Sie glauben, dass ihr Partner wie Jörg Kachelmann ein Doppelleben führt oder ihre Kollegin schwindelt? Wie Sie jede Unwahrheit entlarven, erklärt die Betrugssachverständige Pamela Meyer.

Jörg Kachelmann kann aufatmen: Das Landgericht Mannheim hat den Schweizer Wettermoderator vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Die Begründung der Richter? Für eine Verurteilung reichten die Indizien nicht aus. Seine ehemalige Geliebte hatte ihn wegen Vergewaltigung angeklagt.

Mit der Festnahme des heute 52-Jährigen im Mai 2010 war auch das merkwürdige Doppelleben, beziehungsweise Vielfachleben des Wettermoderators aufgeflogen: 14 Frauen hatten bis dato gedacht, sie seien jeweils die Einzige in Jörg Kachelmanns Leben. „Lausemädchen“ nannte er sie alle, soll seine Gute-Nacht-Grüße als Rundmail verschickt haben. Eine gigantische Lebenslüge, die angesichts der Affärenskandale um Arnold Schwarzenegger und Tiger Woods wie eine Krankheit berühmter Männer scheint.

Aber auch Normalo-Männer lügen in „harmloseren“ Alltagssituationen häufiger, nämlich 1092 Mal jährlich, als Frauen mit 728 Mal. Das fand das Londoner „Science Museum“ in einer aktuellen Studie heraus.

Warum lügen wir?

Die Befragung von 3000 Männern und Frauen offenbarte außerdem: Männer schwindeln vor allem in Bezug auf ihren Alkoholpegel: „Ich habe gar nicht so viel getrunken!“ ist ihre häufigst ausgesprochene Lüge. Frauen verbergen hingegen meist ihre wahren Gefühle. „Es ist nichts, mir geht es gut“, streiten sie bei Missmut ab.

„Täuschungsmanöver können entweder offensiver oder defensiver Natur sein“, weiß Pamela Meyer, Autorin des Ratgebers „Wie man jede Lüge erkennt“. In der US-Finanzwelt gilt die Betrugssachverständige als menschlicher Lügendetektor.

Sie erklärt: „Bei offensiven Lügen wollen wir eine Belohnung kassieren, uns einen Vorteil verschaffen oder bewundert werden - zum Beispiel, indem wir bei unseren Fähigkeiten in Bewerbungsgesprächen übertreiben“.

Zu den defensiven Motiven, so die Expertin, gehörten die Vermeidung von Strafen und Peinlichkeiten, der Schutz einer anderen Person vor Strafe, der Eigenschutz vor körperlicher oder emotionaler Bedrohung, die Vermeidung einer unangenehmen sozialen Situation sowie das Aufrechterhalten der Privatsphäre.

Wie Sie herausfinden, ob Ihr Liebster „zu seinem Schutz“ lügt, wenn er von der Nacht mit seinen Kumpeln erzählt, ob ihre Kollegin falsch lächelt oder Ihre beste Freundin auf Ihren Partner steht? Durch Gespräche! Welche verbalen und nonverbalen Hinweise Lügner verraten, erklärt Pamela Meyer hier:

Nonverbale Indizien für Lügen
  • Das Herumspielen an Haaren, Körperteilen, Kleidung oder Gegenständen signalisiert Nervosität und einen Fluchtimpuls. Wer außerdem die Füße Richtung Tür ausrichtet, würde am liebsten gehen.
  • Versteinerte Haltung: Untermalende Gesten nehmen ab, je stärker sich der Sprecher auf das Spinnen einer Geschichte konzentrieren muss. Stattdessen werden die Hände oft unter dem Tisch versteckt.
  • Um „das Böse nicht sehen zu müssen“, reiben sich Männer oft die Augen, Frauen fassen sich unter die Augen.
  • Blinzelfrequenz: Lügner schlagen ihre Augen öfter auf und zu. Stellen Sie zuerst unverfängliche Fragen, um den Unterschied auszumachen.
  • Natürliche Gesten äußern sich zeitgleich auf beiden Gesichts- oder Körperhälften. Unecht ist die Asymmetrie von Gestik oder Mimik, also ein schiefes Lächeln, ein finsterer Blick mit nur einem Auge oder ein einseitiges Schulterzucken.
  • Aufrichtige Emotionsausdrücke finden meist gleichzeitig statt, gespielte nacheinander. Wer vorgibt zu schmollen, würde z.B. zuerst die Arme verkreuzen und dann einen Schmollmund ziehen. Wer wirklich beleidigt ist, tut dies zeitgleich. Achten Sie also auf falsches Timing!
  • Falsches Lächeln: Nur jeder zehnte Mensch kann die um die Augen gelegenen Muskeln bewusst steuern, so dass der Gesamteindruck eines echten Lächelns entsteht.
  • Tipp: Prüfen Sie das Gesicht Ihres Gegenübers genau auf Mikroexpressionen. Diese flüchtigen Gefühlsregungen können kaum unterdrückt werden und offenbaren, was eine Person wirklich empfindet, z.B Wut.
Verbale Indizien für Lügen
  • Glaubwürdigkeitsphrasen wie „Soweit ich weiß“, „Um ehrlich zu sein“ oder „Ich schwöre“ kommen oft vor, wenn die gespielte Aufrichtigkeit unterstrichen werden soll.
  • Versucht jemand sofort das Thema mit ausweichenden Antworten zu wechseln, Gegenfragen zu stellen oder Ihre Fragen zu ignorieren? Dann will er vielleicht herausfinden, wie viel Sie bereits wissen.
  • Das wortwörtliche Wiederholen der Frage ist eine Taktik, um Zeit zu gewinnen und eine Antwort zu konstruieren. Will jemand lediglich sichergehen, dass er die Frage richtig verstanden hat, wird er nur einen Teil wiederholen.
  • Angespannte Nerven sorgen oft dafür, dass die Stimmlage höher rutscht, wegen der hohen Konzentration auf die Lüge könnte die Stimme flach und monoton werden. Alternativ könnte sie leise und flehend klingen.
  • Unnatürliche Ausformulierung: Versucht eine Person ihre Schuld zu verbergen, betont sie die Wörter eventuell ungewöhnlich. Das natürliche „Ich war´s nicht“, wird dann zu „Ich war es nicht“.
  • Sprachliche Fehler: Viele „Ähm"s und „Äh"´s, sowie holprige grammatikalische Konstruktionen enstehen, wenn der Gesprächspartner sich eine Lügengeschichte strickt.
  • Wenn der Tonfall betont und unangebracht emotionslos ist, sollten Sie stutzig werden. Denn dann möchte der Gesprächspartner die Bedeutung des Themas herunterspielen.
  • Tipp: Lassen Sie Ihr Gegenüber die Geschichte ab einem bestimmten Punkt und aus einer anderen Perspektive wiederholen oder rückwarts erzählen - weil die Details logisch sein müssen, wird ein Lügner hier schnell straucheln.