagert wurden. Normalerweise sinken dort winzige Tonpartikel und Pflanzenreste auf den Boden; im Sommer mehr, im Winter weniger. Wie Jahresringe in einem Baumstamm bilden sie feine Schichten.

Mehr Taifune im Mittelalter

Als die Wissenschaftler um Jon Woodruff von der University of Massachusetts in Amherst die Sedimente der vergangenen 2000 Jahre untersuchten, machten sie zwei erstaunliche Entdeckungen: Zum einen enthielten Schichten, die 1274 und 1281 abgelagert worden sind, ungewöhnlich viele Steinchen. Zum anderen lagerten sich im Mittelalter deutlich häufiger solch grobe Schichten ab.

Woodruff und seine Kollegen erkennen in den Ablagerungen die Folgen von Taifunen - Wirbelstürme riesigen Ausmaßes, die mit mehr als 200 Stundenkilometern wehen können. Sie treiben Sand und Geröll in den See.

1274 und 1281 haben demnach besonders starke Taifune gewütet. Die heftigsten wehen üblicherweise im August, wenn das Meer vor Japan am wärmsten ist. "Unsere Studie stützt die These, dass Taifune entscheidend geholfen haben, die Invasionen der Mongolen abzuwehren", schreiben die Forscher im Fachmagazin "Geology".

Doch auch die zweite Erkenntnis hat es in sich: Zwischen den Jahren 250 und 1600 erlebte Japan deutlich mehr Taifune als seither. Die Forscher vermuten, dass das Wetterphänomen El Niño für erhöhte Sturmaktivität im Mittelalter gesorgt hat. Es treibt regelmäßig warmes Wasser über den Pazifik und kann Taifune anfachen.

Sie kehrten nicht zurück

Die Kamikaze-Erzählung hat Historikern zufolge die Überzeugung vieler Japaner begründet, ihr Land werde von Göttern beschützt. Allerdings scheint mittlerweile erwiesen, dass die Mongolen ihr Schicksal teils selbst verschuldet haben: Ihnen wurde wohl auch ihre mangelnde Erfahrung in der Seefahrt zum Verhängnis. Ihre Schiffe sollen weniger robust gewesen sein als die der Japaner.

Der "göttliche Wind" aber zeigte langfristige Wirkung: Die Mongolen kehrten nicht mehr nach Japan zurück, das Land blieb jahrhundertelang von Invasionen verschont. Im Zweiten Weltkrieg nutzten japanische Feldherren die historische Siegesgeschichte, um die Selbstmordabstürze ihrer Kampfflieger als Kamikaze zu glorifizieren.